Aufbruchstimmung

Ich weiß, der Titel klingt recht dramatisch, aber mir ist klargeworden, dass ich mittlerweile nur noch einen Monat auf Okinawa bin. Dann ziehe ich aus dem Wohnheim aus und fliege auf die Hauptinsel, wo ich die letzten Wochen meines Auslandsaufenthaltes verbringe, ehe ich Mitte September nach Deutschland zurückkehre. Und da die meisten meiner Kommilitonen bereits im August nach Hause fliegen, muss ich mich da schon von ihnen verabschieden.

Auch im Unterricht merkt man, dass es aufs Ende zugeht: jetzt stehen Referate an (die hier scheinbar beliebter sind als schriftliche Prüfungen, zumindest habe ich von letzteren nur zwei); da ich mich aber gleich zu Beginn gemeldet habe, konnte ich die meisten meiner Vorträge bereits letzte Woche halten und jetzt steht nur noch einer an.

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Wir sind zwar nicht ganz fertig geworden, aber dennoch war es ein erfolgreicher Tag. Danke, dass wir das 月ノ音 als Drehort verwenden durften!

Unsere Projektarbeit läuft soweit auch ganz gut; zwar sind wir damals am Samstag nicht mit allen Szenen fertig geworden, aber netterweise haben uns die Ladenbesitzer erlaubt, diese Woche Samstag noch einmal vorbeizukommen und uns sogar Tempura zur Stärkung geschenkt. Nach dem Filmdreh waren alle auch total erschöpft. Wir beschlossen, uns danach noch eine Weile gemütlich im Washitsu zusammenzusetzen und Essen zu bestellen. Während ein Teil der Klasse das Essen abholen ging, lag der andere Teil eher apathisch auf dem Tatami-Boden herum^^“ Immerhin war das Essen lecker und schenkte uns zumindest etwas Kraft.

Am Abend gingen Fan, U, Steffi und ich spontan ins Karaoke. Obwohl jeder unglaublich müde war und wir deshalb nur „ein bis zwei Stunden“ dorthin wollten, saßen wir dann doch bis kurz vor 5 Uhr noch da…ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich Sonntag erst sehr spät aufgestanden bin D:

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Auch in der Stadt Okinawa: Überdachte Einkaufspassagen.

Mittwoch dann gab es eine Exkursion mit Okinawa Jijou in die Stadt Okinawa (die nicht Hauptstadt der Präfektur Okinawa ist; das ist Naha). Dort besichtigten wir eine Art Archiv, das nochmal einige Infos und Ausstellungsobjekte zum Thema Zweiter Weltkrieg und US-Militärbasen auf Okinawa hat. An sich ganz interessant, nur, dass wir das jetzt wochenlang in jedem Fach durchgenommen haben und es deshalb auch nur Wiederholung des zuvor Gelernten war. Immerhin konnten wir uns danach noch ein wenig in der Gegend umschauen. Da es an dem Tag aber weniger schwül als vielmehr einfach nur heiß war – so heiß, dass die Sonne einfach nur auf der Haut wehtat – ging es allen eher weniger gut und wir suchten uns lieber schattige Orte. Wenn es einfach nur weniger heiß hier wäre…

