Nagasaki, Stadt des Kuchens, Part I

Nagasaki ist berühmt für seinen Kuchen namens Castella (カステラ, kasutera). Damit sich keiner über den Titel wundert :P

Seit gestern bin ich also zurück aus der Präfektur Nagasaki. Ich muss zugeben, ich habe selten so sehr gefroren wie die vergangenen beiden Wochen. Nicht mal in Kyôto zu Neujahr…vermutlich liegt es an der höheren Luftfeuchtigkeit auf Kyûshû, dass mir dort 10° kälter vorkamen als 0° in Kyôto.

Dennoch waren es zwei sehr schöne Wochen und ich habe viel lernen und sehen können.

Trotzdem vorweg eine Entschuldigung: Dieser Beitrag hat wohl wenig allzu spannenden Inhalt, sondern mehr Geschichts-Exkurs und unnötiges Blabla meinerseits^^ Ich versuche, es mit vielen Fotos gutzumachen :D

DSC03475

Hafengegend in Nagasaki. Ich hatte Glück mit dem Wetter!

Vorrangig war ich wegen meines Forschungsprojektes, das sich mit ökologischer Landwirtschaft in Japan beschäftigt, nach Nagasaki gefahren – um genau zu sein, nach Ômura, einer Stadt in der Nähe der Präfektur-Hauptstadt. Dort habe ich auf der Farm eines älteren Ehepaares ausgeholfen und im Gegenzug durfte ich dann bei ihnen wohnen. Doof, dass japanische Häuser so mega kalt sind. Ich habe mich die meiste Zeit nicht weiter als nötig vom kotatsu (praktisch ein Tisch mit Heizung drunter, sehr toll) entfernt, unter dem dann auch meist die Katze der beiden schlief xD Dass ich die ersten paar Tage wegen meiner Erkältung auch kaum Stimme hatte, machte es nicht besser ._.‘

IMG_20150218_071905

Mini, die Katze der beiden. Echt verschmust und lieb!

Neben der Farm hatten die beiden auch eine Bäckerei, Sprachschule sowie ein kleines Café, das nur einmal die Woche geöffnet hat. Ich habe überall mit ausgeholfen und es gab wirklich jeden Tag was anderes zu tun, sei es auf der Farm aushelfen, im Haushalt oder im Café^^ Es war wirklich interessant und ich habe viele Leute kennenlernen können. Besonders die Besucher des Cafés (ausnahmslos ältere Leute) waren allesamt begeistert von mir xD

 

DSC03551

Ganz Nagasaki war dekoriert mit diesen Laternen.

Zwei Tage die Woche hatte ich frei, und an meinem ersten freien Freitag wurde ich zum Lantern Festival in Nagasaki mitgenommen. In Nagasaki leben viele Chinesen, und da in China derzeit das Neujahrsfest stattfindet, wurde auch in Nagasaki gefeiert. Überall hingen schicke Laternen und es war wirklich voll^^ Dazu gab es Aufführungen und Ähnliches, sehr schön anzuschauen das Ganze.

Dann war ich noch auf Dejima. Um zu klären, was es mit diesem Gebiet auf sich hat, muss man ein wenig in der Geschichte Japans zurückgehen. Mal sehen, wie viel ich aus dem Geschichts-Kurs im zweiten Semester noch zusammenbekomme…

1603 beschloss der nette Herr Shôgun Tokugawa Ieyasu nach vielen Schlachten, die Hauptstadt aus Kyôto nach Edo zu verlegen (Edo heißt heute übrigens Tôkyô). Damit begann dann die Edo-Zeit, die bis 1868 andauerte. Um Frieden zu gewährleisten, fand dann einer der folgenden Shôgune, dass man mit dem Westen nichts zu tun haben wollte (Kriege, Missionare, Schusswaffen…war denen alles nicht so geheuer) und beschloss, das Land abzuschließen (wichtig ist hier der Begriff sakoku, wörtlich: „Land in Ketten“). Konkret hieß das: Keiner darf rein und keiner raus.

So ganz isoliert war Japan dann aber doch nicht; es wurde weiterhin Handel betrieben, nämlich über ein paar Inselchen, wovon die bekannteste wohl Dejima war. Da lebten dann ein paar Holländer und Portugiesen (ich glaube zumindest, dass es die waren), die aber nicht von der Insel runter aufs Festland Japans durften (es gab eine einzige Brücke). Das Ganze ging dann etwa 250 Jahre lang so, bis irgendwann ein amerikanischer Commodore namens Matthew Perry (ja, der hieß tatsächlich so xD) mit einer Horde Schiffe ankam und Japan zwang, seine Häfen gefälligst wieder für den Westen zu öffnen.

