Hier also die erste Geschichte – aus Hokkaidô, der nördlichsten Präfektur Japans. Genauer gesagt befand ich mich größtenteils in der Präfekturhauptstadt Sapporo (ja, das ist die mit den Skispringern).
Vorsicht, ein wahrer Monsterbeitrag:
Da ich am 10. März aus Deutschland abgeflogen bin, kam ich am 11. frühmorgens am Flughafen Tokyo Narita an. Noch am gleichen Tag, sechs Stunden später, sollte es weitergehen nach Sapporo. Nachdem ich offiziell eingereist war (d.h. die gefühlt tausend Einreiseformulare ausgefüllt hatte), machte ich mich gleich auf den Weg zu einem ATM – nur um mich darüber zu freuen, dass tatsächlich noch eine Stipendienrate von letztem Jahr auf meinem Konto war. Der Reise stand also nichts mehr im Wege!
Als Nächstes fragte ich an der Information nach, wo ich eine japanische Simkarte kaufen könne, fand nach einigem Herumgeirre schließlich auch den Laden und war wieder voll mit der Welt verbunden. Den Rest der Wartezeit verbrachte ich mit einem Spaziergang sowie einem Kaffee.
Der Flug nach Sapporo verlief auch ohne größere Schwierigkeiten. Vom Flughafen aus nahm ich dann einen Bus in Richtung Stadt – ich würde bei einer Japanerin und ihrer Familie übernachten, die ich vergangenes Jahr in Tokyo kennengelernt hatte. Sie holte mich dann auch von der Bushaltestelle ab, samt fünfjährigen Sohn, der erst recht schüchtern wirkte, dann aber regelrecht einen Narren an mir ausgefressen hat – fortan hieß es jeden Abend „遊ぼう!遊ぼう!“ („Lass uns spielen! Lass uns spielen!“) ^^“
So wurde ich abgeholt und eine etwa zwanzigminütige Autofahrt später kamen wir an den Rand Sapporos zu dem Haus, in dem sie wohnten. Es war echt gemütlich und für mich war sogar schon ein ganz japanisches Zimmer mit Tatami, Futon und Schiebeschrank vorbereitet. Da ich recht müde war und es schon dunkel wurde, verbrachten wir den Abend gemütlich bei Abendessen und einem Gespräch. Als Kimura-sans Mann dann nach Hause kam, begrüßte auch er mich sehr freundlich und hieß mich willkommen. Ich fühlte mich wirklich wohl da!
Schon lustig, hatten wir letzten Sommer doch nur etwa zwei Stunden in einer Unterkunft in Tokyo gequatscht – sind danach aber immer wieder per E-Mail in Kontakt geblieben. Ich glaube, das hatten wir beide nicht erwartet, dass wir uns noch einmal wiedersehen würden Aber ich freue mich natürlich darüber, und wir tauschen auch immer noch Mails aus!
Irgendwann brachte der kleine Sohn dann auch einen Globus vorbei und fragte, wo ich herkam. Als ich ihm Deutschland zeigte, erklärte er seiner Mutter, dass ich von sehr weit herkam. Wie Recht er hatte Dann zeigten mir die beiden in ein paar Reiseführern, die sie extra aus der Bibliothek ausgeliehen hatten, ein paar interessante Orte, die ich besuchen könne. Den Rest des Abends verbrachten wir mit Duplo spielen, wobei er alle meine Bauwerke auseinandernahm, weil sie ihm wohl nicht passten…aber gut, Hauptsache, er hatte Spaß daran^^
Im Übrigen war ich erstaunt, wie gut ich mich noch auf Japanisch verständigen konnte. Ich hatte eigentlich angenommen, ziemlich eingerostet zu sein, trotz Tandem…aber nach nur ein wenig Schwierigkeiten am Anfang wurde es schnell besser und ich habe wirklich das Gefühl, in dem gesamten Monat, den ich „drüben“ war, wieder besser geworden zu sein!
