Nara, Stadt der…Rehe?

Letzter Ferien-Post :)

Am 2. Januar fuhren vormittags mit dem Zug nach Nara. Nara war früher einmal (lange her) Hauptstadt Japans, weshalb auch dort viele alte und sehenswerte Gebäude stehen. Genau wie Kyôto übrigens auch. Und andere Städte. Ja, das wechselte ziemlich oft, weil der Tennô seine Residenz gerne mal verlegte.

Die Zugfahrt dauerte fast eine Stunde, da wir den normalen und nicht den schnellen Zug nahmen, war aber dennoch sehr angenehm, was wohl zu einem großen Teil an den beheizten Sitzen lag. Wie genial ist das bitte? :) Zudem werden sie nur warm, wenn auch wirklich jemand darauf sitzt ^^ Im Winter eine klasse Sache.

Im Bahnhof Nara holten wir uns erstmal Stempel (habe ich schon davon erzählt? an „interessanten“ Orten gibt es überall in Japan Stempel mit passenden Motiven, und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, in jeder Stadt mindestens einen zu holen^^) und gingen in ein Café (*gg*), ehe wir dann Richtung Park gingen, denn dort sind ziemlich beliebte „Sehenswürdigkeiten“ zu finden: Rehe.

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Auch in Nara: Pagode.

In Nara laufen ziemlich viele Rehe frei herum, gerne auch mal auf der Straße. Glücklicherweise ist die Bevölkerung daran gewöhnt und fährt entsprechend vorsichtig. Außerdem sind alle paar Meter Schilder aufgestellt nach dem Motto „Vorsicht, Ihnen könnte ein Reh vors Auto springen“. Ich weiß gar nicht, wie viele es sind, aber es waren verdammt viele. Und ich habe gehört, dass in wärmeren Jahreszeiten noch mehr draußen herumlaufen. Die Rehe Naras sind ein ziemlich wichtiger Bestandteil der Stadt, da sie erstens geschichtlich wohl wichtig für sie sind (oder so) und zweitens auch viele Touristen anlocken (ob das nun gut oder schlecht ist, kann ich nicht beurteilen, war ja selbst als Tourist dort). Jedenfalls haben sie absolut keine Scheu vor Menschen, ja, sie sind sogar recht frech, da sie Futter erwarten und gerne auch selbst danach suchen (mir hat auch eines erstmal in die Tasche gebissen – nicht essbar!). Wahrscheinlich steht deshalb am Eingang des Parks auch ein Warnschild:

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Wo waren wir da nur hineingeraten?

Dennoch ließen wir uns nicht verunsichern und gingen mutigen Schrittes weiter in den Park – wozu waren wir denn schließlich hergekommen. Und wir wurden weder gebissen noch getreten, geschubst oder sonstiges. Es gab spezielle Kekse für die Rehe zu kaufen, was wir aber nicht taten. Es war allerdings lustig zu sehen, wie zwischen fünf und zehn Hirschen auf eine einzelne Person zuliefen, weil diese Futter gekauft hatte. Noch lustiger war, wenn die Person davonlief und einen Schwarm Rehe hinter sich her zog^^

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Da kann es jemand kaum erwarten^^

Die Rehe liefen ganz normal zwischen den ganzen Menschen herum und ließen sich auch gerne streicheln. Teilweise ahmten sie die Menschen auch super nach: Wenn man sich vor den Rehen verbeugt, neigen diese oft ebenfalls den Kopf – ob es Zufall ist oder nicht, kann ich nicht sagen, aber da man sich in Japan ja recht häufig (vielleicht nicht unbedingt vor Rehen) verbeugt, kann es gut sein, dass diese es sich von den Menschen abgeguckt haben. Witzig war es auf jeden Fall^^

Auch wenn man kein Futter hatte, musste man aufpassen, keinen Müll fallen zu lassen, da einige Rehe diesen dann fressen wollten. Und hatten sie erstmal etwas im Maul, gaben sie es nicht mehr her.

Ein netter Herr bemerkte uns irgendwann und gab uns ein wenig Rehkekse, damit wir sie besser anlocken konnten. Sehr nett, vielen Dank! Und es klappte wunderbar.

Natürlich gab es neben den Rehen noch andere interessante Dinge dort, beispielsweise den Tôdaiji, einen Tempel. Das Besondere an dem ist zum einen, dass es das größte reine Holzgebäude der Welt ist und zweitens sich dort die größte Buddha-Statue befindet (daibutsu), sicherlich mindestens 15m hoch. Ich bin ja kein Buddhist, aber dennoch sehr beeindruckend das Ganze. Und auch sonst war der Park sehr sehr schön. Es gab auch viele Stände mit Andenken zu kaufen sowie Essen, war ja schließlich ein Touri-Ort.

