Tokyo, we meet again (Part I)

Vom 21. August bis zum 1. September befand ich mich also in Tokyo. Netterweise kam Yuriko in Naha noch zum Flughafen, um mich zu verabschieden, was mich sehr gefreut hat.

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Die Ginza.

Da Tokyo riesengroß ist und ich vorher ja nur drei Tage dort gewesen war, gab es immer noch genug für mich zu entdecken (außerdem bin ich als Okinawa-Mensch ein Landei und stieg erstmal in den falschen Zug, sodass ich einen (unfreiwilligen) Abstecher nach Yokohama machte…aber das ist eine andere Geschichte^^‘). Leider machten mir Wetter und Krankheit einen Strich durch die Rechnung, irgendwie regnete es fast die ganze Zeit und noch dazu fing ich mir die ersten zwei, drei Tage eine Erkältung ein, sodass ich absolut keine Lust hatte, mich weiter als nötig von meinem Bett zu entfernen. Dennoch ist man ja nun mal nicht jeden Tag in Tokyo (außer man wohnt dort), sodass ich mich doch irgendwie überwand, mir so Einiges anzuschauen. Alles habe ich dennoch nicht geschafft, z.B. meinen ursprünglich geplanten Tagesausflug nach Nikkô im Norden (dort soll es sehr viele sehr alte Tempel geben sowie das Mausoleum von Tokugawa Ieyasu, einem der Reichseiniger Japans und dem Begründer der Edo-Zeit…kurz: wichtiger Typ) und als (angehende) Japanologin will ich mir sowas auch ansehen. Immer wieder interessant, Dinge zu entdecken, zu denen man im Unterricht viel gelernt hat. Naja, so habe ich aber immerhin einen Grund mehr, nochmal herzukommen :)

Die erste Zeit wollte ich mich nicht so weit vom Hostel entfernen, da es mir echt nicht gut ging; und da mein Hostel in Asakusa lag (wo auch das kaminari-mon steht, das ich vorher bereits besichtigt hatte, machte ich mich erstmal auf, nochmal einen Spaziergang durch den nahe gelegenen Ueno-Park zu machen und dann zum 2k540, einer Passage, wo viele kleine Lädchen handgemachte Dinge verkaufen. Das Ganze lag unter einem Bahnhof und es gab echt schöne Sachen dort, nur waren die alle super teuer und da mir mein Gepäck so langsam Sorgen machte, entschied ich mich dagegen, etwas zu kaufen. Danach schlenderte ich Richtung Süden und kam zufälligerweise in Akihabara an mit seiner riesigen Elektro-Meile. Nach einer kurzen Rast in einem Café ging es in den Stadtteil Ginza, der auch nicht weit entfernt lag. Dort steht ein großes Kabuki-Theater namens kabukiza und da ich Lust hatte, mal was anderes zu machen, kaufte ich mir kurzerhand ein Ticket für ein Stück. Kabuki ist Theater, wobei die meisten Stücke ziemlich lustig sind. Die Darsteller haben dabei auch schneeweiße Gesichter und begleitet wird das Ganze oft noch von Musik und Gesang. Auch Tanz ist nicht selten.

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Kabukiza von Außen.

Das Stück, das ich sah, hieß 芋掘長者 (imo hori chouja), grob gesagt sowas wie „Kartoffelernte-Millionär“ und ja, ich weiß, das klingt bekloppt. War es auch, denn in der Geschichte ging es darum, dass eine Königin ihre Tochter verheiraten will. Diese veranstaltet einen Tanzwettbewerb, um den besten Tänzer des Landes zu finden. Daraufhin kommen vier Leute an, um teilzunehmen, wobei einer von denen tatsächlich der beste Tänzer des Landes ist – allerdings weiß er, dass sein Freund in die Prinzessin verliebt ist, und so zieht er sich eine Maske auf und tut so, als wäre er sein Freund, damit dieser gewinnt. Daraufhin wird er allerdings aufgefordert, ohne Maske zu tanzen, was der „echte“ Typ ja nicht besonders gut kann. Aus Verzweiflung dann tut er so, als würde er Kartoffeln ausgraben. Alle Anwesenden sind fasziniert von diesem „exotischen“ Tanz, er gewinnt, und am Ende tanzen alle den Kartoffel-Tanz.

Das Ganze dann noch in Altjapanisch vorstellen bitte.

JA, es war lustig. Wirklich xD‘ Schon ein ziemliches Highlight für mich.

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Eingang zum Meiji-Schrein.

