„Seid ihr denn wahnsinnig?!“

Okay, heute habe ich endlich mal nur wenig zu tun (schließlich sind bald Ferien), da nutze ich die Zeit doch mal für einen Beitrag, den ich eigentlich schon letzte Woche schreiben wollte.

Vorweg jedoch erst einmal ein kurzes Update zu meinem Laptop: Seit gestern ist er nun völlig hinüber (und nein, ich weiß nicht, warum er nicht einmal mehr angeht), weshalb ich ihn nächste Woche wohl zur Reparatur bringen werde. Da jedoch anscheinend so ziemlich gar nichts mehr geht, werde ich erstmal nach einem Kostenvoranschlag fragen und dann entscheiden, ob ich ihn überhaupt reparieren lassen werde – wovon ich derzeit ehrlich gesagt nicht ausgehe, da a) wohl zu viel kaputt ist, dass es zu teuer wird, b) er bereits über 5 Jahre auf dem Buckel hat, und c) ich ihn in 9 Monaten (sprich: wenn ich wieder in Deutschland bin) nicht mehr brauchen werde.

Alternativen? Nun, ich habe wie gesagt einen Tablet-PC (für die Neugierigen: ein Windows Surface 2) von der Uni ausgeliehen bekommen, mit dem ich mich – trotz mir unbekanntem Windows 8 (natürlich japanische Version) ganz gut angefreundet habe. Dennoch will ich es nicht die ganze Zeit über behalten (mit einem eigenen Gerät arbeitet es sich nun einmal besser), leider weiß ich nur noch nicht genau, was ich stattdessen machen soll (wenn ich den Laptop wirklich nicht reparieren lasse)…Tastatur fürs Tablet? Auf den Rat der anderen hören und mich doch überwinden, ein neues Gerät zu kaufen (ich will nicht <_<„)? *seufz*

Von dem Gejammer nun aber zum Beitrag. Ich habe noch ein paar bereits runterskalierte Fotos gefunden, die ich hochladen kann (gut, dass ich so vorausschauend bin), sodass ich zumindest zum letzten Wochenende was schreiben kann. Mit aktuellen Bildern wird es schwer, da muss ich mir noch was einfallen lassen.

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Wir erhielten sogar noch eine Thorin-Eichenschild-Sammelkarte…in Japan kann man alles sammeln!

Letzte Woche Samstag kam hier in Japan ein Film in die Kinos, den ich lange herbeigesehnt hatte: der dritte Teil vom Hobbit. Leider konnte ich ihn nicht mit den üblichen Leuten anschauen gehen, aber immerhin hatte ich so die Gelegenheit, in ein japanisches Kino zu gehen. Lea und Max wollten den Film auch sehen und so entschieden wir uns für das Kino im American Village in Chatan, da wir dort ohnehin noch einmal hin wollten. Lea wollte noch Winterklamotten kaufen und fuhr daher schon vormittags mit dem Taxi, während Max und ich die grandiose Idee hatten, zu Fuß zu laufen. Der elfeinhalb Kilometer lange Weg dauerte nur zwei Stunden :D

Und die Strecke selbst war auch sehr sehr interessant. Abgesehen von den vielen Läden am Anfang ging es am Ende ziemlich lange an einer amerikanischen Militärbasis vorbei. Vorher hatte ich sie nur von Weitem gesehen; erst von Nahem konnte man sehen, wie riesig das Gelände tatsächlich ist.

Für die, die nicht wissen, was es mit den US-Basen auf Okinawa auf sich hat, ein kleiner geschichtlicher Exkurs: Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Japan zunächst durch die USA besetzt; 1952 jedoch wurde durch den Friedensvertrag von San Francisco Japan wieder volle Souveränität gewährt. Dabei blieben Teile Japans jedoch amerikanischer Besitz, u.a. auch die Ryûkyû-Inseln. Erst 1972 wurde Okinawa an Japan zurückgegeben, wobei allerdings weiterhin die Stationierung von US-Soldaten in Japan rechtlich geregelt wurde. Aus diesem Grund existieren besonders aus Okinawa einige US-Militärbasen, was bei der einheimischen Bevölkerung immer wieder zu Protesten und Demonstrationen führt.