Abends dann gingen ein paar Kommilitonen und ich nochmal ins 月ノ音 (tsuki no oto), „unsere“ Bar, um was zu essen und nach der Erlaubnis zu fragen, noch einmal drehen zu dürfen. Am Donnerstag stellte die 1組, also die Klasse über uns, ihre Projektarbeit vor: Ein Theaterstück, und zwar 竹取物語 (taketori monogatari). Das ist eine sehr alte japanische Sage, in der es darum geht, dass ein Bambussammler eines Tages einen leuchtenden Bambusbaum im Wald findet. Als er diesen zerhackt, findet er darin ein winziges Baby, das der Bambus-Mann und seine Frau adoptieren. Daraufhin findet der Sammler auch jeden Tag leuchtenden Bambus, aus dem Gold herauskommt, und so werden sie reich und erziehen das Bambuskind zu einer Art Prinzessin. Da sie so schön ist, wollen alle edlen Leute des Reiches sie heiraten, aber sie stellt ihnen unmögliche Aufgaben, die alle nicht erfüllen können. Trotzdem trifft sie dann irgendwann den Kaiser, in den sie sich doch verliebt, aber auch den will sie nicht heiraten. Wie sich herausstellt, kommt sie nämlich eigentlich vom Mond und muss bald dorthin zurück. Alle sind traurig, als die Mondmenschen kommen, um sie abzuholen; sie schenkt ihrem Ziehvater noch einen Trank, mit dem er unsterblich wird, aber er wirft ihn ins Feuer, weil er ohne seine Tochter nicht unendlich leben möchte. Sie schreibt auch einen Abschiedsbrief an den Kaiser und schenkt ihm ebenfalls so einen Trank; als er den Brief liest befiehlt er seinen Soldaten, auf den höchsten Berg des Landes zu gehen (da dieser dem Himmel und somit dem Mond am nächsten ist) und dort Brief und Trank zu verbrennen.

Fun fact: Unsterblichkeit bedeutet im Japanischen 不死 (fushi oder auch fuji). Es wird gesagt, dass der höchste Berg Japans dadurch seinen Namen erhalten hat: Fuji. Die Kanji dafür sind 富士山. Erstens fand man wohl, dass man das Todes-Kanji nicht in dem Namen drin haben möchte und zweitens bedeutet diese Schreibweise sowas wie „Berg voller Soldaten“, was ja auch passend war, schließlich gingen viele Soldaten des Kaisers auf den Berg, um den Brief zu verbrennen. Übrigens ist der Fuji ja ein ziemlich großer Vulkan, der früher noch etwas herumgequalmt hat – man fand die Vorstellung, dass der Rauch von dem verbrannten Brief herrührte, wohl netter als sich ständig Sorgen zu müssen, ob der Fuji bald ausbricht. Das „山“ wird „-san“ gelesen und heißt nichts anderes als Berg. Daher also Berg Fuji oder Mt. Fuji, wenn man so möchte. Oder eben Fujisan, wie die Japaner ihn nennen.

Übrigens gibt es zu der Sage auch einen Anime-Film von Studio Ghibli, den ich damals sogar schon einmal gesehen hatte: Die Legende der Prinzessin Kaguya.

Die Aufführung war sehr sehr gut. Eigentlich hatte sie eine Woche vorher bereits stattfinden sollen, war wegen des Taifuns aber verschoben worden. Ich hoffe, dass unser Film ebenso gut ankommt.

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Womöglich das letzte Mal im American Village?

Freitag bin ich mit Max nochmal nach Naha zur Kokusai-dori gefahren, da ich mir endlich vernünftiges Papier besorgen wollte (mein Zeichenblock hat das Storyboard für den Film leider nicht überlebt) und nebenbei nach einem Buch Ausschau halten wollte. Letzteres habe ich leider nicht gefunden, weshalb ich dann doch auf Amazon zurückgreifen musste. Immerhin fanden wir noch einen Laden mit gutem okinawanischen Essen. Schade, dass wir den nicht vorher schon entdeckt hatten^^ Am Abend dann ging es noch einmal ins Karaoke, diesmal mit ein paar Kommilitonen. Ich war aber sehr müde und bin deshalb schon früher (d.h. gegen 4 Uhr morgens) nach Hause gegangen, während der Rest noch etwas da blieb. Samstag gingen wir Yakiniku essen (warum gibt es das nicht in Deutschland?) und Sonntag fuhr ich mit Sho, Marjory und Steffi nach Chatan ins American Village. Wir teilten uns für eine Weile auch auf, da jeder andere Ziele hatte. Spätestens, als die Verkäufer in den Läden Englisch mit mir sprechen wollten, fiel mir auf, dass ich an einem Touri-Ort war und mich jeder für einen Amerikaner hielt. Wenn ich dann auf Japanisch antwortete, sahen sie aber alle immer sehr erleichtert aus…^^

