Nagasaki, Stadt des Kuchens, Part III / Oku no sanso

Letzter Teil über meinen Aufenthalt in der Präfektur Nagasaki. Diesmal geht es weniger um die Präfekturhauptstadt an sich als viel mehr um Ômura.
Die letzten Tage verbrachte ich noch damit, ein paar Spaziergänge zu unternehmen, unter anderem durch den Park von Ômura, in dem ein großer Schrein steht, und auch allgemein durch die Gegend.

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Alles Biobrot^^

Am 28. Februar ging es für mich zurück nach Okinawa. Die beiden, die mich beherbergten, schenkten mir zum Abschied noch Brot und Gebäck aus eigener Produktion und freuten sich sehr über das japanischsprachige Backbuch über deutsche Backkunst, das ich ihnen zum Dank schenkte. Sie versprachen, für mich deutschen Kuchen zu backen, wenn ich sie wieder besuchen komme – eventuell im Sommer, wenn es wärmer ist. Ich freue mich, bei so netten Menschen gelandet zu sein!

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Irgendwo im Nirgendwo auf Okinawa stand dann dieses Haus hier.

Vom 5. bis zum 8. März dann ging es zum Oku no sanso – einer Exkursion mit den Germanistikstudenten, zu der wir eingeladen worden waren. Herr Weber, einer der Dozenten, den wir bereits in Düsseldorf einmal getroffen hatten, hatte uns schon vorher einmal gefragt, ob wir mitkommen wollen würden und so fuhren Steffi und ich dann für drei Tage mit in den Norden Okinawas. Herr Weber hatte von einem „Deutsch-Camp“ gesprochen und naja, irgendwie stand das Haus, in dem wir die vier Tage verbrachten, irgendwo mitten im Wald und es schien echt nichts drumherum zugeben. Ganz abgeschieden also von der Außenwelt :D

Bei dieser Exkursion ging es darum, dass die Germanistik-Studenten verschiedene Projekte und Gruppenarbeiten zum Thema „Große Persönlichkeiten aus deutschsprachigen Ländern“ machen sollten. Dann gab es noch „deutsches“ Essen und Filmabende auf Deutsch. Es war ziemlich lustig und Steffi und ich halfen bei den Projektarbeiten aus und erzählten am Ende dann noch was zu unserer Uni in Düsseldorf. Abends dann wurden oftmals Brettspiele gespielt oder sich einfach in gemütlicher Runde unterhalten – obwohl es ja eigentlich darum ging, Deutsch zu lernen, sprachen aber alle trotzdem Japanisch xD‘

Am letzten Tag beschlossen wir dann, noch spontan ins Aquarium zu fahren, das gar nicht so weit entfernt war. Ich hatte schon lange einmal hinfahren wollen, aber ohne Auto gestaltet sich das schwierig, deshalb habe ich mich sehr darüber gefreut, dass die anderen Studenten dahin wollten. Das Churaumi Aquarium ist das zweitgrößte Aquarium der Welt und man konnte sehr viele interessante Fische und andere Meeresbewohner darin sehen^^

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Die Studenten gaben sich alle sehr viel Mühe mit ihren Vorträgen. Ich war überrascht, wie konzentriert un fleißig alle gearbeitet haben! Sowas bin ich aus Deutschland gar nicht gewöhnt :D

Insgesamt war es ein schöner Ausflug und ich habe noch ein wenig mehr von der Natur Okinawas sehen können – es war das erste Mal, dass ich im Norden der Insel war und die Landschaft dort ist wirklich sehr sehr schön. Wirkt ganz schön exotisch^^

Leider hatte ich meine Kamera nicht dabei, daher sind alle Fotos mit dem Handy gemacht worden. Sorry dafür.

So. Habe ich das nun auch fertig. Momentan befinde ich mich seit dem 10. März in Fukuoka (bin halt ständig unterwegs^^) und möchte kurz erwähnen, dass weitere Beiträge auf sich warten lassen könnten; erstens, da ich unterwegs bin, und zweitens, da sich mein neuer (!) Laptop nach etwa zwei Monaten auch ins Jenseits verabschiedet hat…Danke dafür an Steffi, dass sie mich ihren Laptop benutzen lässt, damit ich wenigstens den einen Beitrag hier schreiben kann.

