Da in Taiwan gerade Feiertage waren und sich alle so über ein verlängertes Wochenende freuen konnten, wollten Fans Eltern auch gerne ihre Familie besuchen fahren. Sie fragten mich dabei auch, ob wir nicht nach Taichung mitkommen wollten, so konnte ich mir dann auch noch die große Stadt in der Mitte Taiwans ansehen.
Mit dem Auto ging es bereits früh los, und unterwegs hielten wir noch im yôkai mura (wörtlich etwa „Spukdorf“), einem…“japanisch“ angehauchten Freizeit…park….dings…ich weiß auch nicht. Dort stand am Eingang dann auch ein japanisches torii und auch sonst kam man sich wie auf einem Schreinsgelände in Japan vor. Es war (trotz Regen) recht voll mit Besuchern und auch sonst wirkte es nur auf den ersten Blick wie ein Schrein – viele Souvenirshops, Musik und Leute in gruseligen Kostümen, die Besucher erschreckten, führten dann aber doch eher dazu, dass man sich mehr wie auf einem Jahrmarkt und weniger wie in einem Shintô-Schrein fühlte.
Es war ein ziemlich lustiger, aber auch verrückter Ort. Ich zog mir ein omikuji (muss in Taiwan auch mal sein) aus einem Automaten, das ich aufgrund mangelnder Chinesischkenntnisse natürlich überhaupt nicht verstand (Fan wollte es mir aber später übersetzen, allerdings haben wir es doch vergessen) und kaufte mir einen Schlüsselanhänger in Form einer Erdbeere, den ein Händler dort selbst angefertigt hatte. Die Kommunikation („Wie viel kostet das?“, „Was ist das?“) lief wieder über Fan, womit es am Ende dann auch klappte. Ich war zwar etwas überrascht, als der Herr mir das Rückgeld rausgab und dann wieder auf seinen Tisch zeigte und mir eine weitere Wand aus chinesischen Lauten entgegenkam…anscheinend durfte ich mir noch ein weiteres kleines Werk aussuchen, als Bonus oder vielleicht auch Dankeschön. Vielleicht aber auch, weil ich Deutsche war. Ich entschied mich für einen Schmetterling und bedankte mich mit einem chinesischen xìe xie (谢谢).
Danach kam Fans Mutter auf uns zu und fragte, ob wir weiterfahren wollten. Wir kauften uns noch einen Tee für die Weiterfahrt, dann ging es noch eine Weile weiter Richtung Süden. Wieder machten wir unterwegs Halt, diesmal in einem weiteren kleinen Park, in dem eine Sehenswürdigkeit Taiwans lag: Eine 200m lange Brücke, die sich über eine Schlucht spannte. Damit nicht zu viele Leute auf einmal daraufgehen, gab es auch einen Zähler, der anzeigte, wann man drauf durfte.
Zuerst sträubte ich mich dagegen, auch nur einen Teil meines Fußes darauf zu setzen, was zur allgemeinen Erheiterung beitrug, und schließlich fügte ich mich doch in mein Schicksal. Außerdem wollte ich wissen, was auf der anderen Seite war. Und überhaupt…sie würde ja schon nicht einstürzen, sobald ich drauf war…oder?
Eingestürzt ist sie nicht und mir ist auch nicht schwindelig geworden (natürlich musste die Brücke auch wackeln Q_Q) und ich kam wohlbehalten und auch ein klein wenig stolz auf der anderen Seite an. So viel gab es dort dann auch nicht zu entdecken, ein paar Souvenirläden, ein Restaurant und ein paar schöne Blumen. Auf einer Tafel stand, die Berge in der Ferne würden wie ein Affe aussehen, aber den konnte ich bei bestem Willen nicht erkennen und falls chinesische Affen anders aussehen als die, die ich kenne (wieso auch immer, bei den Drachen ist es ja so), so sei gesagt, dass auch weder Fan noch seine Mutter einen Affen sehen konnten. Lag also nicht nur an mir.
Bei all meiner Freude, die Brücke überquert zu haben, vergaß ich leider eine Klitzekleinigkeit: Ich musste ja auch wieder zurück. Also Mut gesammelt, Zähne zusammengebissen und zurück. Der Rückweg kam mir dann sogar kürzer als der Hinweg vor.
Dazu sei gesagt, dass ich im Grunde keine Höhenangst habe, aber wenn man plötzlich vor so einer 200m langen Brücke steht, wird einem doch etwas mulmig.
Auf dem Rückweg setzten wir uns noch kurz in ein Café, in dem man auch Ananas-Kuchen probieren konnte. Als ich sagte, dass er lecker schmeckte (wie alles in Taiwan), bekam ich noch gleich weiteren geschenkt, den ich als Souvenir nach Hause bringen sollte. Warum…machen die Leute hier so gerne Geschenke?
Nach einiger Weiterfahrt schließlich kamen wir in Taichung an. Da es bereits dunkel wurde, öffneten die Nachtmärkte, sodass es ein Leichtes war, Abendessen zu finden. Dann schlenderten wir noch ein wenig über die Straßen, ehe es zum Haus von Fans Großmutter ging, die etwas abseits der Stadt auf dem Land lebte. Ich kam mir etwas wie ein Eindringling vor und fragte mehrmals nach, ob es denn wirklich in Ordnung war, aber Fans Eltern bestanden darauf, dass ich mitkam und auch die Großmutter begrüßte mich sehr freundlich. Sie konnte sogar ein ganz kleines bisschen Japanisch sprechen und hatte auch ein paar japanische Sender im Fernsehen, sodass ich mir nicht ganz so verloren vorkam.
Dennoch wünschte ich mir, ich würde mehr Chinesisch verstehen, damit ich mich anständig bei den Leuten für ihre Gastfreundschaft bedanken konnte. Aber auch so wurde viel gelacht und meine stümperhaften Versuche, als ich mich spätabends noch in der chinesischen Aussprache übte, wurden entweder mit einem aufmunternden Lächeln oder Beifall kommentiert.
- Auch in Taiwan: Gutes Englisch. Gut, dass es auch japanische Erklärungen gab.
- Klingt eigentlich schon recht lecker, oder?
- Trotz Regen war es ziemlich überfüllt im yôkai mura.
- Laterne mit Namen, den ich leider nicht lesen konnte.
- Eeeeeeendlos weeeeeit…
- Geschafft! Zufrieden auf der anderen Seite angekommen!
- Auch in Taiwan: Hibiskus.
- Posieren vor „traditionellem Haus“. In dem Hauptgebäude wohnten wohl die Alten, nebenan die Kinder mit ihren Familien.
- Der Nachtmarkt geht los. Und natürlich viele Motorräder.