Ansonsten sah ich mir in Tokyo noch den Meiji-jingû in Shibuya an, einen recht großen Schrein, der dem Meiji-Tennô (Kaiser von 1868 bis 1912, und damit der erste Tennô des modernen Japans) und seiner Frau gewidmet ist. Danach machte ich mich auf nach Odaiba im Süden Tokyos, da ich von Fan ein Konzert-Ticket für die Band GReeeeN erhalten hatte, da er leider durch ein Praktikum nicht hingehen konnte. GReeeeN ist ziemlich beliebt in Japan und bekannt dafür, dass niemand ihre Gesichter kennt. Es gibt vier Mitglieder, die alle Zahnärzte sind, und da sie fürchten, dass es Probleme geben könnte, wenn ihr Aussehen bekannt wäre, treten sie auch nicht live auf. Ja, richtig, ein Konzert ohne Band selbst. Dennoch hat es mir sehr gefallen, da anscheinend viel Mühe in das Programm gesteckt wurde. So sah man auf der Bühne zwar nur die Silhouetten der Mitglieder, allerdings gab es auch zwischen den Liedern viel Programm, was ziemlich lustig war und auch so gefielen mir Musik und Stimmung der Leute um mich herum. Insgesamt wurde viel weniger gedrängelt als in Deutschland, dennoch machten die Leute sehr viel Party (auch vor dem Konzert schon wurde vor der Halle gesungen).

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Kurz vor Beginn des Konzerts.

Übrigens läuft das mit dem Eintritt auch anders ab als in Deutschland: Auf jedem Ticket ist eine Nummer abgedruckt, und man wird nach Nummer reingelassen. Das Prinzip der Nummernvergabe ist simpel: Wer zuerst kauft, ist Nummer 1. Und so weiter. Ich war zwar Nummer A1073 (schwer zu sagen, wo genau das war, allerdings war die Halle nicht sooo groß), konnte aber dennoch ziemlich weit vorne stehen – und auch so war es mal praktisch, ein Stückchen größer als die meisten anderen zu sein ;) Ansonsten muss man beim Eintritt noch 500 Yen für irgendwas zahlen, bekommt aber immerhin auch ein Getränk dafür (was die Schlussfolge zulässt, dass man für das Getränk bezahlt). Ein weiterer Unterschied war wohl, dass es etwas kürzer war als die Konzerte, die ich in Deutschland besucht hatte. Mit Zugabe vielleicht so drei Stunden?

Ein Mitglied der Band ist übrigens aus Okinawa, woraufhin ich bei der Vorstellung natürlich besonders laut geklatscht habe ;) Am Ende gab es am Ausgang noch ein Eis als Geschenk. Yay!

Insgesamt war es echt gut. Ich mag es ja, auf Konzerte zu gehen und war schon traurig, dass ich Bump of Chicken um einen Monat verpasst hatte – umso mehr habe ich mich für die Karte von Fan gefreut. Danke!

Am nächsten Tag war ich etwas erschöpft und unternahm nicht viel, ging aber erst einmal in ein Café mit einer Japanerin, die ich im Hostel kennengelernt hatte, und am Abend dann aßen wir auch gemeinsam noch mit einer weiteren Japanerin, die gerade ein Praktikum in Japan absolvierte und ab September für ein Jahr nach England geht, und einer Koreanerin, die auch gerade da war. Es war sehr gemütlich (was wohl auch an dem tollen Hostel lag) und eine tolle Gelegenheit, sich nett auf Japanisch zu unterhalten.

Bäh, ein Beitrag reicht doch nicht für Tokyo. Demnächst mehr!

Es ist noch nicht vorbei

Erstmal: Yay! Ich habe den JLPT N2 bestanden! Das heißt, jetzt sind meine Japanisch-„Skills“ irgendwie offiziell anerkannt :D

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Ich geb’s ja zu, ich habe geweint, als es dann soweit war, dass ich diejenige war, die in das Taxi einstieg und Richtung Flughafen fuhr (beide Male). Aber der Reihe nach.

Aktuell befinde ich mich in der Präfektur Nagasaki, genauer gesagt in der Stadt Ômura (etwa eine Stunde Zugfahrt entfernt) und helfe wieder auf der Farm aus, auf der ich schon im Februar gewesen war. Nagasaki ist somit auch das letzte Ziel meines derzeitigen Japan-Aufenthalts, danach fliege ich nur noch nach Ôsaka, um meine Heimreise anzutreten – in zwei Wochen.

Vom 21. August bis 1. September war ich also in Tokyo. Da ich am Vortag so ziemlich alles zusammengepackt und zu Elli raufgebracht hatte, war mein Zimmer sehr leer an dem Abend. Noch dazu war ich wirklich sehr aufgekratzt, da ich doch am folgenden Tag aus dem Wohnheim ausziehen würde. Auch jetzt, während ich mich daran erinnere, habe ich ein seltsames Gefühl.

