Tokyo, Stadt der Städte, Part I

„Meine Tandempartnerin war letztes Wochenende in Tokyo…ich will auch :<„

- „Diesen Freitag ist doch frei, oder?“

„Ja, wieso?“

- „Lass mal nach Tokyo fahren.“

So ungefähr verlief letzte Woche Sonntag ein Gespräch zwischen Max und mir, und kurz darauf fragten wir noch einige Klassenkameraden, wer mitkommen würde und am folgenden Tag wurden auch schon die Flugtickets sowie ein Hostel gebucht. Spontan? Ja! Aber genau so macht es Spaß :)

Dieses Wochenende also verbrachten vier Klassenkameraden und ich in Tokyo, Japans gigantischer Hauptstadt, in der fast 10 Millionen Menschen leben und in der ich mich nach sieben Monaten Okinawa wie das Landei schlechthin fühlte :D

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Schmale Straße in Kôenji, in der auch unsere Unterkunft lag.

Eigentlich sollte ich noch was dazu schreiben, was ich hier im letzten Monat so auf Okinawa gemacht habe, aber da ich das Wochenende über kurzfristig in Tokyo war und ziemlich angetan bin von der Stadt, dachte ich, ich setze erst einmal die Reise-Posts weiterhin fort, solange ich mich noch an alles erinnere. Und ja, ich weiß, dass im Deutschen Tokyo mit i (also Tokio) geschrieben wird, aber als (angehenede) Japanologin will mir das nicht so recht in den Kopf, weshalb ich bei dieser Schreibweise verbleibe :P

Um möglichst viel der (ziemlich begrenzten) Zeit nutzen zu können, nahmen wir bereits den ersten Flug am Freitag um 8 Uhr morgens von Naha nach Tokyo. Da zu dieser Zeit noch keine Busse (es lebe der Nahverkehr Okinawas \o/) fuhren, nahmen wir ein Taxi zur nächsten Monorail-Station und fuhren von da aus zum Flughafen. Insgesamt verlief alles ziemlich glatt und ohne große Eile. Zwar waren alle entsprechend müde – mussten wir uns schon um 5:30 Uhr auf den Weg machen – aber es hat alles wunderbar geklappt, und das ist die Hauptsache. Dementsprechend verbrachte ich einen Großteil des über zweistündigen Fluges mit Schlafen.

Und so kamen wir schon kurz nach 10 Uhr am Flughafen Haneda an und fuhren mit dem Zug nach Kôenji (高円寺), um im Hostel einzuchecken und unsere Rucksäcke abzustellen. Dann machten wir uns auch schon direkt auf den Weg, die Stadt zu erkunden (d.h. erstmal Tempura essen gehen und danach überlegen, was wir machen wollen). Und wo geht man als leidenschaftlicher Zocker, Elektronikfan und MoJa-Student als Erstes hin? Richtig, Akihabara (秋葉原, „Herbstfeld“; oder auch abgekürzt akiba) XD

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Sobald man den Bahnhof Akihabara verlässt. Dieses Bild lässt schon erahnen, was einen hier erwartet^^

Um Akihabara kurz zu beschreiben, fallen mir gleich die Wörter „laut“, „bunt“ und „belebt“ ein – Tokyos Elektronikmeile mit Massen von Elektrogeschäften, Anime-/Mangaläden (nicht, dass es die in anderen Stadtteilen nicht gäbe) und und und. Ich glaube, einige Leute, die nicht so viel mit Japan am Hut haben, denken, wenn sie Japan hören, vor allem an Manga, Anime, Videospiele und Cosplay – zumindest treffe ich auf dem Japantag in Deutschland immer wieder Leute, die das denken. Meiner Ansicht nach trifft das nicht zu; das ist, als würden ALLE Deutschen Lederhosen tragen und jeden Morgen Wurst und Bier frühstücken (ja, das werde ich immer noch manchmal gefragt^^). Auch wenn es nur ein Bild ist, so gibt es wohl doch Leute oder Gegenden, auf die das zutrifft, und Akihabara kann man wohl getrost als eine davon betrachten. Da wanderten wir also durch die Straßen, stöberten in einigen Läden, sahen uns Reklamen an und gingen schließlich in ein Game Center (ゲームセンター). Dazu muss ich sagen, dass ich die vorherige Woche Sonntag (kurz vor der Idee, nach Tokyo zu fahren) in Naha zum ersten Mal in eines gegangen war und so viel Spaß daran gefunden hatte, dass ich doch ausnutzen musste, in Tokyo zu sein :P Es gibt allerhand verschiedene Spielautomaten, wobei mir die Musik-/Rhythmusspiele am meisten Spaß machen (auch wenn ich nicht gut darin bin). Es ist ziemlich entspannend und deshalb wohl neben Karaoke und Pachinko sehr beliebt in Japan.

