Eine freudige Überraschung

Dummerweise hat sich mein anfangs nur etwas nerviger Husten in eine richtige Erkältung verwandelt und so saß ich die letzten Tage mehr oder weniger lebendig mit dröhnendem Kopf, schmerzendem Hals und Ninjamaske im Unterricht. Letzte Woche Donnerstag aber kam ich nachmittags nichtsahnend nach Hause, im Kopf nur der Gedanke an Schlaf, spicke kurz in den Briefkasten und kann kaum meinen Augen trauen, als ich ein Päckchen darin sehe.

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Der Briefträger hat es trotz seiner Größe in den Briefkasten gestopft, sodass die Klappe nicht mehr zu ging :D

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Und das war da drin! Eine selbstgemalte Quaggan-Geburtstagskarte (kuuu!), ein Zelda-Schlüsselanhänger und…Hyrule Historia *__*

Vielen lieben Dank, Miri, für die tollen Geburtstagsgeschenke, die haben mir echt den Tag versüßt! Ich habe mich wirklich sehr gefreut ^_^

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Eine der Germanistik-Studentinnen hatte aus den Universal Studios Bertie Botts Bohnen mitgebracht…

Freitag wurden wir deutschen Austauschstudenten dann von den japanischen Germanisten hier zum Trinken und Karaoke eingeladen. Der Abend war wirklich sehr nett. Einige hatte ich bereits vorher in Düsseldorf getroffen, als sie einen Sommerkurs an unserer Uni gemacht hatten. Dabei hatten sie sogar einen kleinen Film über ihre Reise gedreht, den wir uns dann zusammen anschauten – es war ein sehr seltsames Gefühl, in einer japanischen Bar ein Video über Deutschland zu sehen und viele Orte wiederzuerkennen. Da kommt schon fast sowas wie Heimweh auf :D

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…ich erwischte die Geschmacksrichtungen Wurst, Seife und Marshmallow.

Danach entschlossen wir uns, noch spontan ins Karaoke zu gehen (vergesst den Hals), was wieder sehr sehr spaßig war. Einer der Lehrer war sogar auch dabei^^ Allgemein finde ich bemerkenswert, wie locker die meisten Dozenten hier sind, das ist wirklich sehr entspannend.

Samstag war eher ruhiger, da ich endlich mal meinen Vortrag für den Sprachkurs vorbereiten musste. Ausgerüstet mit Teekanne, Honig und Schal hing ich also den halben Tag am PC. Immerhin bin ich fertig geworden und abends dann schauten wir uns unten in der Lobby wieder einige Filme an. Ich glaube es tat gut, einen Tag mal etwas ruhiger angehen zu lassen.

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Natürlich kam in dem Stück auch ein shiisa vor, der von diesen beiden Schauspielern gespielt wurde.

Sonntagabend fuhren Doro, Steffi und ich nach Naha, da wir mit dem Kurs okinawa jijou Freikarten für ein Musical (ayamiya no utage) bekommen hatten. Dummerweise hatte der Bus Verspätung und kroch dann förmlich nach Naha, da die Straßen voll waren (rush hour sei Dank), und dann liefen wir anscheinend noch irgendeinen Umweg (obwohl wir zweimal nach dem Weg gefragt hatten…), sodass wir am Schluss etwa eine halbe Stunde zu spät waren. Zum Glück hatte das richtige Stück noch nicht angefangen, da davor noch eine andere Aufführung stattgefunden hatte, und wir konnten noch schnell rein.

Das Musical erzählte die Geschichte der letzten 400 Jahre Okinawas und war wirklich gut gemacht. Selbstverständlich (es ging ja um Okinawa) gab es auch sanshin und eisa, was mir natürlich besonders gut gefallen hat^^ Aber auch der Teil über den zweiten Weltkrieg war sehr eindrucksvoll und verschaffte mir Gänsehaut…

