琉球大学日本語スピーチ大会

Vorweg: Die meisten Fotos hier habe ich nicht selbst gemacht, sondern Lehrer und/oder Kommilitonen von mir.

Uff. Ich hab’s hinter mir! Whee.

Okay, worum geht’s: am 29. und 30. Januar fand hier der japanische Redewettbewerb der Ryûdai statt – für Austauschstudenten natürlich. Am Donnerstag war dabei die sogenannte Unterstufe dran, während am Freitag die Mittel- und Oberstufe auf die Bühne mussten. Da ich in der Mittelstufe (中級) bin, war ich Freitag an der Reihe.

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Draußen vor dem Vortragssaal hingen dann auch unsere Kalligrafien – hier die von meiner Klasse.

Der Wettbewerb war schon im Oktober beim Orientierungstutorium angekündigt worden, aber da kam es mir noch wie eine Unendlichkeit vor, da waren noch Monate dazwischen, Weihnachten, Neujahr, Kyôto…und jetzt ist bereits Ende Januar. Wie schnell die Zeit vergeht!

Und so schwebte lange der unangenehme Gedanke im Hinterkopf, dass ich Ende Januar vor einem Haufen bekannter und unbekannter Leute auf Japanisch eine Rede halten sollte – ausgerechnet ich, die bei normalen Referaten ja schon stottert und zittert wie sonstwas. Gute Nacht.

Die letzten Wochen über hatten wir daher viele Besprechungstermine bei Ashihara-sensei, unserer Klassenlehrerin, und die vergangene Woche verbrachten wir größtenteils an der Uni, um zu proben. Während die Unterstufe 3 Minuten lang sprechen musste, mussten wir 5 Minuten reden. Das Thema war frei wählbar.

Wir haben sogar außerhalb der „offiziellen“ Probezeiten noch zusammen geübt :)

 

Ich kann gar nicht in Worte fassen, WIE aufgeregt und zappelig ich die letzte Woche über war. Ich hatte einfach riesige Angst davor – ich mein, ich hab noch nie sowas gemacht und dann auch noch auf Japanisch! Als ich Ashihara-sensei erklärte, dass ich ziemliche Angst vor sowas habe, hat sie angeboten, dass ich notfalls noch Freitagmorgen zu ihr kommen könnte, wenn es mir echt nicht gut ging – und dann nicht halten müsste. Das wäre wohl schon ein oder zwei Mal vorgekommen. Aber irgendwie hat mir das auch irgendwo mein Stolz verboten. Sich zu drücken, wär mir zu bequem gewesen.

Und im Nachhinein bin ich so UNGLAUBLICH froh darüber, dass ich mich getraut habe. Ich habe mir extra ein wenig ernstes Thema ausgewählt – der Titel war 私に見える世界 (watashi ni mieru sekai, frei übersetzt „die Welt, wie ich sie sehe“) und dabei erzähle ich davon, wie unpraktisch es doch ist, so groß zu sein – mit 1,82m gelte ich in Japan schließlich schon quasi als Riese :D

Ich weiß gar nicht mehr, wie ich auf die Idee gekommen bin, darüber zu sprechen, aber der Anfang war praktisch ein Dialog, wie ich ihn öfters hier führe (die Übersetzungen in Klammern sind recht frei, damit sie authentischer klingen~):

「背が高いね!」-「ええ、そうです。私の国でも高い方です」

 („Du bist aber groß!“ – „Ja…in Deutschland gelte ich aber auch als groß.“)

「何センチ?」-「182センチですけど」

(„Wie groß bist du?“ – „182cm.“)

「すごい!」-「いいえ、すごくないです。すごく不便です」

(„Wow. Super!“ – „Nein, nicht super…höchstens super unpraktisch“)

Das Tolle ist, dass das Publikum an der Stelle, wo alle ungläubig すごい!(unglaublich, toll, schrecklich…oder auch einfach ein Ausdruck der Überraschung) rufen, genau das auch gerufen hat und ich dann praktisch den Dialog weiterführen konnte^^

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Ich hasse es, aber naja…da so viele gelacht haben, musste ich natürlich auch grinsen beim Reden. Gahh!