Wenn ich zurück auf Okinawa bin (Anfang April), werde ich mich dann darum kümmern, den Rechner zurückzuschicken und mir einen neuen zu besorgen…

Ferien!

Ein paar Sachen, die mir hier auf Okinawa so aufgefallen sind…

  • Fahrräder sind selten abgeschlossen
  • Man wird von unbekannten Menschen gegrüßt. Und man grüßt zurück!
  • Man erkennt Deutsche daran, dass sie die einzigen sind, die bei einer roten Ampel anhalten. Nachts um 2 Uhr. An einer abgesperrten Straße.
  • Als Nichtjapaner in einer Kleinstadt fällt man nun mal auf und wird angestarrt. Nicht persönlich nehmen, ist eigentlich nie böse gemeint.
  • Kinder rufen einem gerne „Hallo!“ zu, sofern man irgendwie auch nur europäisch aussieht. Wenn man auf Japanisch zurück grüßt, zurück zum vorherigen Punkt.
  • Wenn man erzählt, dass 15 Minuten Fußweg doch nichts sind, gibt es ungläubige Blicke.
  • Man kann ALLES mit Stäbchen essen. Und manchmal ist es unglaublich praktisch (Chips ohne fettige Finger, jawoll)
  • es ist deutlich wahrscheinlicher, am hellichten Tag eine freie Waschmaschine im Wohnheim zu bekommen als mitten in der Nacht^^

Die Tage nach dem Redewettbewerb verliefen relativ ruhig. Die vergangene Woche war auch die letzte des Wintersemesters – und wieder erschrecke ich, wie schnell die Zeit doch vergeht. Alle Prüfungen sind geschrieben, alle Berichte eingereicht, alle Vorträge gehalten. Zeit, sich über Ferien zu freuen!

Doch neben der Freude auch ein bitterer Beigeschmack – das Ende des Semesters bedeutet auch, sich von Mitstudenten zu verabschieden, die nun bereits nach Hause zurückkehren – entweder, weil sie bereits im April gekommen sind oder weil sie nur ein halbes Jahr bleiben.

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Auch diesmal wieder: Viel Essen, viel gut!

Mittwoch war vermutlich der letzte Tag, an dem alle aus der Klasse noch einmal gemeinsam beisammen saßen bei einem shokujikai (shokuji = Essen, kai = Treff). Sogar die Lehrer, die unseren Sprachkurs unterrichten, waren alle da. Jeder brachte selbstgemachtes Essen aus seiner Heimat mit – und ich muss sagen, es ist irgendwie lustig, zwischen dem ganzen ostasiatischen Essen Gulasch zu haben :D

Es hat wirklich alles super geschmeckt und insgesamt war der Abend auch sehr sehr schön. Irgendwie wollte auch keiner gehen; auch nachdem das Essen bereits größtenteils weg war, saßen wir noch zusammen, unterhielten uns und spielten Karten.

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Diese hier hat Tei gemalt. Von links nach rechts: Max, ich, Taku (Chinesin) und Hani (Koreanerin).

Freitag dann fand die 修了式 (shûryôshiki, Abschlusszeremonie) statt, bei der alle, die jetzt bald heimfahren, Urkunden und ihre Zeugnisse bekamen. Außerdem wurde als Erinnerung noch ein Bäumchen vor dem International Office gepflanzt. Auch hier gab es wieder Rahmenprogramm, Reden und leckeres Essen und am Ende wurden noch viele viele Fotos gemacht. An dieser Stelle auch vielen herzlichen Dank für die netten Abschiedsbriefe, die ich von Tei und Mei bekommen habe T_T Ich werd alle vermissen! Aber ich bin froh, dass euch die Porträts, die ich für euch gezeichnet habe, gefallen haben ^_^

Abends fand dann hier im Wohnheim die Abschiedsparty statt. Ich ging erst später hin, da es mir an dem Abend nicht so gut ging (bahnt sich da etwa eine Erkältung an?), hab mich nochmal mit ein paar Leuten unterhalten und dann standen fünf von uns aus der Klasse fast den ganzen Abend am Whiteboard und haben Bilder von uns und anderes ziemlich sinnloses Zeug gemalt. Jap, so wird gefeiert.