Gestern war durch einen Feiertag („Tag des Meeres“, aber niemand konnte mir sagen, was genau das für ein Feiertag ist) auch frei, wobei ich nicht viel gemacht habe. Es hat fast den ganzen Tag geschüttet, wodurch Rausgehen keine Freude war. Und so viel wir jetzt auch unternehmen wollen, jetzt, da es aufs Ende zugeht, es tut manchmal gut, einfach mal zu entspannen und nichts zu tun. Finde ich zumindest. Da mein zuvor bestelltes Buch dann auch gestern angekommen ist, habe ich einen Großteil des Tages mit Lesen verbracht.

Taifun-Party

Während vor meinem Fenster dank Chan-Hom die Welt untergeht, und das schon seit gestern, nun schon zwei Tage Unterricht ausfielen, ich meine Hausaufgaben und Vorträge für nächste Woche größtenteils schon vorbereitet habe und nicht viel zu tun habe, dachte ich, ich erzähle ein wenig was davon, wie es so in der Taifun-Zeit hier zugeht.

Sommer bedeutet in Okinawa (neben unerträglicher Hitze) Taifun-Zeit. Im Durchschnitt kommen hier so 7-8 Stück pro Jahr vorbei (die meisten innerhalb Japans; Tokyo z.B. kommt nur auf drei Stück jährlich), die meisten zwischen Juni und September. Vergangenes Jahr, als ich hier ankam, kamen im Oktober gleich zwei Stück nur eine Woche auseinander hier vorbei, Phanfone und Vong-fang, natürlich beide am Wochenende. Beide waren relativ stark, aber dauerten nicht so lange an.

Im Mai gab es hier auch einen Taifun, welcher allerdings schwächer war und nur einen Vormittag unterrichtsfrei bedeutete. Damit erlebe ich heute meinen insgesamt vierten Taifun.

Wenn sich im Ozean hier vorne ein Taifun bildet und Kurs auf Okinawa nimmt, so wird früh genug davon berichtet und genaustens im Auge behalten, wie schnell er sich auf Okinawa zubewegt, wie stark die Böen sind und wann er hier eintrifft. Dann gibt es eine schicke Website des japanischen Wetteramtes, auf der man sich anschauen kann, was für Warnungen gerade ausgegeben werden (Tsunami, Taifun, Erdrutsche, Vulkane, Schneestürme etc. pp. – letztere sind auf Okinawa eher selten ;) ). Wenn es eine 暴風 (bôfû, starker Sturm)-Warnung gibt, hat man sich drinnen aufzuhalten. Dann fällt auch der Unterricht aus (je nachdem, wann die Warnung aufgehoben wird, kann es vorkommen, dass nachmittags wieder Unterricht stattfindet). Wenn sich ein Taifun nähert, bekommen wir hier im Wohnheim auch immer rechtzeitig Bescheid gesagt, sodass man sich auch vorbereiten kann, als da wären: Zeitungspapier besorgen, um es in die Fensterritzen zu stopfen,  Zeugs von seinem Balkon reinholen, Cup-Nudeln und andere lange haltbare Nahrungsmittel besorgen etc.

Oft passiert es nämlich, dass der Strom ausfällt (war diese Nacht auch wieder zweimal der Fall, insgesamt für mehrere Stunden), und wenn man dann was leicht verderbliches im Kühlschrank hat, ist das schlecht (besonders bei Okinawas Temperaturen). Cup-Nudeln sind da praktisch, und da in Japan ja vorwiegend mit Gas und nicht mit Strom gekocht wird, kann man auch bei einem Stromausfall Wasser kochen. Zusätzlich besitzt jeder von uns eine Taschenlampe in seinem Zimmer, und auf den Fluren sowie in der Lobby gibt es eine Notstrombeleuchtung, die bei einem Stromausfall anspringt und dann noch einmal ein bis zwei Stunden leuchtet.

