大綱引き und mehr

Am Sonntag nach unserem Strand-Ausflug ging es dann nach Naha, da dort dann das um eine Woche verschobene 大綱引き (ootsunahiki) stattfand. Im Grunde ist das eine Art Tauziehen, nur mit einem großen Tau. Einem sehr großen Tau. Insgesamt war es 200m lang und hatte einen Durchmesser von über einem Meter und ein Gesamtgewicht von über 40 Tonnen. Und daran ziehen dann mehrere Tausend Menschen und versuchen es auf ihre Seite zu bekommen – nach Osten oder Westen eben. Bevor das Ziehen jedoch begann, gab es eine sehr lange Parade, bei der 14 große Banner durch die Hauptstraße der kokusai-dôri getragen wurden und dazwischen gab es auch immer wieder kleinere Darbietungen. Insgesamt hat die Parade sehr lange gedauert und wir haben sie uns nicht ganz angeschaut, sondern sind irgendwann erst einmal Taco-Reis essen gegangen xD Das war (wie fast alles hier in Japan) wirklich lecker. Der Name sagt eigentlich alles: Tacos und Reis. Es ist wohl sehr beliebt auf Okinawa und besteht aus Hackfleisch, Käse, Salat, Tomaten und eben Reis.

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Der Anfang der Parade.

Gestärkt ging es dann rüber in eine Parallelstraße der kokusai-dôri, wo das Ziehen dann stattfinden sollte. Es waren wirklich viele Menschen da und dauerte noch eine ganze Weile, bis es wirklich anfing. Vorher kamen noch die ganzen Banner und stellten sich auf – 7 auf der Ostseite, 7 im Westen – und eine große goldene Kugel wurde mit einem Kran zwischen zwei hohen Gebäuden befestigt. Dann wurden als Krieger verkleidete Leute auf so Bahren von beiden Seiten über das Seil zur Mitte gefahren, wo sie miteinander kämpften. Nach dem Kampf fuhren sie wieder weg und das Tauziehen konnte beginnen.

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Eines der 14 großen Banner. Alle waren anders verziert.

Es dauerte etwa eine halbe Stunde; dabei wurden von dem großen Tau eben kleinere Taue abgespalten, damit möglichst viele Leute ziehen konnten. Irgendwie war es schon ziemlich anstrengend, aber auch lustig. Ich habe dann auch gleich noch ein wenig mit einem japanischen Ehepaar gequatscht, das am gleichen Seil wie ich zog. Die beiden waren selbst auch Touristen von der Hauptinsel und erzählten mir ein wenig von ihrem Heimatort und zeigten mir Fotos (Schnee!), und dann machten sie netterweise noch ein Foto von mir. Nach dem Ziehen (ich habe leider keine Ahnung, auf welcher Seite ich war und wer nun gewonnen hat xD) konnte man sich ein Stück Seil abschneiden, da das Glück für das Jahr bringen soll. Also habe ich mir ein Stückchen Seil mitgenommen, das ich an mein Balkongeländer gebunden habe. Mal sehen, ob es mir Glück bringt für das kommende Japan-Jahr :)

Zum Schluss wollten die beiden netten Japaner noch ein Foto mit mir machen und ich bedankte mich für die ganzen Infos, die sie mir gegeben haben, und dann verabschiedeten wir uns.

Insgesamt war das Fest wirklich interessant und auch spaßig, und ich habe wieder einen Teil von der Kultur Okinawas selbst miterlebt!

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Fast alle aus dem Sprachkurs waren da und brachten was Leckeres mit!

Den Rest der Woche habe ich größtenteils in der Uni verbracht und es gab eher wenig Spannendes zu berichten. Mittwoch gab es im washitsu des Wohnheims (Zimmer im japanischen Stil) einen kleinen Treff von unserem Sprachkurs, wo jeder Essen mitgebracht hat und wir in gemütlicher Runde zusammensaßen. Ich wollte was „Deutsches“ machen und habe einen Kartoffelsalat mitgebracht, der erst einmal bestaunt wurde (sind ja fast nur Leute aus Ostasien im Kurs^^) und ich erfuhr, dass die deutschen Austauschstudenten vor uns damals auch Kartoffelsalat gemacht hatten xD Aber ich glaube, er kam trotzdem ganz gut an :)

Freitagabend waren wir dann zu viert mit Doro, Max und Steffi das erste mal auf Okinawa im Karaoke und es war lustig! Nicht ganz so luxuriös wie das damals in Osaka, aber die Musikauswahl war genauso groß und das ist ja das Wichtigste. Ich denke, da werden wir noch ein paar Mal hingehen :)