Camp Foster ist wahrscheinlich auch die größte US-Base auf Okinawa und scheint wie eine Parallelwelt – umgeben von Stacheldrahtzaun, im Inneren nur amerikanische Läden, englische Reklame. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was für ein seltsames Gefühl das ist – man vergisst praktisch, dass man in Japan ist. Das war mir bisher gar nicht so bewusst gewesen; ich meine, ich wusste, dass hier US-Basen sind und sehe (und vor allem höre) jeden Tag die Hubschrauber üben, aber dennoch war es eine ganz merkwürdige Erfahrung, direkt neben so einer Basis entlangzulaufen.

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Alles bunt!

Wie gesagt kamen wir irgendwann auch endlich beim Kino an – fünf Minuten vor Filmbeginn. Lea fanden wir dann schon im Kinosaal vor und kaum dass wir saßen, begann auch schon der Film – zu dem ich jetzt nichts schreiben werde, vielleicht will ihn ja noch jemand gucken ;) Nur so viel: Ich bin wirklich froh, dass unsere Vorstellung auf Englisch war (mit japanischen Untertiteln) xD Ich glaube, die japanische Version hätte ich nicht ernst nehmen können, nachdem ich in der Lobby mal kurz einen westlichen Film mit japanischer “Synchronisation” gesehen hatte – erstens ist es ohnehin komisch, westliche Schauspieler Japanisch sprechen zu sehen und zweitens funktioniert Japanisch einfach so anders, dass die Lippenbewegungen nie wirklich passen (oder es war einfach nur schlecht gemacht).

Nach dem Film gingen wir noch durch das American Village, das richtig schön dekoriert und beleuchtet ist. Seltsamerweise war ich in Deutschland noch nie so sehr in Weihnachtsstimmung wie hier – und das bei 15°C (auch wenn es mir viel kälter vorkommt – ich habe mir sogar eine zweite Decke gekauft!).

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Yakiniku-Grill. Vorsicht, heiß^^

Sonntagabend dann hatten wir bônenkai (Jahresabschiedsfeier) mit dem eisa-Klub. Wir fuhren (wieder) nach Chatan (diesmal aber nicht ins American Village) und aßen yakiniku (wörtlich: gebratenes Fleisch) in einem schicken Restaurant. Dabei hat man den Grill praktisch direkt am Tisch und grillt alles selbst. Natürlich gab es neben Fleisch noch Salate, Reisgerichte, Eis und anderes. Und es war wirklich, wirklich lecker! Insgesamt war es ein sehr lustiger Abend und ich konnte die Leute alle auch außerhalb des Clubs besser kennenlernen. Als ich dann erzählte, dass ich am Vortag zu Fuß nach Chatan gelaufen war, wurde ich erst einmal ungläubig angeschaut und gefragt, ob ich denn des Wahnsinns sei. Ich glaub, hier auf Okinawa laufen die Leute nicht so viel zu Fuß :D

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Am Ende machten wir noch ein Gruppenfoto^^ Na, wer findet mich?

Diese Woche gab es noch einige andere Ausflüge; leider weiß ich nicht genau, wann ich dazu was schreiben kann…ich sollte echt mal an den Uni-Rechnern gucken, ob ich da Fotos verkleinert bekomme. Ansonsten fliege ich nächste Woche Samstag nach Kyôto *freu* Ich hatte den Laptop eigentlich mitnehmen wollen, da ich da sicherlich sehr viel zu berichten haben werde, aber nun…*seufz* Trotzdem werde ich natürlich sehr sehr viele Fotos machen und dann so schnell wie möglich alles nachholen!

 

 

Brot, Party, Kimono

Vor Kurzem auf dem Weg zum Einkaufen wartete ich gerade darauf, dass die Ampel grün wird, als ein Schulbus vorbeifährt und mir daraus einige Schulkinder zuwinken. Selbstverständlich winke ich zurück. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie winken Schüler gerne Passanten zu…oder nur den ausländischen? Ich weiß es nicht. Jedenfalls ist mir das nicht nur einmal passiert. Also: trotz leichter Verwirrung einfach lächeln und winken! Das versteht jeder, auch ganz ohne Sprachkenntnisse :)

Vergangene Woche gab es einiges Interessantes, weshalb ich nun endlich wieder was zu berichten habe^^

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Brot ist für alle da…

Mittlerweile hat sich meine Erkältung auch zum größten Teil wieder zurückgezogen, nur ein leichter Schnupfen ist noch geblieben. Gut so! Ob ich das Ashihara-sensei zu verdanken habe? Sie hat meinem Kommilitonen (der ebenfalls krank war) und mir letzte Woche doch tatsächlich deutsches Brot geschenkt mit den Worten: „Wenn man krank ist, sollte man etwas aus der Heimat essen!“

In Deutschland ist das kaum vorstellbar :) (gut, da ist es auch nichts Besonderes, deutsches Brot zu kaufen…aber ich glaube, man versteht, was ich meine).

