In den Wald

Der Juni ist da und das Klima gibt sich alle Mühe, einen fertig zu machen. 38°C und eine Luftfeuchte von 89% geben so ziemlich jedem, der nicht an tropisches Klima gewöhnt ist, den Rest (den anderen aber wahrscheinlich auch).

Der Inhalt dieses Posts beschäftigt sich aber doch noch etwas mit der Zeit, als es noch ein wenig kühler war hier (2-3° vielleicht, aber dafür ohne Regenzeit). Anfang Mai ging es nämlich auf Exkursion etwas weiter in den Norden Okinawas. Ende letzten Semesters hatten wir in Okinawa jijou über die Natur der Insel gesprochen und seltene Pflanzen und Tiere, die dank des Klimas hier beheimatet sind. Dafür war auch ein japanischer Herr da, der sich berufsmäßig mit diesen Lebewesen auseinandersetzt. Er bot an, Interessierte einmal mitzunehmen und durch Okinawas „Wildnis“ zu führen. Das klang für mich sehr interessant und so meldete ich mich mit einigen weiteren Kommilitonen, dass wir einmal mitwollen würden. Der Termin lag dann etwas ungünstig in der Golden Week, weshalb einige dann doch keine Zeit mehr hatten (und das Ganze zusätzlich auf zwei Tage aufgesplittet wurde), sodass in meiner Gruppe dann nur noch vier Leute waren. Egal, mit vielen mehr wäre es aber wohl auch zu chaotisch gewesen.

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Ist sie nicht süß?

Wir bekamen Gummistiefel gestellt (es gab sogar welche in meiner Größe) und wurden dann mit Autos weiter in den Norden Okinawas mitgenommen. Meine Lehrerin war auch dabei und nutzte die Gelegenheit, uns zusätzliche Infos zur Natur Okinawas zu geben. Kurz vor unserem Ziel machten wir noch an einer Raststätte halt, wurden eingeladen, Okinawa soba zu essen und dann ging es weiter. Als wir nach knapp zwei Stunden Fahrt endlich ankamen, galt es erst einmal, sich mit Insektenschutzmittel einzusprühen, ehe wir dann in den Wald gingen.

Insgesamt liefen wir knapp zwei Stunden durch Okinawas „Dschungel“ und ich war ja sehr skeptisch erstmal wegen der ganzen Viecher, die sich hier so rumtreiben. Wobei ich glaube, dass ich mittlerweile zumindest ein wenig abgestumpft bin. Die meisten Insekten und Spinnen im Wald verhielten sich auch einigermaßen friedlich und chillten nur auf irgendwelchen Bäumen und Ästen herum. Zusätzlich sahen wir noch so einige andere interessante Tiere, wie beispielsweise eine Miniatur-Baby-Schildkröte, die echt winzig war. Laut unserem Waldexperten war sie sogar relativ selten und wurde deshalb auch gleich mehrmals fotografiert. Dann gab es noch bunt schillernde Libellen und andere exotisch wirkende Tiere, und am Ende fand ich sogar noch eine Scherbe von irgendeiner alten okinawanischen Töpferkunst.

Wir kamen ziemlich dreckig und erschöpft wieder aus dem Wald, aber insgesamt finde ich, dass es sich gelohnt hat. Trotz Gummistiefel waren meine Füße zwar klitschnass (der Fluss, der sich durch den Wald zog, war tiefer als angenommen^^) und die Rückfahrt dauerte dank Feiertag und Rush Hour stolze vier Stunden, aber hey, alles in allem war es ein toller Tag.

Am Abend war ich ursprünglich für 21 Uhr mit einigen Klassenkameraden zum Karaoke verabredet, aber da wir erst um kurz nach 9 wieder hier ankamen, musste ich das Ganze etwas verschieben. Aber netterweise nahm mich Fan auf dem Motorrad mit zum Karaoke, weshalb es zeitlich dann doch einigermaßen klappte und am Ende blieben wir bis fast 5 Uhr morgens dort (allein wegen des Eis-all-you-can-eat lohnt es sich^^), weil niemand so recht aufhören wollte D: Dementsprechend war es schon wieder hell, als wir heimkamen. Und ob Eis ein gutes Frühstück ist, darüber lässt sich wohl auch streiten…

Der Tag war also rappelvoll von morgens 8 Uhr bis zum nächsten morgen um 6 Uhr, weshalb ich dann auch ziemlich müde ins Bett gefallen bin. Gut, dass gerade Golden Week war und ich am nächsten Tag ausschlafen konnte…

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Der Abstieg wirkte schon fast gruselig, und das am hellichten Tag :D

Ansonsten machten wir im Mai nicht mehr viel Besonderes, abgesehen von Animes schauen, Essen gehen, sich in „unserer“ Bar blicken lassen oder auch einer kleinen, spontanen suika(Wassermelonen)-Party. Wir hatten in der Nähe einen Stand entdeckt, der recht günstig Wassermelonen verkaufte, kurzerhand zwei Stück besorgt und ein paar Klassenkameraden sowie den Hausmeister eingeladen, mitzufuttern. Sonst gab es natürlich noch den Kurztrip nach Tokyo, von dem ich ja bereits erzählt habe. Einmal waren wir noch kaitenzushi essen. Das ist Sushi, nur dass man an der Theke sitzt und Sushi-Teller auf einer kleinen Art Förderband an einem vorbeifahren. Wenn man etwas haben möchte, nimmt man den Teller einfach hinunter und futtert. Am Ende berechnet sich der Preis aus den Farben der Teller, da einige ja teurer sind als andere. Bestellen kann man natürlich auch, aber ich wollte unbedingt mal dieses „Essen-fährt-an-mir-vorbei“-Prinzip ausprobieren :D Da ich keinen Fisch mag, war mir am Ende nicht ganz so wohl, aber andererseits kann ich ja schlecht nach Japan und kein einziges Mal Sushi essen :D *“Sushi“ von to-do-list streich* Später ging ich noch mit Max ins Game Center in Naha, was ich dann als neues Hobby deklarierte und womit der ganze Game Center-Wahnsinn dann anfing.

Ende des Monats gab es noch eine Exkursion mit der Uni in eine Awamori-Fabrik. Awamori ist ein okinawanisches Gebräu mit viel Alkohol, das irgendwie aus Reis gewonnen wird. Ich bin da ja nicht so der Fan von, aber die unterirdische Höhle, in der die Flaschen für Reservierungen dann gelagert wurden, war schon ganz cool.

Kurz darauf gab es noch eine Exkursion in ein kleines Museum in Naha, das den Opfern eines Unglücks im Zweiten Weltkrieg gedenkt. Okinawa war durch den Krieg ja auch sehr schwer getroffen, und 1944 versuchte ein Schiff mit Flüchtlingen (vorrangig Kinder), zur Hauptinsel zu fliehen, wurde unterwegs jedoch von einem amerikanischen U-Boot angegriffen und ging unter, wobei ein Großteil der Flüchtlinge umkam. Das Unglück ist in Japan bekannt unter dem Namen 対馬丸事件 (tsushima maru jiken, „Tsushima maru“-Unglück) und obwohl das Museum wirklich klein war, war es sehr beeindruckend eingerichtet.

Vergangene Woche machten wir in nihon jijou Ikebana, worüber ich dann aber ein anderes Mal berichte.

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