Bei uns heißt das: Hm, kein Licht. Draußen ist es zu laut, drinnen zu ruhig (der Kühlschrank summt nicht mehr). Da man bei Dunkelheit nicht schlafen kann (fragt nicht), gehen wir dann meist in die Lobby und sitzen da herum, futtern Eis und unterhalten uns. So saßen wir gestern auch wieder bei unserer 停電 (teiden, Stromausfall)-Party unten, selbst, als die Notfallbeleuchtung auch schon ausgegangen war, während draußen der Wind herumheulte. Eigentlich ganz gemütlich.

Wenn man aus dem Fenster schaut, sieht man manchmal, wie bei Mos (Burgerladen) gegenüber die Lichter ausgehen, und bei Coco (Konbini) auch die Notstromversorgung anspringt. Konbinis haben ja immer, ich betone, IMMER, auf (auch bei Taifunen, jap. der arme Mensch, der da gerade Schicht hat) und wenn denen was aus den zahlreichen Kühlregalen vergammelt, ist das nicht so gut, daher haben die eigene Stromgeneratoren. Die Türen gehen dann auch nicht mehr automatisch auf, sondern der Mitarbeiter muss die manuell öffnen, die Mülleimer sind reingeholt worden…am Tage, wenn man sich die Vorbereitungen anschaut, kommt schon ein etwas seltsames Gefühl auf. Auch, wenn Osamu-san die Mülltonnen des Wohnheims vorsorglich wegsperrt, damit sie niemandem ins Fenster oder, noch schlimmer, ins Gesicht fliegen.

Trotz starker Sturmböen konnten wir gegen 5 Uhr morgens zusehen, wie ein Lastwagen neue Vorräte zu Coco geliefert hat. Okinawa halt :D

Wie schon erwähnt, muss man aufpassen, dass kein Regenwasser ins Zimmer eindringt. An meinen Fensterscheiben klebt verschiedenes Grünzeugs und sie sind so dreckig, dass ich wahrscheinlich auch ohne die Wasserwand nicht viel erkennen könnte, aber viel schlimmer ist, dass mir trotz Papier und Handtüchern Wasser ins Zimmer gekommen ist. Gnahh. Dennoch nicht ganz so schlimm wie beispielsweise bei Doro oder Steffi. Beide haben eine Randwohnung, und während bei Doro Wasser aus der Abzugshaube in der Küche trieft, tropft es bei Steffi von der Decke. Ich will nicht wissen, wie es im Zimmer darüber aussieht D:

Und so tobt hier seit gestern ein Taifun herum. Heute im Laufe des Tages wurde die Starksturm-Warnung zwar aufgehoben, allerdings ist es immer noch sehr sehr stürmisch (nur eben nicht mehr ganz so stark, haha) und man sieht bei dem Regen kaum was. Dennoch war ich vorhin kurz bei Coco, mir was zu trinken kaufen, und bei Mos, weil ich einen der neuen Curry-Burger probieren wollte. Habe dabei noch ein paar Kommilitonen getroffen, die sich auch die Beine vertreten wollten (und zur Abwechslung mal weniger als 35° herrschten). War ganz gemütlich, da zu sitzen und aus dem Fenster in den Regen zu schauen. Das Problem ist nur, dass der Regen eben nicht aufhört, und man schon bei der einen Minute Fußweg komplett nass wird (ein Regenschirm bringt im Übrigen absolut nichts, der zerbricht sofort bei den Winböen).