Am ersten Tag in Sapporo brachte mich Kimura-san nach dem Frühstück mit dem Auto zur U-Bahn, von wo aus ich dann weiter in Richtung Innenstadt fuhr. Es war sehr kalt, aber weniger kalt als befürchtet, und es schneite! Es war so weiß! Einfach nur wunderschön…wieso ist der Winter in Deutschland bloß so verregnet? >_<„
Ich machte einen Spaziergang durch die Stadt, ging erst zum Uhrturm, der wohl eine der Sehenswürdigkeiten Sapporos ist, im Grunde aber recht ernüchternd, da er viel kleiner ist, als man annehmen würde xD Aber gut, ein Stückchen weiter entdeckte ich dann akarenga, ein ehemaliges Regierungsgebäude aus rotem Ziegelstein, das nun aber in eine Art Museum umfunktioniert wurde. Ich sah mich kurz drinnen um, es gab viel zu erfahren über den Krieg, die Verbindungen Hokkaidôs mit Russland („grenzt“ ja quasi an und tatsächlich war es einmal von Russland eingenommen worden…weshalb viele Schilder in Haltestellen zusätzlich zu Englisch und Chinesisch noch russische Erklärungen hatten).
Danach ging ich Richtung 円山公園 (maruyama kôen), einem Park etwas weiter entfernt (etwa eine halbe Stunde Fußweg) sowie zugehörigem Schrein. Es war sehr schön dort, und einfach alles weiß mit Schnee. Ich musste aufpassen, wo ich hintrat, und bewegte mich teilweise mehr schlitternd als gehend fort. Aber immerhin schaffte ich es, mir nicht die Beine zu brechen, und kam unbehelligt am Schrein an. Da gerade auch nicht Hauptsaison für Touristen war (wer tut sich schon freiwillig so ein Wetter an (außer mir natürlich)…die meisten Touris zieht es da eher auf die Hauptinsel, um Kirschblüten anzugucken^^), war es recht leer und ich habe vielleicht insgesamt fünf nicht-Asiaten auf Hokkaidô gesehen.
Der Schrein war recht groß und auch ganz schön, mit dem ganzen Schnee…beim Hinausgehen hatte ich aber eine ziemlich gruselige Begegnung: Irgendwann ging ein chinesisches Pärchen an mir vorbei, und plötzlich drehte der Mann sich zu mir um und fragte zögerlich „Can take picture?“. Was würde man bei dieser Frage denken?
Ich zumindest dachte, dass ich ein Foto von den beiden machen solle. Umso überraschter war ich dann, als er sich nach meinem „okay“ neben mich stellte und die Frau ein Foto von uns machte. The heck? o.O‘ Noch nie einen Europäer gesehen oder was? Aber ‚kay…er hatte ja gefragt O_o‘
Danach war ich aber erstmal geschafft und sah zu, dass ich möglichst schnell weg kam^^

Damit man sich ein Bild davon machen kann, wie hoch der Schnee stellenweise lag…^^ Hier würde ich mich vorerst nicht draufsetzen wollen.
So ging (bzw. schlitterte) ich zurück Richtung Stadt, aß spät zu Mittag in der sogenannten Ramen-Alley (im Grunde nur eine Gasse mit sehr vielen Ramen-Läden) und ging dann in Richtung Untergrund, da ich mit der U-Bahn zurückfahren wollte.