Ich glaube, das war es so im Groben^^“

DSC03489

Eines der Gebäude auf Dejima.

Jedenfalls lag diese Insel Dejima vor Nagasaki und die hab ich mir dann angeguckt. Es war ziemlich interessant, da die Gebäude dort (wohl restauriert) alle eben recht westlich aussahen. Überhaupt gab es viel in Nagasaki zu sehen, das mit der Geschichte Japans zu tun hatte. Zum Beispiel auch den Glover Garden, ein recht großes Anwesen, gebaut für einen schottischen Herrn namens Thomas Blake Glover, der wohl auch irgendwas für Japan geleistet hatte (Schiffsbau und Modernisierung oder so). Es war wirklich spannend, sich Dinge, über die man im Geschichtskurs gesprochen hat, mit eigenen Augen anzusehen.

Ein ganz wichtiger Aspekt aus der Geschichte Japans (und besonders Nagasakis) war natürlich der Atombombenabwurf am 9. August 1945. Auf den Besuch des Friedensparks, des Atomic Bomb Museums und Ground Zero, des Punktes, an dem die Bombe abgeworfen wurde, will ich in einem zweiten Beitrag dann näher eingehen.

Kyôto, Stadt der Tempel, Part 3

Zeit für den dritten und letzten Beitrag über Kyôto, der aber erst der vorletzte Beitrag über die Ferien ist. Der vierte Beitrag wird sich mit Nara beschäftigen, einer Stadt in der Nähe von Kyôto, zu der wir am 2. Januar einen Tagesausflug unternommen haben.

Kiyomizudera. Übrigens seit Ewigkeiten mein Desktophintergrund, noch ehe ich wusste, dass der in Kyôto steht xD

Kiyomizudera. Übrigens seit Ewigkeiten mein Desktophintergrund, noch ehe ich wusste, dass der in Kyôto steht xD

Silvester und Neujahr verbrachten wir allerdings noch in Kyôto. Am 31. wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen und gingen erst am frühen Nachmittag raus, um uns ein wenig in der Gegend umzuschauen und in einem Café (ich hatte mittlerweile aufgehört zu zählen) zu essen. Später dann, als es Abend wurde, beschlossen wir, zum Kiyomizudera zu gehen, einem Tempel, der zwar ganz in der Nähe des Hostels war, zu dem wir aber noch nicht gegangen waren. Er liegt auf einem Hügel und so soll die Aussicht sehr schön sein, weshalb wir uns eigentlich den Sonnenuntergang ansehen wollten, aber da es am Nachmittag anfing, heftig zu regnen, wurde da leider nicht viel draus. Aber ein Meer aus Regenschirmen kann auch ein schöner Anblick sein :)

Als wir am späten Abend dann wieder in der Unterkunft kamen, wurden wir gefragt, ob wir um Mitternacht zu einem nahegelegenen Schrein mitkommen wollten. Eigentlich hatten wir geplant, wieder zum Fushimi Inari zu fahren, aber da das doch ein ganz gutes Stück war und es wohl der beliebteste Schrein Kyôtos ist, verwarfen wir die Idee wieder. Ich glaube, inmitten von zwei Millionen Menschen in der Kälte am Schrein zu stehen muss nicht sein :)

10818276_779847298730306_3200275226126371594_o

Ding dong!

So gingen wir kurz vor Mitternacht dann lieber mit den Leuten von der Herberge und einigen Gästen zu einem kleineren Schrein ganz in der Nähe. Dort standen bereits einige Leute an, um gruppenweise die Glocke zu läuten, was man in Japan zu Neujahr macht. Es war ziemlich interessant, mal die Neujahrstradition eines anderen Landes kennenzulernen. Und gar nicht mal so leicht, es gibt nämlich – wie so überall in Japan^^ – eine spezielle Art, auf die die Glocke geläutet wird. Und nicht bei allen hat es richtig geklappt^^ Bei uns aber schon! Ha!

Später dann banden wir unsere omikuji (Orakelzettelchen fürs neue Jahr) noch an, damit sie auch wahr werden :)

Wieder in der Unterkunft, gab es wieder Nabe zu essen, aber da wir drei mittlerweile großen Hunger bekommen hatten, beschlossen Steffi, Max und ich, nochmal für uns essen zu gehen in einem anderen Laden, ehe wir uns wieder zu den anderen setzten.