Wer Interesse hat, kann sich hier mal anschauen, was hier so in der Gegend herumwütet: Meteoearth. Die zentrierte Stadt, Ginowan, ist die nächste größere Stadt hier in der Gegend. Der nächste Taifun ist auch nicht mehr weit, wobei es sein kann, dass der doch nochmal den Kurs ändert und an Okinawa vorbeifegt. Dann bekommt man nur noch starken Wind mit. Chan-Hom ist streng genommen allerdings auch nicht direkt durch Okinawas Hauptinsel, sondern eine der südlicheren Inseln gewütet, aufgrund seiner Stärke aber ist hier auch schon Weltuntergangsstimmung.

Es ist wohl schwer, sich einen Taifun vorzustellen. In Deutschland kommt ja nur alle paar Jahre mal ein Sturm vorbei. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass die Windgeschwindigkeit des Sturms Pfingsten 2014 maximal ca. 150km/h betrug. Chan-homs Böen schwankten bisher zwischen 220 und 270km/h, mal als Vergleich. Im Gegensatz zu Deutschland sind aber sowohl die Einwohner als auch die Pflanzen hier Taifune mehr oder weniger gewohnt, sodass die Häuser entsprechend gebaut sind, Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden und auch die Bäume, die hier stehen, haben schon einige Taifune überstanden und werden wahrscheinlich auch diesmal nicht umfallen.

Morgen planen wir, die meisten Szenen für unser Filmprojekt zu drehen. Ich denke aber, dass der Taifun sich langsam weiter Richtung China verzieht und wir deshalb morgen gut raus können.

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Übrigens wurde ich hier schon ein paar Mal gefragt, welche Sprache in Deutschland denn eigentlich gesprochen wird. Manche glauben wohl immer noch, es sei Englisch, „weil Deutsche sprechen immer so gut Englisch“. Wie man’s sieht :D Ich wurde letztens, als ich mich mit einigen anderen Ausländern auf Englisch über den JLPT unterhalten hatte, von einem Amerikaner gefragt, ob ich Deutsche sei – das hatte er sofort an meiner Aussprache erkannt. Seufz. Der Test fand übrigens nicht an meiner Uni hier statt, sondern an der Christlichen Uni etwas weiter entfernt. Über den Test an sich schweige ich mich mal aus. Ich sage nur so viel: Kanji sind tatsächlich nicht meine Stärke. Aber das ist ja nichts Neues.

Damit der Beitrag nicht ganz so langweilig wird, füge ich noch ein paar zusammenhanglose Bilder der letzten Zeit ein.

Endspurt

Langsam viel zu schnell und sicher geht es aufs Ende meines Japan-Jahres zu. Zwar bin ich noch etwas über zwei Monate hier, allerdings ist das Semester in sechs Wochen schon vorbei und dann heißt es, Abschied nehmen von meinen Kommilitonen und allen anderen netten Leuten, die ich hier getroffen habe. Und obwohl ich das Gefühl habe, erst kurz in Japan zu sein, kommt es mir trotzdem vor, als würde ich sie schon sehr lange kennen alle. Letztens war eine im Eisa-Club auch erschrocken, als ich sagte, dass ich ja bald zurückfahre. Sie hatte komplett vergessen, dass ich Austauschstudentin bin, und dachte, ich wär schon immer da gewesen und würde auch für immer da bleiben^^ Das hat mich schon sehr gefreut.

Jedenfalls, da mir/uns hier nur noch recht wenig Zeit bleibt, versuchen wir, dafür umso mehr gemeinsam zu unternehmen. So war ich Ende Juni mit ein paar Freunden aus dem Eisa-Club bei Drum Tao, einer Trommelgruppe, die wohl auch weltweit bekannt ist und auf sehr beeindruckende (und laute) Art und Weise eine Geschichte vorführt. Fast also wie Theater, nur mit viel Bummbumm :D Ich habe später erfahren, dass sie nach Japan in Deutschland am zweitmeisten Aufführungen haben. Nicht schlecht!