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Daibutsu. Auch ziemlich berühmt.

Nach einigen Stunden durch die Kälte wandern gingen wir langsam wieder zurück Richtung Bahnhof (war ja schon wieder spät geworden – oder kam es mir nur so vor; weil es so früh dunkel war?). Unterwegs spickten wir wieder in einige interessant wirkende Läden (unter anderem einer, der handgemachte Glasfiguren verkaufte, sehr schön!), wärmten uns in einem Café auf (wo sonst :D) und nahmen dann diesmal den Schnellzug zurück Richtung Kyôto. Es war so bequem (warme Sitze!), dass wir glatt erstmal unsere Haltestelle verpassten und zu weit fuhren. Hups! Das ist aber nicht weiter schlimm hier, da kommt kein böser Schaffner, wenn das Ticket eigentlich nicht so weit gilt. Man braucht sein Ticket, um zu den Zügen zu gelangen, und dann wieder, um den Bahnhof zu verlassen. Wenn man zu weit gefahren ist, gibt es spezielle Automaten, wo man sein Ticket reintut und dann noch einen Aufschlag draufzahlt, je nachdem, wie viel man zu weit gefahren ist. Und dieser Aufschlag ist dann auch keine „Strafgebühr“, sondern lediglich eine Anpassung. Heißt: Hat man sich ein Ticket bis Station C gekauft für 340 Yen, ist dann aber erst bei Station E ausgestiegen, muss man etwas draufzahlen. Insgesamt zahlt man aber trotzdem genauso viel, wie wenn man sich direkt ein Ticket bis Station E gekauft hätte.

So stiegen wir dann erst am Hauptbahnhof Kyôto wieder aus und sahen uns dort noch einmal etwas um, da der Bahnhof an sich auch schön ist. Später gingen wir dann zu Fuß zurück zur Unterkunft und nahmen dabei auch einen anderen Weg als vorher, um noch ein paar andere Ecken Kyôtos zu sehen (in denen dann aber auch nur weitere Tempel standen^^).

Am 3. Januar dann frühstückten wir nur noch gemütlich in der Unterkunft, bedankten uns bei den Mitarbeitern für die Gastfreundlichkeit und verabschiedeten uns, ehe wir durch den Schnee Richtung Bahnhof stapften, wo wir mit dem Shuttle zurück nach Ôsaka zum Flughafen fuhren und auch dort erstmal wieder in einem Café Rast machten – dem letzten innerhalb der Ferien.

Kyôto war für mich definitiv eine wundervolle Reise und hat mir so gut gefallen (was mitunter auch sicherlich an der tollen Unterkunft lag), dass ich wahrscheinlich bereits im März wieder für einige Tage dort Halt mache, wenn ich meine kleine Japan-Tour starte – von Nagasaki aus mit dem Zug bis nach Nagoya.

Kyôto, Stadt der Tempel, Part 3

Zeit für den dritten und letzten Beitrag über Kyôto, der aber erst der vorletzte Beitrag über die Ferien ist. Der vierte Beitrag wird sich mit Nara beschäftigen, einer Stadt in der Nähe von Kyôto, zu der wir am 2. Januar einen Tagesausflug unternommen haben.

Kiyomizudera. Übrigens seit Ewigkeiten mein Desktophintergrund, noch ehe ich wusste, dass der in Kyôto steht xD

Kiyomizudera. Übrigens seit Ewigkeiten mein Desktophintergrund, noch ehe ich wusste, dass der in Kyôto steht xD

Silvester und Neujahr verbrachten wir allerdings noch in Kyôto. Am 31. wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen und gingen erst am frühen Nachmittag raus, um uns ein wenig in der Gegend umzuschauen und in einem Café (ich hatte mittlerweile aufgehört zu zählen) zu essen. Später dann, als es Abend wurde, beschlossen wir, zum Kiyomizudera zu gehen, einem Tempel, der zwar ganz in der Nähe des Hostels war, zu dem wir aber noch nicht gegangen waren. Er liegt auf einem Hügel und so soll die Aussicht sehr schön sein, weshalb wir uns eigentlich den Sonnenuntergang ansehen wollten, aber da es am Nachmittag anfing, heftig zu regnen, wurde da leider nicht viel draus. Aber ein Meer aus Regenschirmen kann auch ein schöner Anblick sein :)

Als wir am späten Abend dann wieder in der Unterkunft kamen, wurden wir gefragt, ob wir um Mitternacht zu einem nahegelegenen Schrein mitkommen wollten. Eigentlich hatten wir geplant, wieder zum Fushimi Inari zu fahren, aber da das doch ein ganz gutes Stück war und es wohl der beliebteste Schrein Kyôtos ist, verwarfen wir die Idee wieder. Ich glaube, inmitten von zwei Millionen Menschen in der Kälte am Schrein zu stehen muss nicht sein :)

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Ding dong!