Klar habe ich ab und an etwas übertrieben, aber im Grunde habe ich sehr viel aus Erfahrungen berichten können: Die niedrige Decke im Schloss Shûri, die zu niedrigen Tische und Stühle an der Uni, wie unbequem 16 Stunden Flug sind…und allem voran natürlich meine geliebte Dunstabzugshaube, gegen die ich so gut wie jeden Tag laufe. Später habe ich dann noch ein wenig über Vorteile des Groß-Seins gesprochen und damit geschlossen, dass ich so wenigstens recht einfach einen Gesprächseinstieg habe, wenn ich mit Leuten hier rede. Meine Lehrerin und Klassenkameraden hatten mir vorher schon gesagt, dass es ziemlich lustig ist, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich dafür überhaupt kein Gefühl gehabt – wenn man jeden Tag mehrmals dasselbe sagt, ist man früher oder später eher genervt als amüsiert.

Ich war am Freitag also sehr sehr aufgeregt und noch dazu war genau vor mir (ich war schon vormittags dran, da ich es schnell hinter mir haben wollte) eine kurze Pause, die gehörig an meinen ohnehin schon sehr angespannten Nerven zehrte und in der mir auffiel, dass ich meinen Text vergessen hatte. Hurra!

Naja, will nicht zu viel labern, ich war sehr aufgeregt und hier und da geriet ich ins Stocken, aber: Insgesamt lief es wirklich gut (glaube ich), und was mir am meisten geholfen hat, war, dass so viele Leute tatsächlich gelacht haben. Besonders eine Lehrerin in einer vorderen Reihe fiel mir auf und das tat echt gut^^ So konnte ich fast die ganze Zeit über lächeln, und so redet es sich leichter^^

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Hier die Leute, die einen Sonderpreis bekommen haben sowie auf der rechten Seite die, die besonders gute Reden hatten. Der Junge ganz rechts hat die beste Rede gehalten.

Okay, ich habe – wie immer, wenn ich nervös bin – ziemlich viel auf der Stelle rumgetänzelt (hat mir ein Lehrer auch in den Kommentar geschrieben^^), aber wayne, ich hab’s hinter mir und anscheinend kam es gut an.

Und womit ich nicht gerechnet hätte: Am Ende gab es noch Urkunden und Sonderpreise für ein paar Leute, deren Reden entweder besonders interessant, spannend, bewegend oder lustig waren. Und ich habe auch einen bekommen! *_* Yay! Ich hab noch nie was fürs Labern bekommen xD

Zwischen den Reden und der Auswertungen sowie in den Pausen gab es dann auch Aufführungen von einzelnen Leuten, zum Beispiel Gesang, sanshin-Musik, Tänze…und am Schluss haben alle eisa getanzt, das war toll^^

Am Abend war unsere Klasse mit Ashihara-sensei und Karimata-sensei dann noch in dieser tollen Bar (die übrigens 月ノ音 (tsuki no oto) heißt, was ich mir vorher nicht merken konnte => klare Empfehlung, falls mal wer nach Okinawa kommt!) feiern. Es war sehr lustig, vor allem waren glaube ich sogar alle da und es haben wirklich alle eine tolle Rede gehalten, wie ich finde! Und es gab echt die unterschiedlichsten Themen – von eigenen Erfahrungen über selbst ausgedachte Geschichten mit einer Moral bis hin zu lustigen und/oder lehrreichen Vorträgen^^. Ich bin echt froh, dass es so gut lief. Und auch die anderen Klassen waren toll!

Einer aus meiner Klasse hat an seine Rede noch recht spontan hinzugefügt, dass er findet, dass man die Leute freiwillig aussuchen lassen soll, ob sie Reden halten wollen oder nicht, woraufhin einige Lehrer etwas schockiert geschaut haben, der Rest aber lachen musste :P Recht hat er!

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2組、最高!

