Noch weniger als zwei Wochen.
Klar also, dass man da versucht, noch möglichst viel zu unternehmen. Dementsprechend bin ich jeden Tag unterwegs, will noch möglichst viel sehen und mich auch möglichst mit jedem meiner Freunde und Kommilitonen hier treffen. Denn wenn ich daran denke, dass ich in zwölf Tagen (zwölf!) bereits Okinawa verlasse, wird mir ganz komisch. Ich weiß noch, wie ich mich vor nunmehr fast einem Jahr gefragt habe, ob Okinawa denn wirklich meine neue Heimat wird…und ich kann sagen, ja das ist es tatsächlich geworden. Ich fühle mich richtig wohl hier (trotz der Hitze). Daher auch ein japanisches Sprichwort im Titel. Die Übersetzung ist nicht wörtlich, sondern sinngemäß
住めば都
sumeba miyako
Zu Hause ist, wo man sich wohl fühlt.
Wer sich für die wörtliche Übersetzung interessiert: Wo man lebt, ist die Hauptstadt.
Und ja, ich fühle mich verdammt wohl hier.
Diese Woche fand noch regulär Unterricht statt. Die nächste halbe auch, da dank Chan-Hom ja zwei Tage Unterricht ausgefallen sind, und die werden nächste Woche nachgeholt. Hurra. Und natürlich die Prüfung. Hurgh.
Freitag nach der Uni fuhr Elli, eine Kommilitonin, netterweise Max, U und mich zum Round1, da wir gerne noch einmal gemeinsam ins Game Center wollten (vier Verrückte unter sich, jaja). Es war echt lustig und ich habe nur wieder bemerkt, wie unmusikalisch ich bin. Habe mich doch tatsächlich von Elli zu einer Runde Guitar Hero Game Center Edition (Name entfallen) herausfordern lassen und bin kläglich gescheitert Aber hey, der Spaß zählt^^
Am Abend dann ging es in einen Yakitori-Laden hier in der Nähe – warum entdecken wir die guten Läden in Laufweite eigentlich erst im zweiten Semester, oder noch besser, ZWEI WOCHEN vor Ende? Für immer ein Rätsel…aber wie heißt es doch so schön: Lieber spät als nie. Yakitori ist übrigens gebratenes Hühnchen. Ab und an sieht man draußen mal einen Stand, wo man Yakitori-Spieße kaufen kann. Wir waren hingegen in einem eher restaurantartigen Laden (= Restaurant), in dem man mittels Tablet bestellen konnte und es auch verschiedene Fleischsorten, Gemüsespieße und auch andere Gerichte gab. Wir wunderten uns sehr, wie voll es war (gut, es war Freitagabend, aber wo kommen die ganzen Menschen her, noch dazu in diesem Kaff^^).
Ich habe nur ein Foto geschossen, und das von dem glorreichen Knoblauch-Knollen, den Max aus welchem Grund auch immer bestellt hat. Da keiner mit ihm essen wollte, durfte er den dann auch fast alleine aufessen. Ich meine, ich hab eine Zehe probiert, aber es war eben…Knoblauch.
Am gleichen Abend fand auch die Abschiedsparty für die Austauschstudenten, die nun heimfahren, statt, aber da diesmal kaum jemand was davon erfahren hatte, waren dementsprechend wenig Leute da. Ich habe mich nur kurz blicken lassen, ein wenig mit ein paar Kommilitonen gequatscht und mich dann wieder in mein Zimmer zurückgezogen. Wenig Leute + viel Alkohol = viel Alkohol für wenig Leute = nein danke.
Gestern Abend waren wir in Naha, um mit Ashihara-sensei, Lebensgefährte Take-san und Hausmeister Osamu-san Yakiniku (again) zu essen und dann später entspannt noch in eine Bar zu gehen.

Dieses Menü war eine Empfehlung von Yurikos Mutter. Von unten rechts im Uhrzeigersinn: Miso-Suppe, Reis, eingelegte Gurke, „Gemüse“ (ich habe es nicht ganz verstanden^^), Tôfû in Erdnuss-Soße, eine Art Kartoffel-Krokette und in der Mitte eingelegter Daikon.
