Ein Ausflugsziel hatten wir noch in Nikkô, nämlich den chûzenjiko, einen See in den Bergen bei Nikkô. Dorthin fuhr ein Bus, wobei die Fahrt knapp über eine Stunde dauerte. Anfangs sah ich noch aus dem Fenster raus und machte mir leichte Sorgen, da der Bus sich diese super schmalen Serpentinen hinaufschlängelte, aber der Fahrer würde schon wissen was er tut. Und tatsächlich kamen wir irgendwann auch sicher oben an.
An der Touri-Info holten wir uns erstmal eine Karte ab, liefen schnell weiter, als wir Deutsch sprechende Touristen hörten und gingen erstmal in Richtung Wasserfall, da ich unbedingt mal einen sehen wollte. Und Tatsache, von einer Aussichtsplattform aus konnte man einen Wasserfall sehen, der tosend in die Tiefe ging! Yay!
Zufrieden dann machten wir uns auf den Weg zum See, um den es hier ja eigentlich auch ging. Und er war gigantisch. Gut, kleiner als der biwako bei Kyôto, aber immer noch ziemlich groß. Und schön. Da gerade auch die Sonne herauskam, wurde es auch etwas wärmer und ich nutzte die Zeit, mich eine Weile ans Ufer zu setzen und die warmen Sonnenstrahlen zu genießen.
Ich hätte Stunden dort verbringen können. Nach einer Weile aber versteckte sich die Sonne wieder und es wurde kühl, sodass wir entschlossen, uns weiter auf den Weg zu machen, am Ufer entlang. Hin und wieder kamen uns ein paar Japaner oder auch andere Touris entgegen, aber ansonsten war recht wenig los. Na gut, die Hauptsaison dürfte im Sommer sein, wenn es auch wirklich warm wird.
Weiter nördlich sollte es zwar noch einen Wasserfall geben, aber da der ziemlich weit weg schien, entschieden wir, ihn auszulassen und besichtigten stattdessen einen Tempel, ehe wir uns wieder auf den Rückweg machten, da wir langsam Hunger bekamen.
Viel gab es bei dem See nicht (außer gruseligen Omas vor Restaurants, die damit warben, dass es auch englische Menüs gibt => wirkt bei uns nicht), also stöberten wir noch ein wenig durch Souvenirläden, ehe wir einen recht schlicht aussehenden Laden entdeckten, der preislich auch gar nicht so teuer war. Drinnen saßen dann tatsächlich auch nur zwei Leute und tranken Tee, und als wir hineinkamen, begrüßte uns eine Omi und fragte, ob wir ein englisches Menü wollten. Wir versicherten ihr, Japanisch sei auch in Ordnung, sie war entzückt, quasselte munter vor sich hin und nahm unsere Bestellung auf.
Im Grunde braucht man so ein Menü in Japan nicht immer, da vor vielen Läden Plastikessen ausgestellt ist, sodass man gleich sehen kann, was es dort gibt. Und das sieht dann meistens auch noch täuschend echt aus! In Tokyo hatte ich sogar mal Läden gesehen, die dieses Plastikessen verkauften – leider sehr teuer.
Nachdem wir gegessen hatten, beschlossen wir, wieder zurück nach Nikkô zu fahren. Am Bahnhof verteilten ein paar Bahnmitarbeiter gerade auch Tüten, hießen uns in Japan willkommen (auch wenn ich sicher bin, dass die meisten Ausländer woanders in Japan an Land gehen^^) und drückten uns jeweils eine Tüte in die Hand. Sehr nett ^^ Drinnen befanden sich ein Flyer zu Nikkô, ein Plan sowie ein Keks. Yosh.
Da es noch nicht so spät war und wir Lust auf Karaoke hatten, suchte ich bei Google nach einem Karaoke-Laden in der Nähe unserer Unterkunft. Irgendwie war er gar nicht mal so leicht zu finden – erst landeten wir vor einer Tierarztpraxis, dann einem Restaurant, dann waren wir auf einmal hinter der Praxis und als wir schon aufgegeben hatten und uns auf den Rückweg machten, erspähten wir hinter einem Kindergarten ein Schild mit dem Namen des Karaoke-Ladens. Wie sich jedoch herausstellte, war es kein Laden mit einzelnen Räumen, sondern eine Karaokebar. Hups. Da wir aber so lange gesucht hatten und der Herr darin recht freundlich wirkte und es sonst keine Gäste gab, beschlossen wir, dass es uns egal war und gingen hinein. Nach einiger Zeit kamen dann auch die Frau des Inhabers sowie ein weiterer Gast dazu und es wurde insgesamt ein wirklich lustiger Abend, wir unterhielten uns viel und bekamen ein paar Tipps, u.a. einen beliebten Gyoza-Laden in der Nähe, zu dem ich am kommenden Tag unbedingt hin wollte. Dann gab es noch allerlei Knabberzeugs für uns (normal in japanischen Bars). Lustigerweise fanden sie meinen Namen auch weniger kompliziert als Steffis, obwohl auf Okinawa immer das Gegenteil der Fall gewesen war (mein Vorname beinhaltet gleich drei Laute, die es im Japanischen so nicht gibt).
