Nagasaki, Stadt des Kuchens, Part I

Nagasaki ist berühmt für seinen Kuchen namens Castella (カステラ, kasutera). Damit sich keiner über den Titel wundert :P

Seit gestern bin ich also zurück aus der Präfektur Nagasaki. Ich muss zugeben, ich habe selten so sehr gefroren wie die vergangenen beiden Wochen. Nicht mal in Kyôto zu Neujahr…vermutlich liegt es an der höheren Luftfeuchtigkeit auf Kyûshû, dass mir dort 10° kälter vorkamen als 0° in Kyôto.

Dennoch waren es zwei sehr schöne Wochen und ich habe viel lernen und sehen können.

Trotzdem vorweg eine Entschuldigung: Dieser Beitrag hat wohl wenig allzu spannenden Inhalt, sondern mehr Geschichts-Exkurs und unnötiges Blabla meinerseits^^ Ich versuche, es mit vielen Fotos gutzumachen :D

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Hafengegend in Nagasaki. Ich hatte Glück mit dem Wetter!

Vorrangig war ich wegen meines Forschungsprojektes, das sich mit ökologischer Landwirtschaft in Japan beschäftigt, nach Nagasaki gefahren – um genau zu sein, nach Ômura, einer Stadt in der Nähe der Präfektur-Hauptstadt. Dort habe ich auf der Farm eines älteren Ehepaares ausgeholfen und im Gegenzug durfte ich dann bei ihnen wohnen. Doof, dass japanische Häuser so mega kalt sind. Ich habe mich die meiste Zeit nicht weiter als nötig vom kotatsu (praktisch ein Tisch mit Heizung drunter, sehr toll) entfernt, unter dem dann auch meist die Katze der beiden schlief xD Dass ich die ersten paar Tage wegen meiner Erkältung auch kaum Stimme hatte, machte es nicht besser ._.‘

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Mini, die Katze der beiden. Echt verschmust und lieb!

Neben der Farm hatten die beiden auch eine Bäckerei, Sprachschule sowie ein kleines Café, das nur einmal die Woche geöffnet hat. Ich habe überall mit ausgeholfen und es gab wirklich jeden Tag was anderes zu tun, sei es auf der Farm aushelfen, im Haushalt oder im Café^^ Es war wirklich interessant und ich habe viele Leute kennenlernen können. Besonders die Besucher des Cafés (ausnahmslos ältere Leute) waren allesamt begeistert von mir xD

 

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Ganz Nagasaki war dekoriert mit diesen Laternen.

Zwei Tage die Woche hatte ich frei, und an meinem ersten freien Freitag wurde ich zum Lantern Festival in Nagasaki mitgenommen. In Nagasaki leben viele Chinesen, und da in China derzeit das Neujahrsfest stattfindet, wurde auch in Nagasaki gefeiert. Überall hingen schicke Laternen und es war wirklich voll^^ Dazu gab es Aufführungen und Ähnliches, sehr schön anzuschauen das Ganze.

Dann war ich noch auf Dejima. Um zu klären, was es mit diesem Gebiet auf sich hat, muss man ein wenig in der Geschichte Japans zurückgehen. Mal sehen, wie viel ich aus dem Geschichts-Kurs im zweiten Semester noch zusammenbekomme…

1603 beschloss der nette Herr Shôgun Tokugawa Ieyasu nach vielen Schlachten, die Hauptstadt aus Kyôto nach Edo zu verlegen (Edo heißt heute übrigens Tôkyô). Damit begann dann die Edo-Zeit, die bis 1868 andauerte. Um Frieden zu gewährleisten, fand dann einer der folgenden Shôgune, dass man mit dem Westen nichts zu tun haben wollte (Kriege, Missionare, Schusswaffen…war denen alles nicht so geheuer) und beschloss, das Land abzuschließen (wichtig ist hier der Begriff sakoku, wörtlich: „Land in Ketten“). Konkret hieß das: Keiner darf rein und keiner raus.

So ganz isoliert war Japan dann aber doch nicht; es wurde weiterhin Handel betrieben, nämlich über ein paar Inselchen, wovon die bekannteste wohl Dejima war. Da lebten dann ein paar Holländer und Portugiesen (ich glaube zumindest, dass es die waren), die aber nicht von der Insel runter aufs Festland Japans durften (es gab eine einzige Brücke). Das Ganze ging dann etwa 250 Jahre lang so, bis irgendwann ein amerikanischer Commodore namens Matthew Perry (ja, der hieß tatsächlich so xD) mit einer Horde Schiffe ankam und Japan zwang, seine Häfen gefälligst wieder für den Westen zu öffnen.

Ich glaube, das war es so im Groben^^“

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Eines der Gebäude auf Dejima.

Jedenfalls lag diese Insel Dejima vor Nagasaki und die hab ich mir dann angeguckt. Es war ziemlich interessant, da die Gebäude dort (wohl restauriert) alle eben recht westlich aussahen. Überhaupt gab es viel in Nagasaki zu sehen, das mit der Geschichte Japans zu tun hatte. Zum Beispiel auch den Glover Garden, ein recht großes Anwesen, gebaut für einen schottischen Herrn namens Thomas Blake Glover, der wohl auch irgendwas für Japan geleistet hatte (Schiffsbau und Modernisierung oder so). Es war wirklich spannend, sich Dinge, über die man im Geschichtskurs gesprochen hat, mit eigenen Augen anzusehen.

Ein ganz wichtiger Aspekt aus der Geschichte Japans (und besonders Nagasakis) war natürlich der Atombombenabwurf am 9. August 1945. Auf den Besuch des Friedensparks, des Atomic Bomb Museums und Ground Zero, des Punktes, an dem die Bombe abgeworfen wurde, will ich in einem zweiten Beitrag dann näher eingehen.