Heute war ich den ganzen Tag unterwegs mit meiner Tandempartnerin Yuriko. Wir hatten uns schon länger treffen wollen, was sich aber wegen Unterricht, anderen Terminen und einem Praktikum verzögert hat. Vergangene Woche hat sie eine Art Referendariat in einer Schule für Kinder mit Lernschwäche gemacht. Was mich sehr wundert, ist, dass japanische Lehramtsstudenten insgesamt nur zwei bis drei Wochen in einer Schule unterrichten. In Deutschland ist es viiiel viiiel länger. Und wenn ich das erzähle, sagen alle (ein Freund aus dem Eisa-Club macht auch Lehramt und hatte vor Kurzem zwei Wochen Referendariat), dass sie auch gerne viel länger Referendariat gemacht hätten.
Yuriko und ihre Mutter luden mich zu einem leckeren Mittagessen in Okinawa-Style in einem super gemütlichen, etwas versteckten Laden ein. Es hat echt super geschmeckt und ich fand es lustig, in einem Deutsch-Japanisch-Mix zu sprechen. Yuriko war ein Jahr als Austauschstudentin in Düsseldorf und kann auch sehr gut Deutsch; ihre Mutter aber nicht. Und so unterhalten wir uns entweder auf Deutsch und übersetzen dann ins Japanische, oder wir unterhalten uns auf Japanisch und übersetzen danach ins Deutsche, als Übung. Und da ich später gerne mal Dolmetschen würde, ist es eine prima Übung
Danach fuhren sie mich noch zu einem Laden in der Gegend, wo man sich bingata ansehen konnte. Das ist eine traditionelle okinawanische Färbekunst, bei der Stoffe etc. mit Hilfe von Schablonen eingefärbt werden. Meist haben die Muster mit Natur zu tun und zeigen Blumen oder Tiermotive. Des Weiteren gab es auch einen Workshop, bei dem man bingata oder auch Färben mit Hilfe von Korallen (sango) ausprobieren konnte. Da legt man einen Stoff auf eine Koralle und pinselt mit Farbe darüber, sodass das Korallenmuster auf dem Stoff sichtbar wird. Es waren einige echt schöne Motive da.
Vor einiger Zeit gab es hier an der Uni auch einen bingata-Workshop, aber da ich an dem Tag arbeiten war, konnte ich leider nicht teilnehmen. Dementsprechend war ich froh, dass ich mir das Ganze dann heute ansehen konnte.
Später dann luden mich die beiden noch zu sich nach Hause auf einen Tee ein. Yurikos Mutter kennt sich auch sehr gut mit sadô, der japanischen Teezeromonie aus. Ihre Großmutter war auch da und fragte mich ein wenig über Deutschland aus und wie mir Okinawa so gefiel. Dann gab sie mir noch ein paar Lernmaterialien, als ich sagte, dass ich Kanji schwierig finde, sowie ein wenig Obst (Obst Q__Q). Ich habe mich wirklich gefreut. Als mir Yurikos Mutter dann noch ein Briefset und japanischen Pinsel-Stift zum Abschied schenkte, war ich sehr überrascht. Sie sind so nett Q_Q Ich wollte erst nicht annehmen, aber sie bestanden darauf, da ich bald zurückkehre und sie mir gerne was Praktisches mitgeben wollten. Ich habe ihnen dann noch ein Teeset aus Deutschland geschenkt, da sie Tee ja sehr gerne mögen.
Geschenke sind in Japan wichtig. Wann immer man auf Reisen geht, ist es eine gute Geste, etwas „typisches“ aus dem jeweiligen Zielort (auch Essen ist durchaus üblich) mitzubringen. Ich habe auch schon etliche omiyage (Mitbringsel) von der Hauptinsel für meine Freunde, Lehrer und Mitarbeiter im International Office mitgebracht. Auch beim Eisa bringt immer mal wieder jemand was mit, wenn er über das Wochenende auf der Hauptinsel war. Und es zeugt von guten Manieren, dann im Gegenzug auch selbst etwas zurückzugeben.
So war heute auch ein echt schöner Tag. Auch die nächsten Tage will ich noch viel unternehmen. Morgen steht aber erst einmal eine Exkursion in eine Bierbraueri an. Wieso steht sowas auf dem Programm
Erkenntnis des Tages Jahres: In Japan erscheint alles bunter, und das liegt nicht allein an den vielen farbenfrohen Gebäuden. Nein, der Himmel ist einfach so strahlend blau, dass alles um einen herum viel leuchtender, farbintensiver aussieht. Ich hoffe, ich bekomme keine Depressionen, wenn ich zurück in Deutschland bin – mit seinem grauen Himmel.