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Leider durfte man von der Aufführung keine Fotos machen, deshalb hier ein random Bild von vor der Halle :P

Es war super schön und mal was ganz anderes. Wenn mich die Leute aus dem Club nicht darauf angesprochen hätten, ob ich mitkommen wollen würde, wäre ich wohl niemals auf die Idee gekommen, mir so eine Drum Performance anzuschauen :D

Ich erfuhr auch, dass in der Halle, wo es stattfand, letztes Jahr im August (d.h. einen Monat vor meiner Ankunft) Bump of Chicken dort ein Konzert gegeben hatte. Und einer sagte, seine Bekannte hätte zwei Tickets über gehabt und jemanden gesucht, der mitgekommen wäre….ARRRRGH!

Fan schenkt Suppe ein.

Netterweise wurde ich danach abends noch nach Naha gefahren, wo ich mich mit ein paar Klassenkameraden zum Essen traf.

Am nächsten Tag fuhren Doro, Steffi und ich wieder nach Naha, diesmal, weil wir zum Buffet wollten. Ich war ja Ende Oktober (siehe hier) schon einmal mit Max da gewesen und da es so gut war, wollten Doro und Steffi auch einmal dahin. So fuhren wir Sonntag morgen mit dem Bus nach Naha, nur um festzustellen, dass es das Buffet nicht mehr gibt :( Stattdessen wurde der Laden in eine Konditorei umfunktioniert, was zwar auch cool ist, sich als Frühstück aber nur bedingt eignet…letztendlich gingen wir dann in einem anderen Laden frühstücken, aber leider ohne Buffet :/ Da hatten wir uns wohl zu viel Zeit gelassen.

Mittwoch war dann ein Herr aus Nagasaki bei uns in der Uni, der den Atombombenabwurf 1945 miterlebt hat und uns seine Geschichte erzählen wollte. Zum Zeitpunkt des Abwurfs war er 14 Jahre alt gewesen und überlebte eigentlich nur durch Zufall, da er gerade etwas außerhalb des Zentrums der Stadt war in einer Fabrik – das Haus, in dem er gelebt hatte, stand nämlich nur knapp einen halben Kilometer vom Zentrum der Explosion entfernt. Es war sehr bewegend, sich seine Geschichte anzuhören, was er erlebt und verloren hat. Durch die Explosion starben auch seine Eltern und drei Geschwister.

Der ganze Klassenraum war still und hat aufmerksam zugehört und es war wirklich etwas ganz Besonderes. Am Ende konnte jeder, der Fragen hatte, auch noch Fragen stellen und weiter mit dem Mann sprechen.

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Samstag darauf lud mich Steffi ein, mit ihr und einem Mädchen aus dem Kyûdo-Club nach Urasoe zu fahren in einen Second Hand Kimono-Laden. Im Grunde war das nur wieder ein weiterer Laden, den jemand bei sich zu Hause im zweiten Stock eröffnet hat (sowas sieht man in Japan häufiger) und einmal pro Monat dann eben gebrauchte Kimonos verkauft. Steffi wollte sich nämlich einen Kimono kaufen. Mir waren sie alle zu klein; waren sie doch für Japaner maßgeschneidert xP Aber da ich mir sowieso keinen kaufen wollte, nicht weiter tragisch. Yukata fände ich schon angenehmer (und deutlich günstiger), aber davon gab es leider nur sehr wenige und mir gefiel keiner so richtig. Eine Etage weiter oben konnte man auch gleich noch lernen, Kimonos anzuziehen. Da war sogar eine der Lehrerinnen dabei, die uns damals an der Uni die Kimonos angezogen hatte (siehe hier). Sie erkannte uns sogar sofort wieder und freute sich, uns zu sehen. Mit ihr und einigen anderen Kundinnen quatschte ich dann einige Zeit, während Steffi Gürtel binden übte.