Heute, am Samstag darauf, waren wir wieder auf der kokusai-dôri, diesmal, um uns weiter in Läden umzusehen, da wir vorher ja nicht alles geschafft hatten. Außerdem wollte Steffi noch ein Geschenk für ihre Mutter kaufen und wir anderen wollten uns ohnehin noch ein wenig dort umschauen. Diesmal kam auch Patricia mit, eine DaF-Praktikantin auch aus Düsseldorf, die für sechs Wochen hier ist und ein Praktikum bei den Deutschkursen absolviert. Da wir gestern Abend allerdings alle erst spät zurückgekommen waren, beschlossen wir, zu unterschiedlichen Zeiten loszufahren – Max hatte eine Bäckerei mit Buffet vorgeschlagen, in dem es wohl echtes Brot geben sollte, und das wollte ich natürlich mit eigenen Augen sehen xD Also fuhren wir schon wieder recht früh hin, und ich muss sagen, das Brot dort war toll und auch das ganze andere Essen hat gut geschmeckt. Es war praktisch ein all you can eat und man konnte ganz viel probieren und neben verschiedenem Brot, das an sich schon genial³ war, gab es noch Salate, Suppen und und und. Insgesamt hat es sich echt gelohnt und war super lecker!

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Ein Pikachu mit einer Sanshin! Wie genial ist das denn?

Danach gingen wir zur Post, wo wir Steffi, Lea und Patricia trafen und gingen gemeinsam noch ein wenig über die Straße und schnupperten in verschiedenen Läden rein. Nebenbei habe ich mir noch zwei schöne bunte Tücher gekauft, die nun bei mir im Zimmer an der Wand hängen. Da die Vormieter wohl alle auch irgendwas an den Wänden hatten, sind da leider überall Flecken, wo der Putz ab ist und das sieht nicht besonders schön aus. Daher wollte ich unbedingt was davor aufhängen :) Dann habe ich mir in einem Schreibwarenladen noch ein Kanjischreibheft für Schüler gekauft, vielleicht lerne ich dann mal, die Dinger auch halbwegs gleich groß zu zeichnen…^^“

Max und Lea gingen dann etwas früher wieder zurück nach Hause, während Patricia, Steffi und ich noch ein wenig über die kokusai-dôri bummelten, einen JUMP-Laden entdeckten und uns auch in den Seitenstraßen umsahen. Später aßen wir in einem kleinen Laden zu Abend und da Patricia Veganerin und Steffi Vegetarierin ist, war es etwas anstrengend, zu bestellen. Eigentlich wollten wir erst nur wissen, ob es Gerichte mit nur Gemüse gab, dann hat uns der nette Mitarbeiter aber gleich vorgeschlagen, extra was für die beiden zu machen mit Tofu, gekochtem Reis und gebratenem Gemüse. Sehr nett! Es hat nur etwas lange gedauert, bis er wirklich verstand, was die beiden mit „kein Fleisch oder Fisch“ meinten^^“

Insgesamt war es ein sehr langer Tag und seltsamerweise bin ich nicht besonders müde, obwohl ich eine Woche Uni hinter mir habe und vergangene Nacht nur fünf Stunden geschlafen habe. Trotzdem sollte ich bald wohl schlafen gehen, da nächste Woche so gut wie jeden Tag was ansteht. Ich bin nämlich nun dem Sanshin- und Eisa-Klub beigetreten und es macht sehr viel Spaß, aber dadurch habe ich nun öfters auch abends was vor und Freitag steht eine Halloween-Party hier im Wohnheim an.

Übrigens, wie vielleicht jemandem aufgefallen sein könnte, sieht der Blog nun etwas anders aus. Ich wollte eigentlich von Anfang an ein Foto in den Banner tun, und nun, da ich schon sehr viele Bilder hier auf Okinawa gemacht habe, habe ich mich mal an einem neuen Banner versucht. Weiß aber noch nicht genau, ob ich das so lasse; eigentlich wollte ich was „typisch“ Okinawanisches nehmen, aber irgendwie eignen sich nur die wenigsten Bilder dafür ;)

Ausflug zum Meer

Vergangenes Wochenende kam zur Abwechslung mal kein Taifun vorbei und wir konnten endlich was unternehmen. Da wir eigentlich vorher schon geplant hatten, mal zum Meer zu fahren, und Samstag sehr schönes Wetter angesagt war, dachten wir uns, wann, wenn nicht jetzt? :)

Max hatte den Tipp, dafür doch rüber auf 渡嘉敷島 (Tokashiki-jima) zu fahren, eine Insel etwa 40 Minuten von Naha entfernt. Praktisch, wenn jemand schon was länger da ist und die guten Orte kennt :D Da die Fähre allerdings nur einmal täglich hin- und wieder zurück fährt, standen wir bereits um 6 Uhr auf (und das an einem Samstag Q_Q) und fuhren nach Naha.