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最後のモス。

Ich hatte (da mein Kühlschrank ja nun auch ausgeschaltet und komplett leer war) nichts zu essen da, weshalb ich mit Steffi nochmal zum Mos gegenüber wollte – eigentlich war es schon fast Tradition, dort spätabends nochmal aufzukreuzen, wenn einen der plötzliche Hunger plagt. Da es nun mal der LETZTE ABEND war, durfte der obligatorische Mos-Besuch auch nicht fehlen; spontan fragte ich dann noch Elli und U, ob sie mitkommen wollen würden. U kam zwar erst, als wir bereits fertig mit Essen waren, dennoch blieben wir dann noch eine Weile und unterhielten uns. Irgendwie kamen wir auch auf die Themen Pokémon und Nintendo, woraufhin Elli unbedingt noch zusammen 3DS spielen wollte. Und so kam es, dass wir uns nach Mos nochmal in den PC-Raum des Wohnheims verkrümelten, um zu zocken^^“ Zufälligerweise kam dann auch noch Fan vorbei, was mich sehr freute, da ich mich vorher nicht richtig von ihm verabschieden konnte. Wir plauderten noch eine Weile, da keiner so richtig schlafen gehen wollte, und als ich dann noch eine Nachricht vom netten Besitzer „unserer“ Bar 月ノ音 (tsuki no oto) bekam – Ende August gab es wohl eine Eisa-Aufführung vor der Bar – und da fiel mir ein, dass das ja noch das Einzige war, was ich noch unbedingt hatte machen wollen auf Okinawa: Mich bei den Leuten im tsuki no oto bedanken für ihre Gastfreundschaft und die Erlaubnis, dass wir unseren Film dort drehen durften. Vorher hatte ich nie die Zeit gefunden, vorbeizugehen, und so entschlossen wir dann spontan (Elli, U, Fan, Steffi und ich), da nochmal kurz vorbeizuschauen. Die Mitarbeiter freuten sich scheinbar, und als sie erfuhren, dass dies mein (vorerst!) letzter Abend auf Okinawa war, schenkten sie uns nochmal leckeren hausgemachten Schinken sowie Nashi (ich liebe Nashi). Und so fand ich doch die Gelegenheit, mich zu verabschieden, und musste gleichzeitig versprechen, auf jeden Fall „bald“ wieder vorbeizuschauen.

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Nashi.

Wirklich nett die Leute. Wenn ich wieder auf Okinawa bin, werde ich unbedingt dort vorbeikommen.

Nun war es doch schon spät geworden, weshalb wir zurückkehrten. Da Fan am nächsten Tag früh los musste (der Arme hatte doch tatsächlich noch Unterricht), würden wir uns nicht mehr sehen, weshalb ich mich schon mal von ihm verabschiedete („bis nächstes Jahr in Taiwan!“).

Die Nacht schlief ich nicht gut.

Am nächsten Morgen bestellte ich gegen 10 Uhr ein Taxi. Da Osamu-san krank war, warf ich meinen Schlüssel in seinen Briefkasten und gab meinen Internet-Router sowie das Bettzeugs an die Vertretung ab. Ich verabschiedete mich von U, der extra aufgestanden war, sowie Elli, wobei ich sie noch einmal in Nagasaki treffen würde, merkte, dass mir die Tränen kamen, und stieg ins Taxi ein. Ich geb’s zu, mir war echt zum Heulen und der Taxifahrer fragte auch besorgt, ob alles in Ordnung sei. Er zeigte sich verständlich, als ich ihm erklärte, dass ich nach einem Jahr nicht so gerne da weg wollte, und fragte danach, ob ich aus Amerika sei. Typisch^^

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Das letzte Foto, das ich von meinem Zimmer schoss. Wirkte schon fast gespenstisch.

……….

So flog ich an dem Tag nach Tokyo – das erste Mal so richtig alleine auf Reisen. Insgesamt war ich 10 Tage dort und das aufgeteilt auf drei Unterkünfte, und in jeder traf ich auf sehr nette Leute, mit denen ich mich prima unterhalten konnte. Mit einer Japanerin aus Hokkaidô habe ich auch Mails ausgetauscht und sie schreibt mir hin und wieder, was ihr so in den Sinn kommt und korrigiert mein Japanisch, wenn ich ihr eine Mail schreibe und Fragen zu Japanisch habe. Auch im zweiten Guest House traf ich zwei Japanerinnen und eine Koreanerin, mit denen ich mich gut unterhalten konnte. Ich bekam sogar eine kleine Daruma-Figur geschenkt.

Insgesamt ließ ich es in Tokyo gemütlicher angehen – und irgendwie war ich die ersten zwei Tage auch noch krank (warum auch immer, bei meiner Abreise fühlte ich mich kerngesund)…bäh.

Naja, auf Tokyo werde ich dann aber wohl in einem nächsten Post eingehen. Nun habe ich ja wieder eine stabile Internetverbindung und meinen Laptop da, daher versuche ich, sobald wie möglich ein paar Worte und Bilder zu Tokyo hochzuladen.

Erkenntnis: Ein Austauschjahr ist anfangs etwas unheimlich, wird später unglaublich toll, und gegen Ende sehr, sehr traurig.

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Mein Zuhause.