Am nächsten Morgen unternahmen Fan und ich eine kleine Entdeckungstour durch die Umgebung. Dabei stießen wir auch auf einen recht großen, mal wieder sehr bunten Tempel, den wir uns eine Weile ansahen und dann weiter durch die Gegend schlenderten. Es war wirklich ländlich da, ringsum nur Wiesen und vereinzelte Häuser, ein kleiner Bach…sehr friedlich also, und man konnte die Ruhe genießen.
Später gingen wir dann wieder zurück (und verliefen uns nur halb), sahen ein wenig japanisches Fernsehen (wo es gerade um die Herstellung von Soba-Nudeln ging), dann fuhren uns Fans Eltern nach Taichung. Zunächst ging es wieder in einen Tempel. Da ja gerade Feiertage waren, gingen viele Menschen in Tempel, um ihre Ahnen zu verehren. Während Fan also betete, stand ich etwas planlos in einer Ecke (man will ja niemanden stören), wurde dann aber auch aufmunternd von einem vorbeikommenden Mönch angelächelt. Danke sehr!
Später dann war es Zeit für etwas Sightseeing in Taichung! Unter anderem waren wir in einer Süßigkeitenfabrik, in der ich leckere Ananas-Kekse kaufen konnte. Da ich wissen wollte, was genau drin war, fragte Fan die Verkäuferin für mich und übersetzte es dann ins Japanische für mich. Als die Verkäuferin das hörte, war sie sehr überrascht und erklärte mir (in sehr gutem Japanisch!), dass wir ja direkt sprechen könnten, da sie auch Japanisch verstünde. Das hätte sie bloß überrascht, dass Fan ins Japanische übersetzte…na gut, ich sehe auch nicht besonders japanisch aus, daher ist das wohl verständlich.

Die Süßigkeitenfabrik sah zwar aus wie eine alte Bibliothek, aber leider waren die Bücher nur Attrappen.
Nach einem netten Gespräch und mit Ananas-Keksen in der Tasche (und einem obligatorischen Zwischenstop im Café) dann ging es weiter zur Universität von Taichung. Diese ist sehr groß und wohl auch recht berühmt, und tatsächlich schien es, als sei ein Großteil der Leute auf dem Campus nur zum Anschauen da. Der Campus wirkte auch mehr wie ein großer Park mit interessanten Gebäuden hier und da. Übrigens ist das auch die Uni von David und U, zwei meiner weiteren Kommilitonen aus Okinawa. Es gab auch einen kleinen Laden, in dem Produkte aus dem Anbau der agrarwissenschaftlichen Fakultät verkauft wurden. Außerdem gab es noch Bio-Milcheis, das wir natürlich probieren mussten und es schmeckte sehr gut!
Als es dann langsam Abend wurde, fuhren uns Fans Eltern zum Bahnhof von Taichung, wo ich mich bei ihnen bedankte (auf Chinesisch!) und mich dann verabschiedete. Sie würden noch weiter in Taichung bleiben, während Fan und ich wieder zurück nach Taipeh wollten – mit dem Shinkansen.
Ich bin ja in Japan nie Shinkansen gefahren, da es sehr teuer ist, aber in Taiwan hatte ich dann endlich mal die Gelegenheit dazu. Ich weiß jetzt nicht, was die genauen Unterschiede zum japanischen Shinkansen sind (falls es denn überhaupt welche gibt), aber es war schon recht schnell. Allerdings habe ich das nur anhand der Fahrtzeit gemerkt, denn innerhalb des Zuges kam es mir eigentlich nicht besonders anders vor als in jedem anderen Zug auch. Gut, es sah etwas schicker aus, aber das war’s dann auch schon. Daher verbrachte ich die meiste Zeit der Fahrt im Halbschlaf, da ich nach dem langen Tag schon recht müde war.
