Irgendwie hatte Okinawa bei mir nie einen Titel, und allgemein habe ich da glaube ich noch nie so richtig drüber geschrieben, sondern immer nur so bruchstückhaft…Daher ist es jetzt ein seltsames Gefühl, über Okinawa zu schreiben, als sei ich nur Tourist. So fühlte ich mich aber gar nicht.

Übrigens mein Flieger aus Tokyo. Nun habe ich es also auch geschafft, mal im Pokémon-Flugzeug zu sitzen. Nun bin ich glücklich.
Vom Flughafen holte mich netterweise Yuriko, mit der ich mich in meinem zweiten Semester in Japan angefreundet hatte, ab. Sie lud mich dann auch gleich zu einem Mittagessen mit Okinawa-Soba ein, was ich dankbar annahm, hatte ich nach dem Flug aus Tokyo doch schon recht Hunger bekommen. Später dann begleitete sie mich noch zu meiner Unterkunft im Stadtteil Miebashi in Naha, der Hauptstadt Okinawas. Diese war glücklicherweise fast direkt an der Monorail-Station Miebashi und somit vom Flughafen aus sehr gut zu erreichen, sodass das Ganze dann auch nicht lange dauerte. Von Außen war das Hostel recht unscheinbar und interessanterweise befand der Eingang sich auch noch im zweiten Stock (was bei uns der ersten Etage gleichkommt). Innen aber erwartete einen erst einmal ein großer Gemeinschaftsraum mit Empfangstheke, wo ich dann auch gleich eincheckte und meinen Zimmerschlüssel bekam. Ich lud mein Gepäck ab und dann ging es wieder raus an die frische Luft – ja, mich wunderte es wirklich, aber es war erfrischend kühl auf Okinawa. Auch Yuriko meinte, ich hätte Glück, da es noch nicht so heiß war und auch die Luft sich mal ausnahmsweise nicht anfühlte wie eine dicke Wand. Man konnte atmen! Herrlich.
Yuriko erzählte mir, dass ihre Mutter mich auch gerne treffen wollte. Diese hatte wohl gerade Feierabend und kam uns dann auch unterwegs mit dem Auto abholen. Ich habe mich sehr gefreut, als sie mich dann mit お帰り! (okaeri, in etwa: „Willkommen zurück“ oder auch „Willkommen daheim!“) begrüßte. Sie fragte mich gleich, wie es mir so ging und was ich gerne essen würde. Ich war etwas überrascht, hatten wir doch eben erst im Flughafen gegessen, aber gut, wir waren schließlich auf Okinawa…Und so ergab es sich, dass wir bereits kurze Zeit später beim Yakiniku (das erste seit so langer Zeit Q__Q) saßen und über alles Mögliche sprachen, denn es gab viel zu erzählen.
Es kam mir vor, als sei ich nie weggewesen…Auch Yuriko meinte, sie hätte eigentlich gar nicht das Gefühl, wir hätten uns lange nicht gesehen. Im Gegenteil, eigentlich wirkte es wie jede Woche, wenn wir uns zum Japanisch/Deutsch-Lernen trafen. Das hat mich schon sehr gefreut.
Auch am folgenden Tag nahmen mich Yuriko und ihre Mutter mit, denn sie wollten mir viel von Okinawa zeigen, und Yurikos Mutter hatte den Tag frei. Zuerst einmal fuhren wir ein großes Kaufhaus an der kokusai dôri (da, wo ich damals Wäscheklammern gekauft hatte^^), da es im obersten Stockwerk eine Kunstaustellung gab, wo wohl auch ein Bekannter von ihr teilnahm, und da sie wusste, dass ich Kunst sehr gerne mag, wollte sie mir das einmal zeigen. Ich fand das einen netten Zufall, da wir eigentlich damals schon hingewollt hatten. Zu diesem Zeitpunkt aber war dort gerade eine Sanierung oder sowas, jedenfalls war es gesperrt gewesen.