So hatte ich doch mal „richtiges“ Brot zur Abwechslung von dem weichen Zeugs, das es in Japan sonst zu kaufen gibt :)

Letzte Woche Mittwoch haben wir in nihon jijou („Informationen über Japan“, also praktisch ein Kurs über japanische Kultur) auch mal etwas Praktisches gemacht, nämlich Kimonos und Yukata anprobiert. Da es nicht sooo viele Kimonos gab, wurden wir in zwei Gruppen geteilt, und ich hatte das Glück (oder auch Pech), in der ersten zu sein, sodass ich bereits um 8 statt erst um kurz nach 10 Uhr in der Uni antanzen musste *seufz*

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Gruppenbild mit Kimonos! Die Damen außen haben uns eingekleidet.

Jedenfalls wurden wir dann von freundlichen Damen in die Kimonos gewickelt (man munkelt, es sei möglich, einen alleine anzuziehen)…dabei wurde ich natürlich auch wieder gefragt, wie groß ich denn sei (zu groß), aber da Kimonos eigentlich IMMER viel zu lang sind, hatte ich einen, der mir passte. Yay! Zwar gab es dann keinen ohashori für mich (eigentlich wird die Länge eines Kimono dadurch angepasst, dass man unterhalb der Hüfte einmal faltet), aber egal. Nach etwa einer halben Stunde dann war das Ganze auch schon fertig^^

Anfangs hatte ich zwar Angst, mir eine oder zwei Rippen zu brechen oder wegen Sauerstoffmangel einfach umzufallen, aber glücklicherweise hat dann doch alles geklappt. Der Gürtel ist nämlich seeehr steif und natürlich wird der Kimono seeehr eng gebunden.

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How to: sitting down.

Später haben wir dann auch gelernt, wie man im Kimono läuft (da er sehr eng ist, muss man kleine Schritte machen, was für mich sehr schwierig war…), Treppen steigt, sich hinsetzt etc. Sehr interessant alles!

Als dann die zweite Gruppe kam, mussten wir uns wieder aus den Kimonos schälen und durften dann Yukata anprobieren. Die kann man zum Glück auch alleine anziehen^^ Insgesamt auch viel bequemer als ein Kimono.

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Hier hatte ein Teil des Kurses dann Yukata an. Die Deutschen sind vermutlich nicht so schwer zu finden xD

Insgesamt war es eine wirkliche lehrreiche Unterrichtsstunde! Viele von uns hatten auch zum ersten Mal einen Kimono an (einschließlich mir), weshalb eigentlich alle viel Spaß hatten.

Der Yukata hat mir so gut gefallen, dass ich überlege, mir eventuell einen zu kaufen. Ist auch viiiel günstiger als ein Kimono :)

 

 

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Yeah, whatever. …das große in Klammern ist das Wichtigste: „über alte okinawanische Kampfkunst“ (okinawa no kabudô ni tsuite)

Diese Woche Mittwoch dann gab es in einem Hotel in Naha eine Party für Austauschstudenten auf ganz Okinawa – hier gibt es schließlich mehr als nur eine Uni. Vorher jedoch gab es einen Vortrag über okinawanische Kampfkunst sowie eine kurze Vorführung. Gegen halb 6 dann begann die Feier in einem großen Ballsaal mit Buffet, vielen Leuten und Bühnenprogramm.

Es war ein sehr spannender Abend mit vielen interessanten Aufführungen wie z.B. Musik, Tanz (leider kein eisa) und natürlich einigen Reden sowie verschiedenen Leuten (und lecker Essen). Zwar herrschte am Buffet meistens Krieg, aber irgendwie war es auch lustig – vor allem, da mein Sprachkurs anfangs am Buffet gecampt hat anstatt auf die Bühne zu achten xD‘

Eine freudige Überraschung

Dummerweise hat sich mein anfangs nur etwas nerviger Husten in eine richtige Erkältung verwandelt und so saß ich die letzten Tage mehr oder weniger lebendig mit dröhnendem Kopf, schmerzendem Hals und Ninjamaske im Unterricht. Letzte Woche Donnerstag aber kam ich nachmittags nichtsahnend nach Hause, im Kopf nur der Gedanke an Schlaf, spicke kurz in den Briefkasten und kann kaum meinen Augen trauen, als ich ein Päckchen darin sehe.