Ansonsten ist die letzten Tage nicht viel passiert und ich habe daher nicht so viele Fotos gemacht. Vergangenes Wochenende fuhr uns Adam, ein Doktorand von der HHU, der noch bis April hier ist (wieso sind so viele Düsseldorfer hier O_o‘) netterweise mit dem Auto zum American Village, wo ich mir noch ein wenig was für den Winter gekauft habe. Mittlerweile ist es hier (vor allem abends) auch schon recht kühl für Okinawa-Verhältnisse (= 15°C) und sehr windig und so ungerne ich das zugebe, ich habe mich mittlerweile so sehr an das Klima hier gewöhnt, dass ich eine richtige Frostbeule geworden bin. So schlimm wie bei den Einheimischen ist es zwar nicht (die laufen teilweise schon mit Winterjacken und Mützen herum), aber abends fröstel ich dann doch schon etwas herum, also musste dringend was Dickeres her…

Von Schlössern, Ananas und Pocky

Soa, mit einem etwas kratzigen Hals und genug Tee für die nächsten zehn Jahre intus hier mal ein weiteres Status-Update :)

Mittwoch waren wir erneut im Shuri-Schloss, diesmal jedoch mit einem Kurs, der sich mit der Kultur Okinawas befasst (沖縄事情, okinawa jijou). Wir wurden mit Bussen gefahren und bekamen dann jeder einen Stapel Papier mit Aufgaben in die Hand gedrückt, das wir während der Besichtigung ausfüllen sollten. Spaß~

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Ziemlich imposant, nicht?

Diesmal gingen wir auch hinein in das Schloss, wo unsere Lehrerin uns allerhand Informationen zum Schloss, seiner Geschichte und und und gab. Insgesamt war es zwar schon recht interessant, aber auch irgendwie sehr viel auf einmal und ich fand schade, dass wir da ziemlich schnell durchgehuscht sind und kaum Zeit hatten, uns selbst umzuschauen. Vielleicht sollte ich irgendwann noch einmal in Ruhe dahin (und dann auch endlich mal mein Stempelheft vollstempeln^^ auch wenn nur Schüler eine Belohnung erhalten ._.).

Der Rest der Woche verlief eher ruhig. Sonntag dann fuhren Doro, Patricia, Sota und ich zum Pineapple Park in Nago und es war wirklich…interessant. Der Name ist Programm: Es geht um Ananas. Zuerst fährt man mit einem Ananas-Kart (wie genial ist das denn bittte?!) und hört sich verschiedene Informationen über Ananas an – die Frau hat uns natürlich die englischen eingestellt und was soll ich sagen – sie waren sehr informativ (Achtung: Ironie). „Do you know where the name ‚pineapple‘ comes from? It comes from ‚pine‘ and ‚apple’!“ (Originalzitat)

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Episches Ananas-Kart. Allein dafür lohnt sich ein Besuch im Pineapple Park.

Man lernt eben nie aus.

Ansonsten gab es später noch ganz viel Ananas-Merchandise (kann man das so nennen? xD), angefangen bei Ananaswein über Ananaskuchen und -kekse bis hin zu Plüschtieren. Sehr gut! Glücklicherweise konnte man da viel probieren, so habe ich meine jährliche Dosis Ananas an einem einzigen Tag stillen können (jk, esse hier recht oft Ananas, da es in der Mensa praktisch jeden Tag welche gibt :D) und habe mir am Ende doch „nur“ Kekse und einen Schlüsselanhänger gekauft.

Dienstag war für mich ein sehr schöner Tag. Es war das erste Mal seit Jahren, dass ich an meinem Geburtstag mal was unternommen habe. Leider konnten Saki und die anderen nicht kommen, versprachen mir aber, dass wir irgendwann bei einer Takoyaki-Party nachfeiern ^^ So war unser Trüppchen aus Düsseldorf doch wieder unter sich. Es gab tollen Schokokuchen aus dieser unglaublich genialen Konditorei (gut, dass in diesem Karaoke-Raum die beim Singen verbrannten Kalorien gezählt wurden…wieso auch immer) und dann waren wir abends noch im Karaoke – für fast sieben Stunden! Ich hatte erst Sorge, ob das klappt, da die ganze Woche vorher mein Hals seltsam gekratzt hat, aber nach gefühlten tausend Litern Tee, Honig und heißer Zitrone (danke für den Wasserkocher, Max) habe ich mich dann schließlich für doch nicht krank erklärt und was soll ich sagen – es geht mir zumindest nicht schlechter :D Ich glaube, der Husten liegt bloß an der trockenen Luft in den Räumen hier, denn draußen ist es besser.