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Wie im Bilderbuch.

Da ich schon lange nicht mehr mit einer Fähre gefahren bin, war das Geschwanke anfangs doch etwas gewöhnungsbedürftig, aber immerhin ist mir nicht schlecht geworden :D Und es hat sich mehr als gelohnt!

Auf Tokashiki angekommen, fanden wir mehrere Leute mit Taxi-Bussen vor, die alle anboten, Touristen gegen ein kleines Entgelt an einen der beiden Strände zu fahren. Eine nette Frau nahm uns also mit und brachte uns zum Aharen-Strand. Unterwegs zeigte sie uns dabei auch ein paar interessante Orte, empfahl uns einen guten Laden zum Essen und dann brachte sie uns auch noch hoch auf einen Hügel und hielt an, damit wir Fotos machen konnten. Die Aussicht, die man von dort hatte, war einfach unbeschreiblich…

Später fuhr sie uns dann runter zum Strand und versprach, uns später wieder abzuholen. Wir sind daraufhin zum Strand und ich will nicht zu viel sagen, ich denke die Bilder weiter unten beschreiben ziemlich gut, wie schön es dort war :)

Nach einigen Stunden, lecker チャンプルー (chanpurû, Gemisch aus gebratenem Gemüse, Fleisch, Tofu und wasweißichallem…sehr lecker!), riesigem かき氷 (kakigôri, eine Art geraspeltes Eis mit Sirup) – Lea musste ja unbedingt „so groß wie möglich“ bestellen :D – und einer kleinen Erkundungstour über den Strand beschlossen Max, Steffi und ich, den Rückweg zu Fuß anzutreten und unterwegs noch was von der Landschaft mitzunehmen. Laut Max sollte der Rückweg etwa eine Stunde dauern und so machten wir uns schon gegen kurz vor 4 wieder auf, da die Fähre zurück um 17 Uhr abfahren sollte und es ja nur die eine gibt – verpasst man die, muss man halt auf der Insel übernachten. Es gibt da nur ein kleines Dörfchen mit laut Wikipedia knapp 700 Einwohnern und nur einer einzigen Ampel auf der Insel :D Und so schön die Insel auch ist, übernachten wollten wir da nicht, also hieß es laufen^^ Während die anderen auf den Bus zurück warten wollten, machten wir uns zu dritt an den Aufstieg – ja, die Insel ist wie so ziemlich ganz Japan sehr gebirgig, also musste man erst ein ganzes Stück bergauf laufen, um dann später auf der anderen Seite wieder runterzugehen und dann ist man quasi schon am Hafen. Klingt leicht, war in der prallen Sonne aber gar nicht mal so einfach, kam mir dann aber doch nicht sooo weit vor – wahrscheinlich, weil die Umgebung so schön ist und man da mehr auf die Aussicht als auf den Weg geachtet hat. Falls jemand mal auf dieser Insel ist, würde ich den Weg zu Fuß wirklich empfehlen!

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Das passiert, wenn man es der Kamera überlässt, die „richtigen“ Einstellungen zu wählen: Ein richtiges Postkartenmotiv, hübsch anzuschauen, aber weniger realistisch :D

Die Insel ist so wunderschön, still und friedlich, ich glaube, ich weiß wo ich in 60 Jahren hinziehe, um Gôyâ aufzuziehen (okinawanische Gurke, soll sehr sehr bitter, aber auch gesund, sein, ich hatte aber noch nicht Gelegenheit, sie zu probieren). Vielleicht werde ich dann auch über 100 Jahre alt :D

Wir waren dann aber doch schneller als erwartet und hatten so am Hafen noch Zeit, uns in den kleinen Souvenir-Lädchen umzusehen, ehe wir wieder auf die Fähre gingen. Diesmal bekamen wir sogar einen Platz oben an Deck, wo das Geschwanke noch etwas stärker war, aber so konnte man noch besser den Wind und die Aussicht genießen – unterwegs gab es auch zahlreiche kleine Inselchen, wirklich hübsch. Und da gerade die Sonne unterging, war es gleich doppelt schön :)

Wieder in Naha, liefen wir noch etwas über die kokusai-dôri (wenn man schon da ist…) und gingen noch einmal essen (diesmal hatte ich chanpon, wobei die okinawanische Art wohl irgendwie sowas Ähnliches wie chanpurû zu sein scheint…egal, hauptsache lecker^^).