So gingen wir kurz vor Mitternacht dann lieber mit den Leuten von der Herberge und einigen Gästen zu einem kleineren Schrein ganz in der Nähe. Dort standen bereits einige Leute an, um gruppenweise die Glocke zu läuten, was man in Japan zu Neujahr macht. Es war ziemlich interessant, mal die Neujahrstradition eines anderen Landes kennenzulernen. Und gar nicht mal so leicht, es gibt nämlich – wie so überall in Japan^^ – eine spezielle Art, auf die die Glocke geläutet wird. Und nicht bei allen hat es richtig geklappt^^ Bei uns aber schon! Ha!

Später dann banden wir unsere omikuji (Orakelzettelchen fürs neue Jahr) noch an, damit sie auch wahr werden :)

Wieder in der Unterkunft, gab es wieder Nabe zu essen, aber da wir drei mittlerweile großen Hunger bekommen hatten, beschlossen Steffi, Max und ich, nochmal für uns essen zu gehen in einem anderen Laden, ehe wir uns wieder zu den anderen setzten.

Am nächsten Tag dann (oder auch immer noch Neujahr) gab es nicht viel, das man tun konnte, da das einer der wenigen Feiertage in Japan zu sein scheint, an dem das meiste geschlossen hat. Aber trotzdem war dieser Neujahrstag mein zweiter Höhepunkt in Kyôto: Schnee! Es schneite! Und wie! Ich konnte es kaum glauben, als ich aus dem Fenster sah. Richtig viele schöne dicke Flocken :) Mir war es da egal, dass ich keine richtige Winterkleidung hatte, ich wollte trotzdem raus^^

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Schneeeee!^^

Erstmal gingen wir wieder zu dem Schrein, an dem wir in der Nacht bereits gewesen waren, um einige Fotos bei Tageslicht zu machen (tut mir leid, dass die meisten Bilder so verwackelt sind, aber bei Dunkelheit Fotos machen ist so eine Sache…^^), und danach gingen wir noch weiter durch die Stadt und genossen den Schnee – bzw. ich genoss ihn, während Max und Steffi weniger glücklich über ihre nassen Schuhe wirkten^^“ Trotzdem waren wir noch lange draußen, wodurch wir erst spät abends wieder in der Unterkunft ankamen. Ziemlich kaputt fielen wir dann in unsere Betten – um uns aufzuwärmen und auszuruhen, denn am nächsten Tag wollten wir nach Nara fahren.

Ich habe mich sehr über den Schnee gefreut, da ich davon ausgegangen war, dieses Jahr keinen sehen zu können, da es auf Okinawa ja niemals schneit. Als ich dann hörte, dass es in Kyôto schneien sollte, hätte ich aber nie mit so viel gerechnet. So viel habe ich in Düsseldorf schon seit Jahren nicht mehr erlebt – in Kyôto ist aber wohl auch nicht üblich. Ein Mitarbeiter der Unterkunft erzählte mir, so viel Schnee hätte er in Kyôto noch nie erlebt und tatsächlich war es wohl der meiste Schnee seit 60 Jahren hier. Da hatten wir wohl großes Glück (oder auch Pech, wie man’s nimmt^^) gehabt!

Kyôto, Stadt der Tempel, Part 2

Zeit für den vierten Tag Kyôto!

Am Dienstag fuhren Steffi und ich zu einem weiteren beliebten Touri-Ziel Kyôtos: Dem Kinkakuji, auch bekannt als „Goldener Pavillon“. Da auch noch kurz vor Neujahr war, waren vermutlich noch mehr Leute als sonst da. Dennoch gelang es uns, viele schöne Fotos zu machen.

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Beliebt bei Touristen: Postkartenmotiv Kinkakuji.

Im Grunde handelt es sich dabei auch „nur“ um einen weiteren Tempel. Schön anzusehen ist er trotzdem, eben aufgrund der Tatsache, dass er zu einem großen Teil mit Blattgold überzogen ist. Hübsch!

Neben dem Kinkakuji gab es auf dem Gelände natürlich noch die obligatorischen Souvenirläden, ansonsten aber nicht viel. Daher beschlossen wir recht schnell wieder, weiterzuziehen – erst einmal was Essbares suchen. Danach fuhren wir weiter nach Arashiyama, einem Bezirk im Westen Kyôtos, der bekannt für seine schöne Landschaft ist. Und es war echt toll da! Erst einmal sah es nicht nur schön aus, zweitens gab es noch eine große Tempelanlage dort (wo in Kyôto gibt es eigentlich keine Tempel?^^), und drittens…der Bambuswald! Ja genau, das war der Hauptgrund, weshalb ich dorthin wollte xD Eigentlich nichts Spannendes, aber ich wollte eben mal einen Bambuswald sehen^^

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Bambus~!