So. Montag geht es nach Nagasaki zum Forschen. Ich bin schon sehr gespannt, was mich in den kommenden zwei Wochen in dieser Stadt erwartet. Jetzt muss ich nur wieder fit werden bis dahin…

琉球大学日本語スピーチ大会

Vorweg: Die meisten Fotos hier habe ich nicht selbst gemacht, sondern Lehrer und/oder Kommilitonen von mir.

Uff. Ich hab’s hinter mir! Whee.

Okay, worum geht’s: am 29. und 30. Januar fand hier der japanische Redewettbewerb der Ryûdai statt – für Austauschstudenten natürlich. Am Donnerstag war dabei die sogenannte Unterstufe dran, während am Freitag die Mittel- und Oberstufe auf die Bühne mussten. Da ich in der Mittelstufe (中級) bin, war ich Freitag an der Reihe.

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Draußen vor dem Vortragssaal hingen dann auch unsere Kalligrafien – hier die von meiner Klasse.

Der Wettbewerb war schon im Oktober beim Orientierungstutorium angekündigt worden, aber da kam es mir noch wie eine Unendlichkeit vor, da waren noch Monate dazwischen, Weihnachten, Neujahr, Kyôto…und jetzt ist bereits Ende Januar. Wie schnell die Zeit vergeht!

Und so schwebte lange der unangenehme Gedanke im Hinterkopf, dass ich Ende Januar vor einem Haufen bekannter und unbekannter Leute auf Japanisch eine Rede halten sollte – ausgerechnet ich, die bei normalen Referaten ja schon stottert und zittert wie sonstwas. Gute Nacht.

Die letzten Wochen über hatten wir daher viele Besprechungstermine bei Ashihara-sensei, unserer Klassenlehrerin, und die vergangene Woche verbrachten wir größtenteils an der Uni, um zu proben. Während die Unterstufe 3 Minuten lang sprechen musste, mussten wir 5 Minuten reden. Das Thema war frei wählbar.

Wir haben sogar außerhalb der „offiziellen“ Probezeiten noch zusammen geübt :)

 

Ich kann gar nicht in Worte fassen, WIE aufgeregt und zappelig ich die letzte Woche über war. Ich hatte einfach riesige Angst davor – ich mein, ich hab noch nie sowas gemacht und dann auch noch auf Japanisch! Als ich Ashihara-sensei erklärte, dass ich ziemliche Angst vor sowas habe, hat sie angeboten, dass ich notfalls noch Freitagmorgen zu ihr kommen könnte, wenn es mir echt nicht gut ging – und dann nicht halten müsste. Das wäre wohl schon ein oder zwei Mal vorgekommen. Aber irgendwie hat mir das auch irgendwo mein Stolz verboten. Sich zu drücken, wär mir zu bequem gewesen.

Und im Nachhinein bin ich so UNGLAUBLICH froh darüber, dass ich mich getraut habe. Ich habe mir extra ein wenig ernstes Thema ausgewählt – der Titel war 私に見える世界 (watashi ni mieru sekai, frei übersetzt „die Welt, wie ich sie sehe“) und dabei erzähle ich davon, wie unpraktisch es doch ist, so groß zu sein – mit 1,82m gelte ich in Japan schließlich schon quasi als Riese :D

Ich weiß gar nicht mehr, wie ich auf die Idee gekommen bin, darüber zu sprechen, aber der Anfang war praktisch ein Dialog, wie ich ihn öfters hier führe (die Übersetzungen in Klammern sind recht frei, damit sie authentischer klingen~):

「背が高いね!」-「ええ、そうです。私の国でも高い方です」

 („Du bist aber groß!“ – „Ja…in Deutschland gelte ich aber auch als groß.“)

「何センチ?」-「182センチですけど」

(„Wie groß bist du?“ – „182cm.“)

「すごい!」-「いいえ、すごくないです。すごく不便です」

(„Wow. Super!“ – „Nein, nicht super…höchstens super unpraktisch“)

Das Tolle ist, dass das Publikum an der Stelle, wo alle ungläubig すごい!(unglaublich, toll, schrecklich…oder auch einfach ein Ausdruck der Überraschung) rufen, genau das auch gerufen hat und ich dann praktisch den Dialog weiterführen konnte^^

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Ich hasse es, aber naja…da so viele gelacht haben, musste ich natürlich auch grinsen beim Reden. Gahh!