Am nächsten Tag dann (oder auch immer noch Neujahr) gab es nicht viel, das man tun konnte, da das einer der wenigen Feiertage in Japan zu sein scheint, an dem das meiste geschlossen hat. Aber trotzdem war dieser Neujahrstag mein zweiter Höhepunkt in Kyôto: Schnee! Es schneite! Und wie! Ich konnte es kaum glauben, als ich aus dem Fenster sah. Richtig viele schöne dicke Flocken :) Mir war es da egal, dass ich keine richtige Winterkleidung hatte, ich wollte trotzdem raus^^

DSC03042

Schneeeee!^^

Erstmal gingen wir wieder zu dem Schrein, an dem wir in der Nacht bereits gewesen waren, um einige Fotos bei Tageslicht zu machen (tut mir leid, dass die meisten Bilder so verwackelt sind, aber bei Dunkelheit Fotos machen ist so eine Sache…^^), und danach gingen wir noch weiter durch die Stadt und genossen den Schnee – bzw. ich genoss ihn, während Max und Steffi weniger glücklich über ihre nassen Schuhe wirkten^^“ Trotzdem waren wir noch lange draußen, wodurch wir erst spät abends wieder in der Unterkunft ankamen. Ziemlich kaputt fielen wir dann in unsere Betten – um uns aufzuwärmen und auszuruhen, denn am nächsten Tag wollten wir nach Nara fahren.

Ich habe mich sehr über den Schnee gefreut, da ich davon ausgegangen war, dieses Jahr keinen sehen zu können, da es auf Okinawa ja niemals schneit. Als ich dann hörte, dass es in Kyôto schneien sollte, hätte ich aber nie mit so viel gerechnet. So viel habe ich in Düsseldorf schon seit Jahren nicht mehr erlebt – in Kyôto ist aber wohl auch nicht üblich. Ein Mitarbeiter der Unterkunft erzählte mir, so viel Schnee hätte er in Kyôto noch nie erlebt und tatsächlich war es wohl der meiste Schnee seit 60 Jahren hier. Da hatten wir wohl großes Glück (oder auch Pech, wie man’s nimmt^^) gehabt!

Volles Programm

Dinge, die ich hier in Japan am öftesten zu hören bekomme:

  • Du bist aber groß! (jep, aber in Deutschland gelte ich auch schon als groß^^)
  • Sind deine Haare von Natur aus gelockt? (leider ja…und die hohe Luftfeuchtigkeit hier macht es nicht besser :<)
  • In Deutschland isst man doch Wurst und Bier, oder? (so viel zu Stereotypen…)
  • Herzlichen Glückwunsch, ihr seid Weltmeister geworden! (ähm, danke? ich habe auch wahnsinnig viel dazu beigetragen o.O)
  • Wieso studierst du Japanisch und was führt dich nach Okinawa? (wow, das werde ich daheim auch immer gefragt)
  • Magst du japanisches Essen? (jaa!)
  • Was? Du sprichst neben Japnisch auch Englisch? Du kannst aber viele Sprachen! (o.O wow. vielleicht sollte ich andere Sprachen gar nicht erst erwähnen…)
  • Gibt es in Deutschland auch Taifune oder Erdbeben? (zum Glück nicht. und Godzilla bleibt auch brav in Japan)
  • Du kannst aber gut Japanisch! (every single day – dabei bin ich sicher, mein Japanisch ist grauenhaft)

Die letzte Woche war ständig was los und wie es scheint, geht es auch so weiter. Da Montag Feiertag war, hatte ich sogar ein verlängertes Wochenende und somit einen Tag mehr Zeit, etwas Spannendes zu unternehmen! Und nebenbei habe ich die Bedeutung von völliger Übermüdung  richtig zu spüren bekommen (sleep is for the weak)…aber von Anfang an:

IMG_20141031_155501

Wichtiger Hinweis auf dem Plastikschildchen meines Kuchens.

Auf das Wochenende habe ich mich schon lange besonders gefreut, denn erstens hatte ich Freitag dann endlich den Kurzvortrag über 市場 (ichiba, ein Markt in Naha) hinter mir, zu dem wir am Montag gefahren waren und zweitens waren wir nachmittags mit Doro und Patricia wieder lecker Kuchen essen (Halloween-Kuchen und フワフワ (fuwafuwa) Kuchen, der wirklich seeeehr fluffig und lecker war!

Am Abend gab es hier im Wohnheim eine Halloween-Party, bei der sowohl Austauschstudenten als auch japanische Studenten waren. Eine gute Gelegenheit also, Leute kennenzulernen. Ich hab mich wieder mit allerhand Leuten unterhalten und mich gleich noch mit einer Japanerin angefreundet, die Erziehungswissenschaften studiert und mir angeboten hat, mir bei etwaigen Sprachproblemen beiseite zu stehen. (Vielen Dank für deine Hilfe mit meinen O-bon-matsuri-Hausaufgaben, Kiriko!)