Wobei ich dann wahrscheinlich niemals mitgemacht hätte, und so glaube ich, dass mir das Ganze dann schon was gebracht hat…

Aber jetzt bin ich froh, dass ich das hinter mir habe und mich besser auf anderes konzentrieren kann, ohne diesen unangenehmen Gedanken im Hinterkopf. Zum Beispiel auf meine Prüfungen nächste Woche…urrgh.

Rückker in den Alltag

Leider, leider geht eine Woche Urlaub so schnell um und dann erwartet einen wieder die grausame Wirklichkeit namens Uni. Und wie war das noch mit den Aufgaben, die wir über die Ferien machen sollten…? *hust*

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Meins ist das grüne unten rechts: 経験 (keiken). Es bedeutet „Erfahrung“ oder auch „Erlebnis“.

Immerhin ging es relativ entspannt los: Am 5. Januar (also dem ersten Unterrichtstags) machten wir kakizome (書き初め), die erste Kalligrafie im neuen Jahr (und meine erste überhaupt). Eigentlich hatte ich nach meiner Ankunft mit dem Gedanken gespielt, dem shodô(Kalligrafie)-Club beizutreten, hatte da allerdings keine Zeit für. Also hatte ich mich ziemlich auf die Unterrichtsstunde gefreut, da ich das noch nie richtig gemacht hatte – in Düsseldorf hatten wir einmal unsere Haiku mit Pinsel schreiben sollen, aber wir hatten nichts über Techniken oder Sonstiges gelernt, sodass am Ende nur komisches Gekrakel rauskam. Diesmal ging es darum, ein Wort oder einen Begriff, den wir uns vor den Ferien bereits überlegen sollten, zu schreiben. Ashihara-sensei hatte uns netterweise über die Ferien unsere Begriffe schön aufgemalt, sodass wir uns ansehen konnten, wie das Ganze auszusehen hat. Dann übten wir noch einzelne Striche, Schwünge, Häkchen und einzelne Kanji, ehe wir uns an unsere eigenen Begriffe machen konnten. Es ist gar nicht mal so leicht, viele Versuche landeten im Müll. Erstens muss man den Pinsel möglichst senkrecht halten, dann hat man sich gefälligst auch an die richtige Strichreihenfolge der Kanji zu halten und neu ansetzen darf man mitten im Strich natürlich auch nicht. Und nicht verschönern! Einen Schwung hier, einen Haken dort – meh, schief, neu anfangen. Spaß hat es trotzdem gemacht, und mit meinem Ergebnis bin ich einigermaßen zufrieden. Bis auf das Dach. Arrgh!

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Mein zweiter Shodô-Versuch: Diesmal 春夏秋冬 (shunkashûtô). Es steht für die vier Jahreszeiten :)

Dienstag dann machten wir den ganzen Spaß nochmal im Kanji-Kurs. Nach zwei Stunden Kalligrafie war ich natürlich schon ein richtiger Meister (not) und so landete nur etwa halb so viel im Müll wie am Vortag – was aber eventuell auch daran lag, dass ich irgendwann zu frustriert war^^ Für diesen Kurs hatte ich mir einen Begriff auf stolzen vier Zeichen ausgesucht, dementsprechend doppelt so viele Zeichen, die man falsch machen konnte^^ Und diesmal gab es auch keine Vorlage, was das Ganze noch etwas schwieriger machte. Als Europäer, für den Kanji grundlegend ein Mysterium ohne jeglichen Sinn darstellen, weiß man nun mal nicht genau, wo genau die Schwünge hingehören und welcher Strich wie dick zu sein hat (okay, ich geb’s zu, auf den zweiten Blick ergeben Kanji doch irgendwo Sinn – so viel Sinn man in einer Sprache finden kann, wohlgemerkt).

Der Rest der Woche war wieder normaler Uni-Alltag, am Wochenende ein kurzer Abstecher nach Naha (wo wir u.a. ins Café gingen :D). Eine schöne Überraschung war, wie schnell mein neuer Laptop aus Deutschland ankam. Wuhu! Mein Paket nach Deutschland hat über einen Monat gebraucht xD‘

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Leicht überbelichtet, aber egal: Mein neuer Laptop. Yosh!

