Da ich vergangenes Jahr in Japan viele nette Leute aus Taiwan kennengelernt hatte (mitunter meine besten Freunde kommen von dort) und ich auch viel über die Essenskultur Taiwans gehört hatte (Obst!), hatte ich mir vorgenommen, unbedingt irgendwann auch dort einmal vorbeizuschauen. Ich hätte selbst nicht erwartet, dass ich so früh schon die Gelegenheit dazu haben würde!
Taiwan liegt zwischen dem Süden Japans und China im Meer, etwa 650 km von Okinawa entfernt (und damit näher als Tokyo). Das kleine Inselchen ist gut mit dem Flugzeug von Naha aus erreichbar, nicht einmal zwei Stunden hat der Flug gedauert. Dass die Check-In-Maschine meinen Reisepass nicht akzeptieren wollte, ist was anderes. Auch, dass drei verschiedene Flugahafenmitarbeiter es versucht haben, hat daran nichts geändert – vielleicht glaubten sie alle, ich wäre nicht in der Lage, den Reisepass auf das vorgesehene Feld zu legen, aber dass sie sich das gegenseitig nicht zutrauten, fand ich dann doch merkwürdig. Schließlich aber gaben sie auf und checkten mich manuell am Schalter ein (wieso das nicht früher ging, weiß ich auch nicht).
Am Flughafen Taipeh angekommen, ging das Abenteuer dann auch gleich weiter. Die Einreiseformalitäten gestalteten sich nicht so kompliziert (im Grunde muss man das gleiche auch in Japan ausfüllen), nur dass die Mitarbeiter etwas besseres Englisch sprachen als die in Japan. Hier fragte mich der Herr am Schalter dann auch gleich, ob ich Chinesisch könne, da ich die Adresse, wo ich übernachtete, auf „Chinesisch“ geschrieben hatte. Im Grunde hatte ich aus Gewohnheit nur die japanischen Zeichen benutzt…^^‘
Da Fan (bei dem und dessen Familie ich übernachten würde) noch Uni hatte, konnte er mich nicht vom Flughafen abholen; dafür hatten wir aber etwa zwei Stunden lang an verschiedenen Strategien gefeilt, wie ich ohne jegliche Chinesischkenntnisse (aber dafür mit rudimentärem Kanji-Wissen) vom Flughafen Taipeh aus zu der Bushaltestelle kam, die dem Haus in Neu-Taipeh, wo er wohnte, am nächsten lag. Im Grunde sollte ich eigentlich nur einen bestimmten Bus nehmen, da der vom Flughafen aus direkt dorthin fuhr xD
Das klang in der Theorie allerdings einfacher als gedacht. Man beachte: Ich hatte kein Internet. Das Wifi im Flughafen war denkbar schwach, ich war schon froh, dass ich ihm wenigstens mitteilen konnte, dass ich angekommen war. Gut, dass ich mir vorsorglich die Busnummer und den Namen der Station sowohl in Pinyin (das chinesische Äquivalent zu Rômaji, d.h. die lateinische Umschrift) als auch auf Chinesisch und Englisch notiert hatte. Angeblich sprach man in Taiwan zwar besseres Englisch als in Japan (zumindest die jüngere Generation), aber sicher ist sicher. Und nach meinem Aufenthalt dort bin ich mir dessen auch gar nicht so sicher…
Egal, da ich Bus fahren wollte, brauchte ich erst einmal Geld. Auch das war in der Theorie einfacher als in der Praxis, denn der ATM am Flughafen wollte aus irgendeinem Grund meine Kreditkarte nicht annehmen Σ(゚Д゚) Und es gab nur den einen. Und ohne Geld kein Bus. Als ich also leicht panisch in meinem Portmonee rumkramte, entdeckte ich glücklicherweise noch 3.000 Yen, die ich dann gleich auch umtauschen konnte, auch wenn der Kurs am Flughafen alles andere als günstig war…
Als Nächstes dann galt es, die Haltestelle zu finden. Auch das war nicht einfach, weshalb ich an der Information nachfragte. Zwar fand ich die richtige Treppe dann immer noch nicht auf Anhieb, aber die Dame am Schalter kam dann extra noch mit heraus und führte mich um einen…Block…der mitten in der Halle stand, herum, und siehe da: Da war die Treppe! Ich bedankte mich und ging dann Richtung Bushaltestelle. Natürlich hatte ich den Bus gerade so verpasst und der nächste käme erst in 30 Minuten <_<‚ Ich kaufte mir ein Ticket am Schalter (im Grunde hielt ich der Frau dort nur meinen Zettel mit dem Namen der Station hin und erklärte, dass ich dahin wolle) und da ich keine Risiken eingehen wollte, wartete ich die halbe Stunde lieber am Bussteig (wo es auch nach Sonnenuntergang auch sehr warm war, wie würde es also die nächsten Tage werden?). Im Übrigen merkte ich, dass ich noch total im Japan-Modus war, da ich jede Frage auf Japanisch einleitete. Englisch zu sprechen kam mir völlig fremd vor.
Schließlich kam der Bus und ich fragte den Fahrer noch sicherheitshalber, ob er denn wirklich zu *Zettel vor Nase halt* fuhr. Er bejahte und so stieg ich erleichtert ein. Jetzt konnte ja nichts mehr schiefgehen…oder? Außer, dass die Haltestelle zweimal auf der Anzeigetafel stand und ich absolut nicht wusste, warum und wo ich nun raus sollte (glücklicherweise konnte die Dame neben mir Englisch; zwar wusste sie es auch nicht, fragte aber noch bei anderen Passagieren für mich nach – vielen Dank noch einmal!), klappte es dann auch und ich konnte nach knapp einer Stunde Fahrt aussteigen. Als ich meinen Rucksack aus dem Kofferfach holte, kam mir dann auch schon Fan entgegen, begrüßte mich und ich war froh, jemanden zu haben, der meine Sprache (= Japanisch) sprach. Seine Eltern waren auch mit dem Auto da und so fuhren wir los. Zwar war ich nach diesem Abenteuer unglaublich müde, aber dennoch machten wir uns direkt auf zu einem Night Market in der Nähe (und einer Bank, die meine Kreditkarte annahm), um zu Abend zu essen.
Das ist so eine Besonderheit Taiwans: Abends öffnen fast überall auf den Straßen verschiedene Stände, die Essen und alles Mögliche andere verkaufen. Fan erklärte mir, dass die Leute in Taiwan eher selten zu Hause kochten, sondern eher rausgingen und auswärts aßen. Da Taiwan aber deutlich günstiger als Japan ist, kann ich mir das auch gut vorstellen. Und es ist mindestens genauso lecker!
Taiwan ist noch einmal ganz anders als Japan (und natürlich auch als Deutschland), daher war ich schon sehr gespannt auf die folgenden Tage, an denen ich so Einiges erleben (und auch essen) würde! Und eines hatte ich jetzt schon bemerkt: Die Leute sind unglaublich nett und hilfsbereit, genau wie in Japan!