Klar habe ich ab und an etwas übertrieben, aber im Grunde habe ich sehr viel aus Erfahrungen berichten können: Die niedrige Decke im Schloss Shûri, die zu niedrigen Tische und Stühle an der Uni, wie unbequem 16 Stunden Flug sind…und allem voran natürlich meine geliebte Dunstabzugshaube, gegen die ich so gut wie jeden Tag laufe. Später habe ich dann noch ein wenig über Vorteile des Groß-Seins gesprochen und damit geschlossen, dass ich so wenigstens recht einfach einen Gesprächseinstieg habe, wenn ich mit Leuten hier rede. Meine Lehrerin und Klassenkameraden hatten mir vorher schon gesagt, dass es ziemlich lustig ist, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich dafür überhaupt kein Gefühl gehabt – wenn man jeden Tag mehrmals dasselbe sagt, ist man früher oder später eher genervt als amüsiert.

Ich war am Freitag also sehr sehr aufgeregt und noch dazu war genau vor mir (ich war schon vormittags dran, da ich es schnell hinter mir haben wollte) eine kurze Pause, die gehörig an meinen ohnehin schon sehr angespannten Nerven zehrte und in der mir auffiel, dass ich meinen Text vergessen hatte. Hurra!

Naja, will nicht zu viel labern, ich war sehr aufgeregt und hier und da geriet ich ins Stocken, aber: Insgesamt lief es wirklich gut (glaube ich), und was mir am meisten geholfen hat, war, dass so viele Leute tatsächlich gelacht haben. Besonders eine Lehrerin in einer vorderen Reihe fiel mir auf und das tat echt gut^^ So konnte ich fast die ganze Zeit über lächeln, und so redet es sich leichter^^

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Hier die Leute, die einen Sonderpreis bekommen haben sowie auf der rechten Seite die, die besonders gute Reden hatten. Der Junge ganz rechts hat die beste Rede gehalten.

Okay, ich habe – wie immer, wenn ich nervös bin – ziemlich viel auf der Stelle rumgetänzelt (hat mir ein Lehrer auch in den Kommentar geschrieben^^), aber wayne, ich hab’s hinter mir und anscheinend kam es gut an.

Und womit ich nicht gerechnet hätte: Am Ende gab es noch Urkunden und Sonderpreise für ein paar Leute, deren Reden entweder besonders interessant, spannend, bewegend oder lustig waren. Und ich habe auch einen bekommen! *_* Yay! Ich hab noch nie was fürs Labern bekommen xD

Zwischen den Reden und der Auswertungen sowie in den Pausen gab es dann auch Aufführungen von einzelnen Leuten, zum Beispiel Gesang, sanshin-Musik, Tänze…und am Schluss haben alle eisa getanzt, das war toll^^

Am Abend war unsere Klasse mit Ashihara-sensei und Karimata-sensei dann noch in dieser tollen Bar (die übrigens 月ノ音 (tsuki no oto) heißt, was ich mir vorher nicht merken konnte => klare Empfehlung, falls mal wer nach Okinawa kommt!) feiern. Es war sehr lustig, vor allem waren glaube ich sogar alle da und es haben wirklich alle eine tolle Rede gehalten, wie ich finde! Und es gab echt die unterschiedlichsten Themen – von eigenen Erfahrungen über selbst ausgedachte Geschichten mit einer Moral bis hin zu lustigen und/oder lehrreichen Vorträgen^^. Ich bin echt froh, dass es so gut lief. Und auch die anderen Klassen waren toll!

Einer aus meiner Klasse hat an seine Rede noch recht spontan hinzugefügt, dass er findet, dass man die Leute freiwillig aussuchen lassen soll, ob sie Reden halten wollen oder nicht, woraufhin einige Lehrer etwas schockiert geschaut haben, der Rest aber lachen musste :P Recht hat er!

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2組、最高!

Wobei ich dann wahrscheinlich niemals mitgemacht hätte, und so glaube ich, dass mir das Ganze dann schon was gebracht hat…

Aber jetzt bin ich froh, dass ich das hinter mir habe und mich besser auf anderes konzentrieren kann, ohne diesen unangenehmen Gedanken im Hinterkopf. Zum Beispiel auf meine Prüfungen nächste Woche…urrgh.