DSC01755

Mein toller eisa-Klub, dem ich beigetreten bin ^_^

Samstag hatte der eisa-Klub eine Aufführung im 子供の国 (kodomo no kuni, ein Freizeitpark für Kinder mit u.a. auch einem kleinen Zoo). Da ich noch nicht so lange dabei bin, konnte ich natürlich nicht mitmachen, aber ich durfte mitkommen, um es mir anzuschauen. Es war echt cool! Am besten war natürlich die Aufführung des eisa-Klubs ^_^ Aber es gab auch andere Gruppen, die Dinge aufführten, die waren auch interessant. Später sind wir noch in das „Wonder Museum“ gegangen, in dem es verschiedenen Kram zum Probieren und „Staunen“ (war ja eigentlich für Kinder^^) gab. An einer Station sollte man möglichst schnell leuchtende Schalter drücken und ich war die Schnellste von uns o.O Tja, Videospielen sei Dank…*hust*

01710123

Die Qualität ist zwar leider alles andere als überragend, aber darf ich vorstellen: 流之友 (ryû no tomo), der eisa-Klub!

Das war übrigens das erste Mal, dass ich ganz allein praktisch den ganzen Tag mit Japanern unterwegs war und ich hätte nie gedacht, dass ich mich schon so gut auf Japanisch unterhalten kann. Klar habe ich nicht alles verstanden, aber die Leute merken schnell, wenn ich nicht mitkomme und formulieren ihre Aussagen dann neu, bis ich es dann auch mal kapiert habe^^‘ Ich bin richtig froh, so einem netten Klub beigetreten zu sein! Als wir dann so kleine Kärtchen bekamen, wo jeder einen Wunsch drauf schreiben sollte, habe ich erstmal geschrieben, dass ich mein Japanisch verbessern will. Hoffentlich geht er in Erfüllung :)

Später wurde mir dann angekündigt, dass ich bei der nächsten Aufführung dann mitmachen soll. Uaahh. Ob ich je so gut sein werde :O

IMG_20141101_215322

Äußerst sinnvolle Songtexte.

Am Abend dann beschloss unser Düsseldorf-Trupp, nochmal ins Karaoke zu gehen und wir haben für insgesamt vier Stunden nur ein Drittel von dem gezahlt, was wir in Düsseldorf für zwei Stunden zahlen…ich merk schon, ich werd hier richtig Karaoke-süchtig o_O“ Es macht aber auch zu viel Spaß!

Sonntag dann fuhren Steffi, Doro, einige Leute aus Doros Sprachkurs und ich zum American Village. Wir haben Taxis genommen und den Preis geteilt, da es mit dem Bus wohl teurer wäre, schließlich muss man umsteigen…Es war ziemlich cool und ich habe mir doch tatsächlich einen Pulli in meiner Größe kaufen können! Was ich auf Okinawa mit einem Pulli will? Nichts, aber über Neujahr fliegen Max, Steffi und ich für eine Woche nach Kyôto und da freue ich mich schon richtig drauf, schließlich soll die Stadt wunderschön sein <3 Und für Okinawa habe ich natürlich nichts an Winterklamotten eingepackt, also hey~ muss ausnutzen, dass es im American Village was in meiner Größe gibt *lach*

DSC01770

Im American Village gibt’s sogar ein Riesenrad^^

Montag nahm uns dann Saki, eine Germanistikstudentin, mit zum 首里城際 (shurijôsai, Fest beim Shuri-Schloss). Saki kann schon richtig gut Deutsch und ab April nächsten Jahres macht sie zwei Auslandssemester in Hamburg und wir treffen uns gerne mal zum Deutsch und Japanisch üben. Sie brachte noch einige Freundinnen mit, von denen eine sogar nach Düsseldorf kommt für ein Jahr! Wir haben schon ausgemacht, dass wir uns, wenn ich wieder in Deutschland bin, mal treffen :D

Das Fest ging eigentlich drei Tage und Montag war dann der Abschluss, bei dem es eine Art Prozession gab mit verkleideten Menschen. Es war ziemlich interessant und dann haben wir noch Curry-Reis zu Mittag gegessen, der echt gut war. Ins Schloss gegangen sind wir dabei nicht, da wir Mittwoch mit der Uni nochmal dahin fahren. Deshalb sind wir nur eine Weile durch den Schlosspark spaziert und haben uns dann nachmittags wieder auf den Rückweg gemacht und vorher noch ein wenig im Supermarkt eingekauft.

Zu Hause dann galt es, für zwei Kanjitests am Dienstag zu lernen, und dann wurde der eine (natürlich der, auf den ich besser vorbereitet war) auf Freitag verschoben. Gnah. War ja klar…