Meine beiden shiisa. Im Vordergrund sieht man noch ein Stückchen von dem Handtuch von der Drum-Tao-Tour, das mir ein paar Freunde vom eisâ damals geschenkt hatten.
Die Ausstellung war sehr interessant und zeigte Fotografien aus verschiedenen Ländern, die das Leben dort zeigen sollten sowie künstlerisch aufgemacht waren. Der Fotograf war auch gerade da, und nachdem wir uns die Bilder angesehen hatten, plauderten wir noch eine ganze Weile („Du sprichst aber gut Japanisch! Wo kommst du her? Deutschland? Wow!“), bekamen Tee serviert, ich füllte sogar einen Feedback-Bogen aus („Du kannst sogar Kanji schreiben? Unglaublich!“), und dann zeigte er uns einen Katalog mit weiteren seiner Fotografien, diesmal hauptsächlich Landschafts- und Naturbilder. Er schien um die ganze Welt gereist zu sein, und einige der Fotos waren einfach nur unglaublich schön. Als ich ihn fragte, ob er nicht auch Postkarten oder Poster verkaufe, lachte er und sagte, auf die Idee sei er noch nicht gekommen. Ich versprach, den ersten Kalender zu kaufen, falls er mal einen machen sollte, dann verabschiedeten wir uns und gingen wieder raus.
Als Nächstes ging es dann (wie könnte es anders sein) essen, in ein richtig teures Café. Es schmeckte aber auch sehr gut, und zu meinem Erstaunen entdeckte ich dort auch noch Sauerkraut. Und das, nachdem ich damals ewig nach welchem auf Okinawa gesucht hatte…nun ist aber das Mysterium gelöst, wo es welchen zu kaufen gibt^^
Danach fuhren wir zum yakimura, einem Bezirk, in dem viele winzige Läden waren, die Töpfereien verkauften, meistens in der Form von Geschirr oder shiisa (die kleinen Hundelöwenfiguren). Nach langer Überlegung, viel Plauderei mit Verkäufern und einem Abstecher in ein weiteres Café entschied ich mich schließlich für ein kleines Paar shiisa aus rotem Ton. Größere hätten wohl leider nicht mehr in mein Gepäck gepasst, aber auch die gefielen mir und sie zieren nun mein Wohnzimmer und bewachen mein Ryûkyû-Zertifikat :3

Und das Glas, das ich bekommen habe (links). Ich finde es richtig schön. Das kleine Gläschen rechts habe ich übrigens damals in Nagoya geschenkt bekommen.
Dann war ich total baff, als Yurikos Mutter mich fragte, was mir sonst noch gefiel. Ihr war aufgefallen, dass ich in einem bestimmten Laden einige Tassen bewundert hatte, und so kaufte sie mir kurzerhand eine davon, um genau zu sein einen フリーコップ (japanisches Englisch, soll wohl free cup heißen), im Grunde also ein Glas, in das man alles reintun kann. Ich liebe dieses japanische Englisch – im Japanischen spricht man dabei von 和製英語 (wasei eigo, wörtlich also „in Japan erfundenes Englisch“). Dabei handelt es sich um „englische“ Worte und Begriffe, die es so im Englischen aber nicht gibt, in Japan allerdings verwendet werden. Es gibt recht viele davon, z.B. den ペイパードライバー („paper driver„) für jemanden, der einen Führerschein besitzt, aber nicht Auto fährt. Auch der allseits bekannte サラリーマン („salary man„) für den Büroangestellten kann im Grunde dazu gezählt werden. Zusätzlich gibt es noch mehr, teilweise echt lustige Wortschöpfungen, aber die hier alle aufzuzählen, würde nun doch den Rahmen sprengen. Wen es interessiert, der kann ja mal googeln
Auf jeden Fall freute ich mich sehr über dieses wirklich schöne Geschenk (den Gedanken an mein Gepäck mal beiseite geschoben). Im Anschluss fuhren wir auch noch zum Supermarkt, wo ich noch ein paar Zutaten bekam – unter anderem mein geliebtes フー (fû), sodass ich nun auch daheim fu-chanpuru machen kann. Yosh~!
…Wow, so viel, und das nur für zwei Tage. Für die anderen drei versuche ich mich kürzer zu fassen, versprochen!