Vergangene Mittwoch gab es auch was Interessantes in nihon jijou, nämlich sadô – japanische Teezeremonie. Normalerweise dauert sowas sicherlich drei, vier Stunden, aber da wir so viel Zeit nicht zur Verfügung hatten, machten wir eine Art „Schnellkurs“ in zwei Stunden. Dafür kamen dann auch einige Mitglieder des Tee-Clubs vorbei, um uns einige Erklärungen zu geben. Der Kurs wurde in zwei Gruppen geteilt, von dem eine im washitsu erst lernte, wie man Tee trinkt, während die andere in einem anderen Raum Tee zubereitete. Ich war erst in der washitsu-Gruppe, sodass ich erst einmal Tee von einem Clubmitglied zubereitet bekam.

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Hier sitzen wir gerade im washitsu und futtern Süßigkeiten.

Wie so ziemlich alles in Japan gibt es auch hier viele Schritte, die man in der richtigen Reihenfolge befolgen muss sowie weitere Dinge, auf die man zu achten hat – glücklicherweise war es bei uns etwas lockerer, verschaffte aber trotzdem einen guten Eindruck. Zunächst einmal seiza, die japanische Sitzhaltung auf Tatami (wenn man nicht daran gewöhnt ist, bekommt man sehr schnell Schmerzen). Dann bekommt man erst einmal eine Süßigkeit (die Sorte hängt von der Jahreszeit ab), wir bekamen welche für Neujahr – irgendetwas Mochi-Artiges (das klebrige leckere Zeug aus Kyôto). Selbstverständlich gibt es auch Richtlinien, wie das zu essen ist, dann kommt der Tee, der in einer schönen Schale ist, die man erst begutachtet, indem man sie dreimal um eine bestimmte Gradzahl dreht, bestaunt, dann aufpasst, nicht von der schönen Seite zu trinken und dazwischen nicht vergessen, sich zu verbeugen. Klingt kompliziert, war es auch, ich habe sicher alles falsch gemacht, aber immerhin gab es viel zu Lachen von allen Seiten und der Tee war gut, besonders, da er sehr bitter war und in Kombination mit der zuvor gegessenen Süßigkeit einen tollen Geschmack entwickelte.

Hier bereiten Marjory und ich gerade Tee zu~

Hier bereiten Marjory und ich gerade Tee zu.

Später dann konnten wir selbst Tee zubereiten. Dafür hat man so ein…kleines Besenteil aus Bambus, mit dem man darin herumrührt, bis es schaumig wird (auch für das Rühren gibt es Regeln), dann reicht man die Schüssel dem Gegenüber mit einer Verbeugung, schöne Seite nach Vorne (hab sie auf meiner Schale nicht gefunden, da die irgendwie überall Muster hatte), der sie dann dreht und bestaunt und irgendwann auch endlich trinken darf. Max ist nicht vom Stuhl gefallen, also wird mein Gebräu immerhin trinkbar gewesen sein. Hurra.

Diese Woche Mittwoch war hier Feuerübung im Wohnheim – gut, dass sie ein paar Monate kommt, nachdem wir hier eingezogen sind… Das Ganze sollte zwei Stunden dauern und von vielleicht 50-60 Bewohnern waren etwa 15 da. Ich hatte eigentlich auch nicht kommen wollen, aber da ich kurz vorher bei meiner Lehrerin in der Sprechstunde war und sie wohl irgendwie davon wusste, wurde ich pünktlich nach Hause geschickt, weil das ja „wichtig“ sei und so. Gnah. Andererseits hatte ich sonst nicht viel zu tun (in meinem Zimmer durfte ich natürlich nicht bleiben), also was soll’s. Immerhin ist auch wirklich die Feuerwehr gekommen und wer wollte, konnte einmal den Schlauch halten und Bäume gießen. Dann gab es noch einige Erklärungen, denen wir brav lauschten und dann war es zum Glück auch schon vorbei. Ich meine, hey, klar ist es wichtig, was zu tun ist wenn es brennt…aber auf den Gedanken, rauszulaufen, komme ich wahrscheinlich auch so, von daher…?