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Steffi musste ja unbedingt noch die Kerzen dazu kaufen Q____Q Ansonsten war der Kuchen richtig lecker und fuwafuwa³!

Übrigens, in Düsseldorf bekomme ich immer „haha, du hast an Karneval Geburtstag!“ zu hören, und meine Hoffnung, hier doch wenigstens an einem stinknormalen Tag Geburtstag zu haben, wurde leider nicht erhört – hier gilt der 11.11. als der Pocky-Tag (ポッキーの日, pokkii no hi) oder (seltener) auch als 独身の日 (dokushin no hi)…ich übersetze mal als Forever-Alone-Tag XD

Jedenfalls war der Abend wirklich sehr sehr schön und es tut mir leid, dass alle heute morgen ziemlich müde im Unterricht erschienen sind (oder eben nicht, will ja keine Namen nennen hier *hust*^^“) Und auch lieben Dank für die schönen Geschenke (neben ganz viel Pocky ein süßes Pflanzendings, das aussieht wie ein Pokémon, sowie ziemlich schöne Haarspangen  ^_^).

Volles Programm

Dinge, die ich hier in Japan am öftesten zu hören bekomme:

  • Du bist aber groß! (jep, aber in Deutschland gelte ich auch schon als groß^^)
  • Sind deine Haare von Natur aus gelockt? (leider ja…und die hohe Luftfeuchtigkeit hier macht es nicht besser :<)
  • In Deutschland isst man doch Wurst und Bier, oder? (so viel zu Stereotypen…)
  • Herzlichen Glückwunsch, ihr seid Weltmeister geworden! (ähm, danke? ich habe auch wahnsinnig viel dazu beigetragen o.O)
  • Wieso studierst du Japanisch und was führt dich nach Okinawa? (wow, das werde ich daheim auch immer gefragt)
  • Magst du japanisches Essen? (jaa!)
  • Was? Du sprichst neben Japnisch auch Englisch? Du kannst aber viele Sprachen! (o.O wow. vielleicht sollte ich andere Sprachen gar nicht erst erwähnen…)
  • Gibt es in Deutschland auch Taifune oder Erdbeben? (zum Glück nicht. und Godzilla bleibt auch brav in Japan)
  • Du kannst aber gut Japanisch! (every single day – dabei bin ich sicher, mein Japanisch ist grauenhaft)

Die letzte Woche war ständig was los und wie es scheint, geht es auch so weiter. Da Montag Feiertag war, hatte ich sogar ein verlängertes Wochenende und somit einen Tag mehr Zeit, etwas Spannendes zu unternehmen! Und nebenbei habe ich die Bedeutung von völliger Übermüdung  richtig zu spüren bekommen (sleep is for the weak)…aber von Anfang an:

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Wichtiger Hinweis auf dem Plastikschildchen meines Kuchens.

Auf das Wochenende habe ich mich schon lange besonders gefreut, denn erstens hatte ich Freitag dann endlich den Kurzvortrag über 市場 (ichiba, ein Markt in Naha) hinter mir, zu dem wir am Montag gefahren waren und zweitens waren wir nachmittags mit Doro und Patricia wieder lecker Kuchen essen (Halloween-Kuchen und フワフワ (fuwafuwa) Kuchen, der wirklich seeeehr fluffig und lecker war!

Am Abend gab es hier im Wohnheim eine Halloween-Party, bei der sowohl Austauschstudenten als auch japanische Studenten waren. Eine gute Gelegenheit also, Leute kennenzulernen. Ich hab mich wieder mit allerhand Leuten unterhalten und mich gleich noch mit einer Japanerin angefreundet, die Erziehungswissenschaften studiert und mir angeboten hat, mir bei etwaigen Sprachproblemen beiseite zu stehen. (Vielen Dank für deine Hilfe mit meinen O-bon-matsuri-Hausaufgaben, Kiriko!)