Später dann wurde es doch etwas Zeit für Kultur und Tourismus (wobei, eigentlich kann man Game Center auch als Teil der japanischen Kultur sehen, ähnlich wie Karaoke, oder?) und wir machten uns auf zum Rathaus in Shinjuku, da es sehr hoch ist (höher als der Tokyo Tower) und man von oben eine herrliche Aussicht auf die Stadt hat. Es war leicht neblig an dem Tag und so konnte man nirgendwo das Ende der Stadt ausmachen (ich bezweifle aber, dass man es bei klarem Wetter kann) und später dann konnte man tatsächlich noch den Fuji gaaaanz weit in der Ferne sehen, während die Sonne unterging! Wow :)

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Rathaus Shinjuku von Außen.

Danach wollten wir uns wieder mit Doro treffen, die unser Grüppchen vorher verlassen hatte, da sie Freunde treffen wollte, aber das stellte sich gar nicht mal als so einfach heraus in dieser großen Stadt, und so irrte erst sie und wir dann auf der Suche später hinterher durch Shinjuku bzw. den Bahnhof Shinjukus. Dieser ist nämlich mal eben einer der größten Bahnhöfe weltweit (wenn nicht sogar der größte) mit zig Bahnsteigen, mehreren Millionen Passagieren pro Tag und gefühlt 200 Ausgängen – kleiner Vorgeschmack? Ostausgang. Nordostausgang. Nordnordostausgang. Neuer Ostausgang. Ostausgang 1 bis 33. Ohne Witz. Wie soll man sich da nicht verlaufen? :D

Später dann gelang es uns doch, uns wiederzufinden und gingen in der Nähe des Hostels Ramen essen. Am Abend dann gingen wir noch in eine Bar, die winzig war (insgesamt Platz für etwa 7 Leute), aber ziemlich gemütlich. Ich wollte vor allem dahin, seit wir vergangenes Semester im Unterricht einmal eine Folge des Dramas Shinya Shokudô (深夜食堂, etwa „Mitternachtsrestaurant“) gesehen hatten. Darin geht es um eine Bar, die um Mitternacht öffnet und wo sich verschiedene Leute versammeln und ihre Geschichten teilen. Der Inhaber bietet dabei auch Essen an. Es gibt kein Menü, wenn ein Gast sich was wünscht und die Zutaten da sind, wird es zubereitet. In jeder Folge geht es dabei um ein bestimmtes Gericht und irgendwie haben wir alle Gefallen an der Serie gefunden. Bei dem Drama handelt es sich um eine Mangaadaption, für die ebenjene Bar in Tokyo (die den Namen „Nebraska“ trägt) wohl Inspiration war. Wie gesagt, war es ziemlich gemütlich und auch hier zeigten die anderen Gäste (zwei, später drei) sowie der Inhaber Interesse an uns Ausländern und man konnte sich nett unterhalten.

Damit war der erste von drei Tagen in Tokyo auch schon vorbei. Ich muss aber sagen, obwohl wir nur drei Tage dort verbrachten, habe ich das Gefühl, schon so Einiges gesehen zu haben, einfach weil man fast ständig unterwegs war^^

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