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Der Briefträger hat es trotz seiner Größe in den Briefkasten gestopft, sodass die Klappe nicht mehr zu ging :D

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Und das war da drin! Eine selbstgemalte Quaggan-Geburtstagskarte (kuuu!), ein Zelda-Schlüsselanhänger und…Hyrule Historia *__*

Vielen lieben Dank, Miri, für die tollen Geburtstagsgeschenke, die haben mir echt den Tag versüßt! Ich habe mich wirklich sehr gefreut ^_^

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Eine der Germanistik-Studentinnen hatte aus den Universal Studios Bertie Botts Bohnen mitgebracht…

Freitag wurden wir deutschen Austauschstudenten dann von den japanischen Germanisten hier zum Trinken und Karaoke eingeladen. Der Abend war wirklich sehr nett. Einige hatte ich bereits vorher in Düsseldorf getroffen, als sie einen Sommerkurs an unserer Uni gemacht hatten. Dabei hatten sie sogar einen kleinen Film über ihre Reise gedreht, den wir uns dann zusammen anschauten – es war ein sehr seltsames Gefühl, in einer japanischen Bar ein Video über Deutschland zu sehen und viele Orte wiederzuerkennen. Da kommt schon fast sowas wie Heimweh auf :D

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…ich erwischte die Geschmacksrichtungen Wurst, Seife und Marshmallow.

Danach entschlossen wir uns, noch spontan ins Karaoke zu gehen (vergesst den Hals), was wieder sehr sehr spaßig war. Einer der Lehrer war sogar auch dabei^^ Allgemein finde ich bemerkenswert, wie locker die meisten Dozenten hier sind, das ist wirklich sehr entspannend.

Samstag war eher ruhiger, da ich endlich mal meinen Vortrag für den Sprachkurs vorbereiten musste. Ausgerüstet mit Teekanne, Honig und Schal hing ich also den halben Tag am PC. Immerhin bin ich fertig geworden und abends dann schauten wir uns unten in der Lobby wieder einige Filme an. Ich glaube es tat gut, einen Tag mal etwas ruhiger angehen zu lassen.

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Natürlich kam in dem Stück auch ein shiisa vor, der von diesen beiden Schauspielern gespielt wurde.

Sonntagabend fuhren Doro, Steffi und ich nach Naha, da wir mit dem Kurs okinawa jijou Freikarten für ein Musical (ayamiya no utage) bekommen hatten. Dummerweise hatte der Bus Verspätung und kroch dann förmlich nach Naha, da die Straßen voll waren (rush hour sei Dank), und dann liefen wir anscheinend noch irgendeinen Umweg (obwohl wir zweimal nach dem Weg gefragt hatten…), sodass wir am Schluss etwa eine halbe Stunde zu spät waren. Zum Glück hatte das richtige Stück noch nicht angefangen, da davor noch eine andere Aufführung stattgefunden hatte, und wir konnten noch schnell rein.

Das Musical erzählte die Geschichte der letzten 400 Jahre Okinawas und war wirklich gut gemacht. Selbstverständlich (es ging ja um Okinawa) gab es auch sanshin und eisa, was mir natürlich besonders gut gefallen hat^^ Aber auch der Teil über den zweiten Weltkrieg war sehr eindrucksvoll und verschaffte mir Gänsehaut…

Ansonsten ist die letzten Tage nicht viel passiert und ich habe daher nicht so viele Fotos gemacht. Vergangenes Wochenende fuhr uns Adam, ein Doktorand von der HHU, der noch bis April hier ist (wieso sind so viele Düsseldorfer hier O_o‘) netterweise mit dem Auto zum American Village, wo ich mir noch ein wenig was für den Winter gekauft habe. Mittlerweile ist es hier (vor allem abends) auch schon recht kühl für Okinawa-Verhältnisse (= 15°C) und sehr windig und so ungerne ich das zugebe, ich habe mich mittlerweile so sehr an das Klima hier gewöhnt, dass ich eine richtige Frostbeule geworden bin. So schlimm wie bei den Einheimischen ist es zwar nicht (die laufen teilweise schon mit Winterjacken und Mützen herum), aber abends fröstel ich dann doch schon etwas herum, also musste dringend was Dickeres her…