Phanfone, Vongfang und ein Ausflug ins Theater

Zunächst einmal möchte ich mich für die in diesem Post etwas schwache Foto-Qualität entschuldigen. Meist hatte ich leider nur das Handy dabei und nicht die Kamera, und damit kann man natürlich nicht so schöne Bilder schießen :/

Puh, ich hoffe, nun war es das aber mit Taifunen für den Rest des Jahres! Erst Phanfone und direkt eine Woche später Vongfang…Dank der tollen Eigenheit, dass beide ausschließlich am Wochenende hier wüten mussten, fielen gleich zwei aufeinander folgende Wochenenden hier auf Okinawa wortwörtlich ins Wasser. Außerdem hatten wir sogar einen Stromausfall für einige Stunden! Das Fest in Naha wurde um eine Woche verschoben, also hoffe ich, nach diesem Wochenende davon berichten zu können :)

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Wichtige Infos bezüglich des Taifuns, die irgendwann in unseren Briefkästen steckten.

Viel zu tun gab es also leider nicht, aber am Freitagabend gab es immerhin eine Willkommensfeier hier im Wohnheim für uns. Aufgrund des heftigen Regens und schon am Vorabend starken Winds konnten zwar nicht alle kommen, die wollten, aber dennoch hatten wir viel Spaß und mal wieder war es sehr sehr interessant zu erfahren, was für Leute hier auf Okinawa sind! Die kommen echt aus allen Ecken der Welt und es ist unglaublich spannend, sich mit ihnen zu unterhalten.

Zusätzlich gab es noch so nette Kennenlern-Spielchen für uns Neulinge, bei denen wir beispielsweise in drei Gruppen geteilt wurden und dann unsere Arme über Kreuz und die Hand eines anderen halten sollten – und dann galt es, sich zu entwirren und in der Gruppe einen Kreis zu bilden. Eigentlich kennt so ziemlich jeder das Spiel, da es in der Grundschule oder im Kindergarten recht beliebt ist – tja, was ein Haufen über 20-Jähriger damit anfangen soll… im Ende war es aber dann doch nicht so leicht, schließlich musste man ja irgendwie miteinander kommunizieren…und was Japanisch angeht, haben die meisten noch etwas Schwierigkeiten^^ War aber wirklich lustig und hat uns viel zu lachen gegeben und somit seinen Zweck erfüllt.

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Das passiert, wenn ein Taifun nach dem anderen kommt und ich nicht raus kann – aber hey, immerhin bin ich wieder motiviert :)

Das Wochenende mussten wir wie bereits erwähnt drinnen bleiben; da aber am Montag Feiertag und somit frei war und auch das Wetter sich gebessert hatte (der Taifun war vorübergezogen und es war zwar immer noch windig, aber kein Vergleich zu Samstag und Sonntag), beschlossen wir, wenigstens diesen einen Tag zu nutzen. So gingen wir zu Fuß zum Shopping Center von Nishihara, zu dem wir bereits an unserem zweiten Tag mit dem Bus hingebracht worden waren. Es war zwar gar nicht mal so weit (etwa eine halbe Stunde Hinweg), aber da es praktisch die ganze Zeit bergab ging, dauerte der Rückweg entsprechend länger. Dort habe ich mir erstmal ein weiteres Kissen gekauft, da mein Pokémon-Kissen doch etwas zu klein ist (endlich nicht mehr auf einem Pulli schlafen!) und Pantoffeln, damit ich was für den Balkon habe (es waren die größten, die ich finden konnte, und trotzdem sind sie etwas zu klein, aber sie erfüllen ihren Zweck^^) und haben dann noch lecker gegessen. Da Doro am Abend noch was vor hatte, verabschiedete sie sich schließlich, um zurückzugehen, und wir anderen bummelten dann noch zu viert etwas durch den Laden. Später dann entschieden wir, noch zum Meer zu gehen, das ganz in der Nähe war. Da es noch etwas bewölkt und durch den Wind sogar schon fast kühl war an dem Tag, war es zwar nicht so strahlend blau, aber immerhin hatte ich nun schon mal das Meer gesehen! Yay! Ich bin aber sicher, irgendwann werde ich noch die Gelegenheit haben, es bei schönem Wetter zu bewundern…schließlich braucht man nur lang genug in irgendeine Richtung gehen und kommt zwangsläufig nach nicht allzu langer Zeit zum Meer…