Jedenfalls war das so ziemlich alles Spannende, was seit den Ferien passiert ist, jetzt bin ich wieder voll im Uni-Alltag drin mit seinen Prüfungen und Vorträgen, die jetzt alle so anstanden und anstehen, da sich das Semester dem Ende zuneigt und ja irgendwoher auch noch Noten kommen müssen.

Nara, Stadt der…Rehe?

Letzter Ferien-Post :)

Am 2. Januar fuhren vormittags mit dem Zug nach Nara. Nara war früher einmal (lange her) Hauptstadt Japans, weshalb auch dort viele alte und sehenswerte Gebäude stehen. Genau wie Kyôto übrigens auch. Und andere Städte. Ja, das wechselte ziemlich oft, weil der Tennô seine Residenz gerne mal verlegte.

Die Zugfahrt dauerte fast eine Stunde, da wir den normalen und nicht den schnellen Zug nahmen, war aber dennoch sehr angenehm, was wohl zu einem großen Teil an den beheizten Sitzen lag. Wie genial ist das bitte? :) Zudem werden sie nur warm, wenn auch wirklich jemand darauf sitzt ^^ Im Winter eine klasse Sache.

Im Bahnhof Nara holten wir uns erstmal Stempel (habe ich schon davon erzählt? an „interessanten“ Orten gibt es überall in Japan Stempel mit passenden Motiven, und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, in jeder Stadt mindestens einen zu holen^^) und gingen in ein Café (*gg*), ehe wir dann Richtung Park gingen, denn dort sind ziemlich beliebte „Sehenswürdigkeiten“ zu finden: Rehe.

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Auch in Nara: Pagode.

In Nara laufen ziemlich viele Rehe frei herum, gerne auch mal auf der Straße. Glücklicherweise ist die Bevölkerung daran gewöhnt und fährt entsprechend vorsichtig. Außerdem sind alle paar Meter Schilder aufgestellt nach dem Motto „Vorsicht, Ihnen könnte ein Reh vors Auto springen“. Ich weiß gar nicht, wie viele es sind, aber es waren verdammt viele. Und ich habe gehört, dass in wärmeren Jahreszeiten noch mehr draußen herumlaufen. Die Rehe Naras sind ein ziemlich wichtiger Bestandteil der Stadt, da sie erstens geschichtlich wohl wichtig für sie sind (oder so) und zweitens auch viele Touristen anlocken (ob das nun gut oder schlecht ist, kann ich nicht beurteilen, war ja selbst als Tourist dort). Jedenfalls haben sie absolut keine Scheu vor Menschen, ja, sie sind sogar recht frech, da sie Futter erwarten und gerne auch selbst danach suchen (mir hat auch eines erstmal in die Tasche gebissen – nicht essbar!). Wahrscheinlich steht deshalb am Eingang des Parks auch ein Warnschild:

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Wo waren wir da nur hineingeraten?

Dennoch ließen wir uns nicht verunsichern und gingen mutigen Schrittes weiter in den Park – wozu waren wir denn schließlich hergekommen. Und wir wurden weder gebissen noch getreten, geschubst oder sonstiges. Es gab spezielle Kekse für die Rehe zu kaufen, was wir aber nicht taten. Es war allerdings lustig zu sehen, wie zwischen fünf und zehn Hirschen auf eine einzelne Person zuliefen, weil diese Futter gekauft hatte. Noch lustiger war, wenn die Person davonlief und einen Schwarm Rehe hinter sich her zog^^

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Da kann es jemand kaum erwarten^^

Die Rehe liefen ganz normal zwischen den ganzen Menschen herum und ließen sich auch gerne streicheln. Teilweise ahmten sie die Menschen auch super nach: Wenn man sich vor den Rehen verbeugt, neigen diese oft ebenfalls den Kopf – ob es Zufall ist oder nicht, kann ich nicht sagen, aber da man sich in Japan ja recht häufig (vielleicht nicht unbedingt vor Rehen) verbeugt, kann es gut sein, dass diese es sich von den Menschen abgeguckt haben. Witzig war es auf jeden Fall^^

Auch wenn man kein Futter hatte, musste man aufpassen, keinen Müll fallen zu lassen, da einige Rehe diesen dann fressen wollten. Und hatten sie erstmal etwas im Maul, gaben sie es nicht mehr her.