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Mein toller eisa-Klub, dem ich beigetreten bin ^_^

Samstag hatte der eisa-Klub eine Aufführung im 子供の国 (kodomo no kuni, ein Freizeitpark für Kinder mit u.a. auch einem kleinen Zoo). Da ich noch nicht so lange dabei bin, konnte ich natürlich nicht mitmachen, aber ich durfte mitkommen, um es mir anzuschauen. Es war echt cool! Am besten war natürlich die Aufführung des eisa-Klubs ^_^ Aber es gab auch andere Gruppen, die Dinge aufführten, die waren auch interessant. Später sind wir noch in das „Wonder Museum“ gegangen, in dem es verschiedenen Kram zum Probieren und „Staunen“ (war ja eigentlich für Kinder^^) gab. An einer Station sollte man möglichst schnell leuchtende Schalter drücken und ich war die Schnellste von uns o.O Tja, Videospielen sei Dank…*hust*

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Die Qualität ist zwar leider alles andere als überragend, aber darf ich vorstellen: 流之友 (ryû no tomo), der eisa-Klub!

Das war übrigens das erste Mal, dass ich ganz allein praktisch den ganzen Tag mit Japanern unterwegs war und ich hätte nie gedacht, dass ich mich schon so gut auf Japanisch unterhalten kann. Klar habe ich nicht alles verstanden, aber die Leute merken schnell, wenn ich nicht mitkomme und formulieren ihre Aussagen dann neu, bis ich es dann auch mal kapiert habe^^‘ Ich bin richtig froh, so einem netten Klub beigetreten zu sein! Als wir dann so kleine Kärtchen bekamen, wo jeder einen Wunsch drauf schreiben sollte, habe ich erstmal geschrieben, dass ich mein Japanisch verbessern will. Hoffentlich geht er in Erfüllung :)

Später wurde mir dann angekündigt, dass ich bei der nächsten Aufführung dann mitmachen soll. Uaahh. Ob ich je so gut sein werde :O

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Äußerst sinnvolle Songtexte.

Am Abend dann beschloss unser Düsseldorf-Trupp, nochmal ins Karaoke zu gehen und wir haben für insgesamt vier Stunden nur ein Drittel von dem gezahlt, was wir in Düsseldorf für zwei Stunden zahlen…ich merk schon, ich werd hier richtig Karaoke-süchtig o_O“ Es macht aber auch zu viel Spaß!

Sonntag dann fuhren Steffi, Doro, einige Leute aus Doros Sprachkurs und ich zum American Village. Wir haben Taxis genommen und den Preis geteilt, da es mit dem Bus wohl teurer wäre, schließlich muss man umsteigen…Es war ziemlich cool und ich habe mir doch tatsächlich einen Pulli in meiner Größe kaufen können! Was ich auf Okinawa mit einem Pulli will? Nichts, aber über Neujahr fliegen Max, Steffi und ich für eine Woche nach Kyôto und da freue ich mich schon richtig drauf, schließlich soll die Stadt wunderschön sein <3 Und für Okinawa habe ich natürlich nichts an Winterklamotten eingepackt, also hey~ muss ausnutzen, dass es im American Village was in meiner Größe gibt *lach*

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Im American Village gibt’s sogar ein Riesenrad^^

Montag nahm uns dann Saki, eine Germanistikstudentin, mit zum 首里城際 (shurijôsai, Fest beim Shuri-Schloss). Saki kann schon richtig gut Deutsch und ab April nächsten Jahres macht sie zwei Auslandssemester in Hamburg und wir treffen uns gerne mal zum Deutsch und Japanisch üben. Sie brachte noch einige Freundinnen mit, von denen eine sogar nach Düsseldorf kommt für ein Jahr! Wir haben schon ausgemacht, dass wir uns, wenn ich wieder in Deutschland bin, mal treffen :D

Das Fest ging eigentlich drei Tage und Montag war dann der Abschluss, bei dem es eine Art Prozession gab mit verkleideten Menschen. Es war ziemlich interessant und dann haben wir noch Curry-Reis zu Mittag gegessen, der echt gut war. Ins Schloss gegangen sind wir dabei nicht, da wir Mittwoch mit der Uni nochmal dahin fahren. Deshalb sind wir nur eine Weile durch den Schlosspark spaziert und haben uns dann nachmittags wieder auf den Rückweg gemacht und vorher noch ein wenig im Supermarkt eingekauft.

Zu Hause dann galt es, für zwei Kanjitests am Dienstag zu lernen, und dann wurde der eine (natürlich der, auf den ich besser vorbereitet war) auf Freitag verschoben. Gnah. War ja klar…