Die Woche danach war gefüllt mir Tests, Tests und noch mehr Tests. Noch mehr als sonst, da wir jetzt ungefähr in der Mitte des Semesters sind und da in Japan die 中間 (chûkan)-Tests anstehen; d.h. so etwas wie Zwischenprüfungen. Dummerweise verschlief ich Dienstag (das erste Mal, seit ich hier bin…) und musste dann Freitag (= gestern) nachschreiben, was nicht so einfach war, da in der Stunde gerade Vorträge über die Esskultur verschiedener Länder gehalten wurden und ich auch noch ganz vorne sitzen musste. Versuch mal, euch zwei Stunden lang zu konzentrieren, während direkt vor dir jemand über Essen spricht. Und das morgens, nachdem du nicht gefrühstückt hast, weil dein Kühlschrank einfach chronisch leer ist.

Entsprechend brauchte ich auch länger für den Test, aber zum Glück ließ mich meine Lehrerin noch ein paar Minuten in die Pause reinschreiben. Und jetzt habe ich es hinter mir; dafür muss ich nächste Woche drei Referate halten, habe noch ein Kanjiquiz und morgen ist JLPT…gute Nacht.

Gestern, Freitag, war aber auch schön, denn wir machten draußen vor dem Kaikan nagashi sômen (流し素麺, etwa „fließende Nudeln“). Das ist ziemlich beliebt in Japan und wird im Sommer gemacht. Dafür baut man eine Art Apparatur aus Bambusrohren auf, durch die Wasser fließt und dann werden da Nudeln runtergespült. Und drumherum stehen Leute mit Essstäbchen und fischen sich Nudeln heraus, tunken sie in Soße und essen dann. Sehr witzig! Lustigerweise gibt es hier im Kaikan sogar die Bambusrohre. Eigentlich werden da auch so fancy Stützpfeiler (muss ja an einer Seite erhöht sein) aus Bambus benutzt; da wir aber keine hatten, halfen wir uns mit allerlei anderem Krimskrams aus Hausmeister Osamu-sans „Rumpelkammer“ aus (als da wären: Plastikeimer, Plastikteile und ein Ziegelstein – wo letzterer herkam, wusste er auch nicht). Zum Schloss noch ein Sixpack Bier und fertig war das Ganze. Sah in etwa so aus:

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Improvisation ist das Stichwort.

Dazu dann noch eine Portion gute Laune, korrekte Leute und leckere Nudeln. Wir luden auch unsere Lehrer ein; leider konnten nur zwei kommen. Da Ashihara-sensei (quasi unsere Klassenlehrerin) am Mittwoch Geburtstag gehabt hatte, sangen wir ihr bei der Gelegenheit noch ein Ständchen, schenkten ihr Blumen und eine Karte, auf die jeder (samt Osamu-san) einige Glückwünsche geschrieben hatte. Ich war noch gebeten worden, ein Bild von Ashihara-sensei in die Mitte zu zeichnen, ich hoffe, es ist mir gelungen^^

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Und die schicke Karte mit Grüßen von allen. In der Mitte habe ich auf Wunsch meiner Klassenkameraden ein Bild von Frau Ashihara gemalt.

Natürlich gibt es auch deutlich fabulösere Varianten, aber die Hauptsache ist ja, dass es Spaß macht und schmeckt. Insgesamt also war unser 2組 Nagashi Sômen ein voller Erfolg. Auch wenn es zwischendurch anfing, unglaublich heftig zu regnen, hatten alle viel Spaß dabei. Insgesamt aßen wir alle rund sechs Kilo Nudeln, oha. Am Abend setzten wir uns dann mit der Klasse samt Lehrerin im Washitsu des Kaikan zusammen zu einer gemütlichen Runde.

Das waren so die letzten Wochen hier :) Viele Fotos habe ich nicht gemacht (tut mir leid), aber schön war es dennoch :)

Uff, und morgen dann der JLPT…drückt mir die Daumen, dass es was wird^^“