Der Inhaber gab wohl auch Gesangsunterricht, erfuhren wir, und er sang wirklich gut (auf unsere Bitte hin) und auch die beiden anderen waren wirklich gut (Japaner halt). Am häufigsten aber sangen Steffi und ich, da die anderen begeistert waren, dass zwei Nichtjapaner sich in den Laden verirrt hatten und dann auch noch Japanisch sprachen und sangen^^ Auf Wunsch der anderen hin auch ein paar Englische, wobei ich merkte, dass ich da aus der Übung bin…^^
Ich tat auch mein Bestes, auch ein paar japanische Klassiker zu singen und nicht nur moderne Lieder, die ich normalerweise singe, und das schien gut anzukommen^^
Nach vielen Stunden schließlich entschlossen wir, dass wir müde wurden und langsam zurück sollten. Wir bedankten und herzlich für die Gastfreundschaft und die netten Gespräche. Ich glaube, wenn ich noch einmal in Nikkô bin, komme ich definitiv wieder vorbei.
Am nächsten Tag hatten wir eigentlich noch einmal nach Nikkô wollen, da Steffi sich einen Palastgarten ansehen wollte, aber dann waren wir doch zu faul und hingen den halben Tag in der Unterkunft herum, ehe wir erst am späten Nachmittag loszogen, da wir Hunger bekamen. Die Frau in der Unterkunft fragte nach, ob alles in Ordnung sei, da wir die vorherigen Tage immer früh losgegangen waren, aber wir versicherten, dass wir es heute nur etwas langsamer angehen wollten.
Ich wollte zu meinem Gyoza-Laden und musste dann enttäuscht feststellen, dass wir zu spät waren – alles ausverkauft ;__; Das gibt es in Japan öfters, besonders bei kleineren Läden: Von jedem Gericht gibt es nur eine begrenzte Stückzahl, und wenn alles weg ist, macht der Laden dicht. Und es war der letzte Tag in Nikkô! Neiiin Q__Q
Fazit: Ich muss noch einmal hin.
Am folgenden Tag ging es früh schon mit dem Zug nach Tokyo, wo wir dann auch nachmittags ankamen. Dann dauerte es noch eine ganze Weile, bis wir unsere nächste Unterkunft gefunden hatten (Google Maps schickte uns zu einem gänzlich anderen Hotel) und so war es bereits dunkel, als wir ankamen. Wir checkten ein und gingen dann auf das Zimmer, das in etwa so groß war wie eine Kaffeemaschine. Im Ernst, stärker hätte der Kontrast zu Nikkô nicht sein können^^ Sobald mein Rucksack und Steffis Koffer drin waren, war kein Platz mehr für uns. Den Rest nahm ein Hochbett ein. Dann gab es etwa noch einen halben Meter Abstand zur Wand und das war’s. Oje^^
Noch dazu sollte man jeden Tag zwischen 10 und 17 Uhr gefälligst nach draußen, da dort saubergemacht wurde. Wir mussten ein wenig mit den Mitarbeitern diskutieren, damit sie wenigstens erlaubten, dass wir unser Gepäck im Zimmer lassen konnten, denn wir hatten wenig Lust, jeden Morgen zu packen, wenn wir doch drei Tage blieben. Ich weiß nicht, was da los war, irgendwie wirkte alles seltsam, ich glaube, nochmal gehe ich da nicht hin. Aber Steffi wollte ja nicht in ein Backpackers Hostel <_<„
Dafür war immerhin das Bad sehr sehr sauber und es gab kostenlose Handtücher und Zahnbürsten sowie Fernseher auf dem Zimmer (hing irgendwie im Hochbett, sodass nur die Person unten gucken konnte – gut für mich :P), und oben gab es zwei Gemeinschaftsräume, in denen man essen konnte, Mikrowellen, Wasserkocher und alles, sowie einen überteuerten Automaten, der Instant-Ramen verkaufte. Wir holten uns aber lieber was im Konbini um die Ecke, weil das günstiger war.
Insgesamt machten wir in Tokyo aber nicht viel – einmal ins Kabuki, da mir das letztes Jahr ja so gefallen hatte und Steffi es auch mal sehen wollte, wobei das Stück diesmal nicht so einfach zu verstehen war. Irgendwas mit zwei Sumo-Ringern und einer Bar o.O‘ Dann besichtigten wir noch einen recht kleinen Schrein und hingen viel in Cafés herum, ich sah abends Kochsendungen auf „meinem“ Fernseher, das war es dann auch schon.
Die drei Tage in Tokyo hatte ich eigentlich auch nur dafür geplant, nochmal etwas auszuruhen nach den ereignisreichen vorherigen Tagen in Hokkaidô und Nikkô. Da ich die nächsten beiden Wochen wieder viel vor hatte, tat das ganz gut. Ich habe auch kaum Fotos geschossen, da ich ja irgendwie überall schon mal gewesen war.
Nach drei Tagen dann verabschiedete ich mich dann auch schon wieder von Steffi, die weiter nach Yokohama wollte (ursprünglich Hokkaidô, aber als ich ihr begeistert von dem vielen Schnee erzählte, stornierte sie ihre Hotelbuchung und beschloss, Hokkaidô auf Sommer zu verschieben – pff :P). Für mich ging es nach Hause, d.h. Okinawa, und ich war schon sehr gespannt darauf, nach einem halben Jahr wieder unten zu sein.
- Noch ein Bild vom chuzenjiko.
- Und noch eins mit fancy special effects (not).