Mittlerweile war es schon recht spät geworden, und da im Winter die Sonne schon recht früh untergeht, wurde es schnell dunkel. Daher verbrachten wir noch einige Zeit damit, durch die vielen vielen Läden in der Gegend zu gehen, ehe wir uns auf den Rückweg begaben. Eigentlich hatten wir Max abholen und dann erneut in die Shopping-Straße gehen wollen, um uns gemütlich in ein Café (#5?) zu setzen, allerdings war es dafür dann doch schon zu spät, als wir endlich in der Unterkunft ankamen. Steffi und ich hatten nämlich verpasst, an der richtigen Haltestelle auszusteigen, und wir wunderten uns nicht schlecht, als wir auf einmal am Hauptbahnhof Kyôto waren. Hoppla! Gut, dass wir ein Tagesticket gekauft hatten, so mussten wir nichts draufzahlen und konnten dann mit dem richtigen Bus zurückfahren. Kostete nur etwas Zeit^^“

Apropos Bus: Nach Arashiyama waren wir an der Haltestelle der Universität Kyôto eingestiegen, und der Bus war brechend voll, was mich leicht an die Schulzeit denken ließ. Allerdings, und das fiel mir sehr positiv auf, war es überhaupt nicht so schlimm, da in dem Bus zu stehen. Da es so voll war, ließ der Busfahrer uns netterweise vorne einsteigen (eigentlich steigt man hinten ein und vorne aus, also genau andersherum als in Düsseldorf^^), und dann machte er auch noch immer Ansagen, wenn eine Kurve kam oder eine Ampel, frei nach dem Motto: „Aufpassen bitte, gleich halte ich an. Bitte festhalten!“ etc. Sehr angenehm, irgendwie kam mir das sehr sympathisch rüber. Da ich die ganze Zeit praktisch direkt an der Tür stand, musste ich natürlich immer mal wieder kurz aussteigen, wenn Leute herauswollten. Für mich war das selbstverständlich, aber der Busfahrer bedankte und entschuldigte sich abwechselnd dann immer bei mir für die Umstände. Ich wusste nicht recht, wie ich darauf reagieren sollte, um ehrlich zu sein. Dennoch hatte ich da schon fast Spaß am Busfahren, haha :D

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Mit diesen netten Leuten war ich dann essen. Ein weiterer Deutscher, die Australierin, ein Japaner und ein Franzose! Ganz international also^^

Weiter im Text. Als wir dann abends wieder in der Unterkunft waren, setzte ich mich später wie gewohnt wieder unten in den Gemeinschaftsraum und sortierte meine Fotos am Tablet-PC der Uni. Nebenbei unterhielt ich mich mit einer Neuseeländerin (die jedoch in Australien wohnte), die mich dann auch noch einlud, später noch mit einigen anderen Gästen Essen zu gehen. Einer von ihnen hatte nämlich einen recht günstigen, aber guten Laden gefunden, wo wir gemeinsam hinwollten. Es war sehr lustig, und später gingen wir dann noch ins Karaoke, da einer noch nie im Karaoke war und das doch ein Teil japanischer Kultur ist! Da die anderen jedoch (bis auf einen Japaner) kein oder nur sehr wenig Japanisch sprachen, war ich irgendwie die einzige, die japanische Lieder singen konnte…hab mich aber schnell angepasst und lieber auch auf Englisch gesungen :) Es geht ja um den Spaß!

Der Tag war recht lang, besonders, da ich erst gegen 3 Uhr dann wieder in der Unterkunft war. Da wir es am nächsten Tag jedoch ruhig angehen lassen wollten, konnte ich dennoch einigermaßen ausschlafen. Auch wenn es schrecklich kalt war…wir hatten nach zwei Nächten das Zimmer gewechselt in ein kleineres, da das günstiger war, allerdings hatte das keine Heizung mehr, und wir mussten mit der Klimaanlage heizen. Dummerweise machten das wohl alle Gäste so, und da das Haus alt war, sprang da nicht selten die Sicherung raus, wodurch es doch wieder kalt wurde^^ Außerdem wird dann die Luft so trocken, weshalb ich die Klimaanlage nur ungerne in der Nacht anlassen wollte :O Okinawa hat aus mir eine richtige Frostbeule gemacht ^^“

So, damit schließe ich diesen Beitrag auch schon wieder. Nächstes Mal dann geht um den Jahreswechsel in Japan!