Der Untergrund von Sapporo ist übrigens unglaublich riesig; ich habe mich nicht nur einmal verlaufen, dabei suchte ich nur die U-Bahn…aber überall sind Restaurants, Supermärkte und Läden zum Einkaufen, noch viel mehr als in anderen japanischen Städten…ich habe gehört, das läge daran, dass es im Winter so kalt sei. Damit die Leute auch da einkaufen können und nicht durch den Schnee laufen müssen, gibt es eben die Läden unter der Erde. Eigentlich eine gute Idee, aber auch sehr verwirrend…^^
Irgendwann fand ich dann aber tatsächlich auch die Haltestelle und fuhr zurück. Ich hatte mit Kimura-san abgesprochen, dass ich schon am frühen Nachmittag zurückkam, da wir gemeinsam zu Abend essen wollten. So fuhren wir dann alle zu einem Kaitenzushi-Restaurant, wo sie mich einluden. Ich bin ja nicht so der Fischfan (immer noch nicht), aber es war dennoch ganz gut und gab auch genug anderes zu essen. Nach dem Essen fuhren wir dann zum 白い恋人公園 (shiroi koibito kôen), einem kleinen Park, der nachts schön beleuchtet wurde und bei dem es eine Süßigkeitenfabrik gab. Es war sehr sehr schön da, und um 19 Uhr wurde auch Musik gespielt und einige Figuren beim Uhrturm bewegten sich.
Nach dieser kleinen Vorstellung fuhren sie mich hoch auf den asahiyama (朝日山), von dem aus man eine schöne Nachtsicht auf Sapporo hat. Das letzte Stück musste man nur eben hochlaufen, und meine Schuhe waren alles anderes als geeignet für den ganzen Schnee…ich habe mich recht verzweifelt an das Geländer geklammert, um nicht auszurutschen, kam aber irgendwann tatsächlich oben an und ich muss sagen, es hat sich gelohnt: Es. War. Einfach. Wunderschön.
Ich erinnere mich noch an die Nachtsicht auf Nagasaki – es heißt, sie sei eine der Top 3 Ansichten Japans. Ohne Witz, Sapporo gefiel mir um Einiges besser. Vielleicht lag es auch an dem ganzen Schnee, aber ich habe selten etwas so Schönes gesehen…man kann es eigentlich gar nicht in Worte fassen, und Fotos können das auch nicht einfangen. Wer mal nach Sapporo geht, dem kann ich das einfach nur empfehlen, besonders im Winter.
Dafür war es mir auch wert, auf dem Rückweg mehrmals fast (!) auf die Nase zu fallen, weil ich ja auch wieder RUNTER von dem Berg musste. Aber es hat sich allemal gelohnt!
Auf dem Rückweg fuhren wir noch am Riesenrad von Sapporo vorbei, damit ich es mal sehen konnte, dann ging es zurück. Insgesamt also ein vollgepackter Tag, von morgens bis abends, aber echt schön. Da es schon spät war, gingen wir auch alle recht früh schlafen – natürlich erst, nachdem ich eine Art Kinder-Version von shogi (japanisches Brettspiel) mit dem Sohn meiner Gastfamilie gespielt hatte
Auch die nächsten Tage waren sehr schön, doch dazu ein andermal mehr!
- Akarenga von Weitem.
- Drinnen: Vitrine mit Sake.
- Und mit Wasser. o.O
- Gartenstück mit Schnee!
- Die kleinen Bäumchen hatten zum Schutz gegen die Kälte Mäntel an!
- Da die Eiszapfen gefährlich sein konnten, war vor manchen Gebäuden ein Bereich mit abgeriegelt.
- Nur in Japan: Reifen, damit Kinder im Schnee rutschen können!
- Schrein von Hokkaidô.
- Pointless Selfie im Schnee.
- Sooo viiiel Schneeee!
- Die Ramen-Alley.
- Noch eine fast gänzlich versunkene Bank.
- Let it snow~
- Trotzdem war der Himmel schön blau.
- Sah leicht bayrisch aus.
- Die Beleuchtung war wirklich schön.
- Später kamen auch Seifenblasen heraus!
- Schneemänner mit sehr japanischen Gesichtern xD
- In der Süßigkeitenfabrik.
- Kaitenzushi: Teller mit Sushi fuhren an einem vorbei…
- …wer wollte, konnte aber natürlich auch bestellen. Das wurde dann auf einem Auto oder Zug geliefert ;)
- Kaitenzushi Japan-Style! Ich glaube, nur ein Bruchteil ist von mir ^^“