Ein netter Herr bemerkte uns irgendwann und gab uns ein wenig Rehkekse, damit wir sie besser anlocken konnten. Sehr nett, vielen Dank! Und es klappte wunderbar.

Natürlich gab es neben den Rehen noch andere interessante Dinge dort, beispielsweise den Tôdaiji, einen Tempel. Das Besondere an dem ist zum einen, dass es das größte reine Holzgebäude der Welt ist und zweitens sich dort die größte Buddha-Statue befindet (daibutsu), sicherlich mindestens 15m hoch. Ich bin ja kein Buddhist, aber dennoch sehr beeindruckend das Ganze. Und auch sonst war der Park sehr sehr schön. Es gab auch viele Stände mit Andenken zu kaufen sowie Essen, war ja schließlich ein Touri-Ort.

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Daibutsu. Auch ziemlich berühmt.

Nach einigen Stunden durch die Kälte wandern gingen wir langsam wieder zurück Richtung Bahnhof (war ja schon wieder spät geworden – oder kam es mir nur so vor; weil es so früh dunkel war?). Unterwegs spickten wir wieder in einige interessant wirkende Läden (unter anderem einer, der handgemachte Glasfiguren verkaufte, sehr schön!), wärmten uns in einem Café auf (wo sonst :D) und nahmen dann diesmal den Schnellzug zurück Richtung Kyôto. Es war so bequem (warme Sitze!), dass wir glatt erstmal unsere Haltestelle verpassten und zu weit fuhren. Hups! Das ist aber nicht weiter schlimm hier, da kommt kein böser Schaffner, wenn das Ticket eigentlich nicht so weit gilt. Man braucht sein Ticket, um zu den Zügen zu gelangen, und dann wieder, um den Bahnhof zu verlassen. Wenn man zu weit gefahren ist, gibt es spezielle Automaten, wo man sein Ticket reintut und dann noch einen Aufschlag draufzahlt, je nachdem, wie viel man zu weit gefahren ist. Und dieser Aufschlag ist dann auch keine „Strafgebühr“, sondern lediglich eine Anpassung. Heißt: Hat man sich ein Ticket bis Station C gekauft für 340 Yen, ist dann aber erst bei Station E ausgestiegen, muss man etwas draufzahlen. Insgesamt zahlt man aber trotzdem genauso viel, wie wenn man sich direkt ein Ticket bis Station E gekauft hätte.

So stiegen wir dann erst am Hauptbahnhof Kyôto wieder aus und sahen uns dort noch einmal etwas um, da der Bahnhof an sich auch schön ist. Später gingen wir dann zu Fuß zurück zur Unterkunft und nahmen dabei auch einen anderen Weg als vorher, um noch ein paar andere Ecken Kyôtos zu sehen (in denen dann aber auch nur weitere Tempel standen^^).

Am 3. Januar dann frühstückten wir nur noch gemütlich in der Unterkunft, bedankten uns bei den Mitarbeitern für die Gastfreundlichkeit und verabschiedeten uns, ehe wir durch den Schnee Richtung Bahnhof stapften, wo wir mit dem Shuttle zurück nach Ôsaka zum Flughafen fuhren und auch dort erstmal wieder in einem Café Rast machten – dem letzten innerhalb der Ferien.

Kyôto war für mich definitiv eine wundervolle Reise und hat mir so gut gefallen (was mitunter auch sicherlich an der tollen Unterkunft lag), dass ich wahrscheinlich bereits im März wieder für einige Tage dort Halt mache, wenn ich meine kleine Japan-Tour starte – von Nagasaki aus mit dem Zug bis nach Nagoya.