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Mein Ticket für das Schauspiel. Studenten erhielten einen vergünstigten Preis :)

Donnerstag dann wurden wir von der Uni aus mit Bussen nach Naha ins Theater gefahren und haben uns kumi odori (組踊) angeschaut. Dabei handelt es sich um Theater vermischt mit Musik und Tanz, das Anfang des 18. Jahrhunderts im damaligen Ryûkyû-Königreich (heutiges Okinawa) entstand und seit 2010 auch zum UNESCO-Kulturerbe gehört. Die Texte werden dabei gesungen und begleitet von sanshin (dreisaitiges Musikinstrument),  koto (Instrument mit 13 Saiten), fue  (Flöte),  taiko (Trommeln) und kokyû (Streichinstrument).

Da die Stücke entsprechend alt sind und dann schön auf alt-okinawanisch, war es nicht allzu einfach zu verstehen, aber netterweise gab es an den Seiten so hohe, schmale Bildschirme, auf denen der gerade gesungene Text nochmal in modernem Japanisch stand. Vor dem eigentlichen Stück jedoch gab es, da es sich um eine Aufführung extra für Schüler und Studenten handelte, noch ein anderes Stück, das uns kumi odori erklären sollte: シンデレラ (Cinderella) – ja, das Märchen :D In kumi odori-Form. Das war wirklich gut und auch lustig, da die teilweise doch sehr modernen Worte einen starken Kontrast zu der eher altertümlich wirkenden Schauspielkunst bildeten und auch einige Witze eingebaut wurden^^ Außerdem wurde dafür einer aus dem Publikum auf die Bühne geholt, der keinen Plan von etwas hatte und dann mal eben Cinderella spielen durfte :P

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Das Theater von Außen.

Danach folgte nach einer kurzen Pause das eigentliche Stück,執心鐘入 (shûshin kane iri). Dabei geht es darum, dass ein Typ sich im Winter verläuft und an einem Haus nach Einlass fragt. Die Frau im Haus verliebt sich in den Kerl (執心, shûshin: Vernarrtheit), will ihn heiraten und stalkt ihm daraufhin hinterher, was ihm nicht so gut gefällt und weshalb er in einen Tempel läuft und sich in einer Glocke (鐘, kane: Glocke, 入; iri: hineingehen) versteckt und die Mönche bittet, ihm zu helfen. Eigentlich dürfen Frauen nicht in Tempel rein, aber das ist der Trulla egal und sie läuft ihm hinterher. Die Mönche wollen sie rauswerfen, da wird sie zum Dämon (鬼, oni) und gruselt etwas herum und macht halt Dämonenzeugs. Der Typ flieht währenddessen aus der Glocke, sie geht hinein und macht weiter ihr Dämonenzeugs, während die Mönche beten, damit sie verschwindet. Irgendwann haut sie ab und da war auch schon Ende – keine Garantie auf Richtigkeit, ich habe nicht alles verstanden, aber so in etwa dürfte es stimmen xD

Insgesamt ist das Theater eher langsam und wenn man nicht alles versteht, kann es etwas langweilig wirken, aber auf jeden Fall war gut, es zumindest einmal gesehen zu haben; so ein altes Stück Kultur, das auch nach 300 Jahren noch praktiziert wird, kann schon sehr spannend sein. Wer sich immer noch nichts unter kumi odori vorstellen kann, kann sich ja hier auf Youtube einen Ausschnitt anschauen: http://www.youtube.com/watch?v=P7a79aQWY48 (sogar aus dem Stück, das wir gesehen haben). Na, wie ist es? :D Der Gesang folgt immer dem gleichen Rhythmus, dementsprechend hatte ich den Rest des Tages über immer die gleiche Melodie im Kopf ^^

Während der Aufführung waren Fotos verboten, aber später dann hatten wir noch die Gelegenheit, Fotos von den Schauspielern und Musikern zu machen und Fragen zu stellen. Die Leute waren alle sehr nett und ich muss sagen, dass dieser Ausflug wirklich eine sehr interessante Erfahrung war – hätte die Uni uns nicht dorthin mitgenommen, wäre ich wohl nie auf die Idee gekommen, mir altes okinawanisches Theater anzuschauen.