In Taipeh angekommen, gingen wir dennoch erst noch in eine Buchhandlung, wo ich tatsächlich das Buch Der Name des Windes auf Chinesisch und auch das ein oder andere japanische Buch entdeckte. Wuhe~! Später dann beschlossen wir, dass es Zeit war, zurückzugehen, und fuhren mit dem Bus heim.
Am nächsten Tag (Sonntag) hatte Fan vormittags zu tun, da er ehrenamtlich aktiv ist. Er nahm mich mit dem Motorrad mit nach Taipeh – da die Luft so schlecht war, empfahl er mir, eine dieser asiatischen Erkältungs-Ninjamasken aufzusetzen. Dazu noch der Helm und tada~ schon sah ich aus wie ein japanischer Bauarbeiter^^ Zwar hatte ich gehofft, dass man mir in dieser Vermummung nicht sofort ansieht, dass ich Ausländer bin (wurde halt immer noch etwas länger angestarrt als nötig), aber da man meine Augen immer noch sehen konnte war das so eine Sache. Übrigens macht Motorradfahren echt Spaß. Wheee~
Fan stellte mich dann auch ein paar seiner Kommilitonen vor, die auch bei diesem Projekt mitmachten – das wohl ein Lehrer von ihnen ins Leben gerufen hatte. Dabei ging es darum, mit älteren Leuten gemeinsam Kunst zu machen. Diese waren oft sehr arm und hatten sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen; um ihnen was zu tun zu geben, gab es dann diese wöchentlichen Treffen, bei denen gemalt, gebastelt, Theater gespielt und gesungen wurde. Einige der Kunstwerke konnte man auch in Form von Postkarten o.ä. kaufen. Später dann gibt es noch ein gemeinsames Mittagessen.
Auf jeden Fall eine gute Sache. Als die ersten Leute kamen, lächelte ich noch höflich und begrüßte sie, dann aber machte ich mich auf eigene Faust auf den Weg, die Gegend zu erkunden. Kunst ist schön und gut, aber ohne jegliche Chinesischkenntnisse wollte ich da ungerne bleiben, denn außer zu grinsen hätte ich nicht viel machen können. So aber entdeckte ich eine überdachte Einkaufspassage in der Nähe, in der es nach Fisch roch (scheinbar war ich auf einem Fischmarkt gelandet), einen weiteren bunten Tempel (so schön!) und eine unterirdische Passage (zur Abkühlung), in der ich es tatsächlich schaffte, ganz alleine zwei Postkarten zu kaufen. Ich weiß zwar nicht genau, was der Verkäufer dann am Ende noch gesagt hat, aber ich gehe stark davon aus, dass er nicht annahm, dass ich auch nur ein Wort verstanden hatte. Ganz in der Nähe gab es dann noch eine Passage mit ehemaligen Lagerhäusern (oder so), in denen Studenten ein paar eigene Kunstwerke ausstellten. Ich weiß nicht genau, ob das Eintritt kostete oder nicht, aber da mich niemand aufhielt, ging ich einfach hinein. Es waren ein paar schöne Sachen da.
Gegen Mittag dann machte ich mich auf den Rückweg. Ich fand das richtige Gebäude nicht auf Anhieb (sahen doch alle gleich aus), und zu allem Überfluss hatte jemand die Tür geschlossen, sodass ich erstmal eine Weile an den Häusern entlang irrte, bis ich endlich einen von Fans Kommilitonen traf, der mir zuwinkte und die richtige Tür zeigte. Er bot mir dann auch gleich noch an, mitzusingen (auf Chinesisch natürlich) und später noch was zu Essen, was ich dann aber dankend ablehnte. Ich war mir sicher, schon genug für das ganze Jahr gegessen zu haben…^^
- Tempel 1.
- Kaffeepause.
- shinya shokudô auf Chinesisch!
- Diese engen Straßen gab es auch Zuhauf. Ich finde irgendwie, die haben was.
- Abends dann, als wir wieder in Taipeh ankamen.
- Wen haben wir denn hier?
- Wenn man nicht weiß, dass STAUB der Name eines Topfherstellers ist…
- Tempel 2.